Westdentsche Handels= und Plantagengesellschaft.
Dem Bericht über das Geschäftsjahr 1902 ent-
nehmen wir nach dem „Tropenpflanzer“ folgende
Mitteilungen:
Der Plantagenbetrieb wurde dahin reorganisiert,
daß derselbe möglichst keiner weiteren Zuschüsse be-
darf. Aus diesem Grunde wurden die Plantagen
Schoeller und Maumbai gegen einen bestimmten
Prozentsatz der Bruttoernten verpachtet. Die Plan-
tage Putini erhält nur noch so viel Mittel, als un-
bedingt zur Erhaltung der bestehenden Anlagen
notwendig sind. Die Plantage Magrotto ergab im
Berichtsjahr rund 500 Centner arabischen Kaffee in
der Hornschale, gegen 1200 Centner im Vorjahre,
doch konnte infolge vieler mangelhaft entwickelter
Bohnen der frühere Durchschnittspreis nicht erzielt
werden. Die Ernte des Liberiakaffees wird wegen
verspäteter Reise erst in diesem Jahre zur Verrech-
nung kommen. Durch intensivere Bewirtschaftung
der guten Lagen, namentlich durch Zuführung von
künstlichenmn und Stalldünger, wird ein günstiger
Einfluß auf die Fruchtentwickelung und die Qualität
des Kaffees erwartet. Die Versuche mit Vanillekultur
sollen wegen der unverhältnismäßig hohen Kosten,
welche die Aufbereitung kleiner Ernten verursacht,
nicht fortgeführt werden. Die Agavenpflanzungen der
Plantage Kiomoni sind dagegen recht befriedigend.
Die Fabrikanlage zur Bereitung der Faser ist im
Berichtsjahre fertiggestellt, und es konnte bereits
Ende November 1902 die Mauritius-Hanfernte in
Angriff genommen werden. Die Gesamternte an
Mauritiushanf im Jahre 1903 wird auf 200 000 kg
geschätzt, 50 000 kg sind davon bereits in Europa
eingetroffen und zu sehr befriedigenden Preisen ver-
kauft. Der Bestand auf Kiomoni betrug Ende 1902
220000 Mauritiusagaven und 200 000 Sisalagaven.
Der Bestand der wertvolleren Sisalagaven soll im
Laufe dieses Jahres bedeutend vermehrt werden;
die erste größere Sisalernte ist 1904 zu erwarten.
Auch der Stand der Kokospflanzung wird als be-
friedigend bezeichnet; im Berichtsjahre wurde eine
kleine Ernte im Werte von 1000 Mk. erzielt, von
1904 an werden größere, mit dem Beginn der
Tragfähigkeit weiterer Bestände erheblich steigende
Ernten erwartet.
Kamerun.
Bericht des Hauptmanns Engelhardt über seine Reise
von Bertua nach Jaunde.
Im Anuschluß an seinen in der vorigen Nummer
öffentlichten Bericht über seine Reise von Mbua-
Besimbo nach Bertua berichtet der Leiter der Süd-
kamerun-Grenzexpedition, Hauptmann Engelhardt,
aus Jaunde unter dem 13. März d. IJs.:
Den Weg nach Jaunde beabsichtigte ich mir
zwischen der Route des Unteroffiziers Staadt (1898)
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im Norden und der des Oberleutnants Freiherrn
v. Stein (1901) im Süden zu suchen und soweit
als möglich dem Jong oder Long zu folgen, der nach
der Karte auf diesem Weg überschritten werden
mußte. Dem Trägermangel, an dem die Expedition
seit ihrem Abmarsch von Sangoma am Kadei litt
und der ihr oft Aufenthalt verursacht hatte, war auch
in Bertua nicht abzuhelfen gewesen. Die Bala konnten
bei ihrer grenzenlosen Furcht vor den Waldbewohnern
zu Trägerdiensten im Urwaldgeblet nur unter An-
wendung von Gewalt gezwungen werden; dies wollte
ich vermeiden, um einerseits die Bewohner von Ga-
mana nicht aufs neue zu beunruhigen, andererseits des
ungünstigen Eindrucks wegen, den es auf die Be-
wohner der von mir berührten Gegenden gemacht hätte.
Gerade sie sollten vom Weißen, den sie zum ersten
Male sahen, einen guten Eindruck gewinnen, damit
sie ungehindert jeden nach mir desselben Weges zie-
henden Europäer passieren lassen und in Verkehr
mit ihm treten würden, kurz damit der Weg Bertua—
Jaunde geöffnet würde. Daß bei der zur Fort-
schaffung der Lasten ungenügenden Zahl von Trägern
das Vorwärtskommen der Expedition von dem guten
Willen der Eingeborenen abhängen und der Marsch
verlangsamt werden würde, war für mich sehr unan-
genehm, da ich Eile hatte, Jaunde zu erreichen, um
die günstige Zeit zu den Mondbeobachtungen nicht
vergehen zu lassen. Indessen hatte ich vom Sultan
Diba erfahren, daß vier bis sechs Tage westlich von
Gamana am Long bereits eine von einem Weißen
besetzte Faktorei sei, wo ich Träger bis Jaunde an-
werben zu können hoffte. Wie ich vorausschicken
will, bewahrheitete sich diese Nachricht nicht. Zunächst
half ich mir damit, daß ich durch die Träger der
Expedition einen Teil der Lasten drei Tagemärsche
weit nach Tumbo voraustragen und dort unter Be-
wachung von Soldaten niederlegen ließ, während die
Träger nach Gamana zurückgingen.
Am 19. Januar konnte ich, nachdem ich eine für
die Längenbestimmung hinreichende Anzahl von Mond-
höhen beobachtet hatte, von Gamana aufbrechen.
Nach etwa dreistündigem Marsch wurde Salang, das
letzte von Baia bewohnte Dorf, passiert und bald
darauf die Grenze zwischen Savanne und Urwoald,
die hier zugleich die Grenze des Sultanats Bertua
ist, überschritten. Das Dorf Gurgo am Dyu, wo
ich lagerte, liegt bereits im Urwald; die Bewohner,
Gokum, stehen nur in ganz losem Abhängigkeits-
verhältnis zu Bertua. Die Grenze zwischen dem
Handel des Kongobeckens und der Haussa einerseits,
der Kamerunküste andererseits läuft hier durch. Neben
den Stoffen und Perlen, die die Gesellschaft Süd-
des Deutschen Kolonialblattes, S. 361/362, ver-
kamerun und die französischen Konzessionsgesellschaften
in den Handel bringen, neben Haussagewändern und
den von den Haussa eingeführten außerordentlich be-
liebten matten, fettig glänzenden und opalisierenden
Perlen, die in Lagos abgeschliffen werden, sah ich
hier zum erstenmal die langen Haumesser und die
Vorderlader, die von der Batangaküste her in den