Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Landeskunde der deutschen westafrikanischen 
Kolonien (Deutsch-Südwestafrika, Kamerun 
und Togo): Dienstags, Freitags, 10—11 Uhr 
vorm., Herr Prof. Dr. Lippert. 
Über Kolonien und Kolonialpolitik: Mittwochs, 
Sonnabends, 10 —11 Uhr vorm., Herr Lega- 
tionsrat Prof. Dr. Helfferich. 
Derselbe wird privatim und unentgeltlich eine Vor- 
lesung „Über Grundlagen der National- 
Otonomie“ für junge Kaufleute und Bank- 
beamte in den Abendstunden halten: Dienstags, 
Freitags, 7—8 Uhr. 
Außerdem wird Herr Prof. Dr. Köbner, Admirali- 
tätsrat im Reichs-Marine-Amt, eine unentgeltliche 
Vorlesung halten über Deutsches Kolonial-= 
und Konsular-Recht: Dienstags, 4—5 Uhr 
nachmittags. 
* * 
Im laufenden Sommerhalbjahr werden die Vor- 
lesungen an dem Seminar folgendermaßen besucht: 
die Klasse für Chinesisch von 24, für Japanisch von 7, 
für Arabisch von 20, für Persisch von 7, für Türkisch 
von 8, 
für Englisch von 61, für Französisch von 42, für 
Neugriechisch von 8, für Russisch von 41, für Spa- 
nisch von 14 und für Realien von 97 Studierenden. 
Die Besucherzahl der wissenschaftlichen Lehrkurse für 
Kaufleute, Bankbeamte und Techniker beträgt 42, 
außerdem besuchen 3 Hospitantinnen den Seminar- 
unterricht. Die Gesamtzahl der Seminarbesucher 
beträgt 229. 
Deutsch-koloniale Baumwollunternehmungen. 
Ermutigt durch die Ergebnisse der Baumwoll- 
kulturversuche 1901 in Togo hat das Kolonial- 
Wirtschaftliche Komitee im Frühjahr 1902 nach 
Aufbringung neuer Mittel in Höhe von rund 
300000 Mk. aus kolonialen und industriellen Kreisen 
seine Baumwollunternehmungen durch Einbeziehung 
von Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwest- 
afrika sowie von Kleinasien auf eine breitere Grund- 
lage gestellt. 
Über die Ergebnisse seiner Baumwollunterneh- 
mungen in den deutsch -afrikanischen Schutzgebieten 
1902/03 berichtet das Komitee auf Grund der 
Feststellungen und Kalkulationen seiner Experten, 
wie folgt: 
Die Ausbreitung der Baumwollkultur als Ein- 
geborenenkultur in Togo hat Fortschritte gemacht, 
insbesondere durch die Ansiedelung amerikonischer 
Baumwollfarmer als Lehrmeister, durch die Ein- 
richtung von Baumwollmärkten mit Aufkauf= und 
Ginstationen, durch Feststellung einer größeren Aus- 
giebigkeit der Eingeborenenbaumwolle (500 Pfund 
entkernte Baumwolle aus durchschnittlich 1600 Pfund, 
gegen durchschnittlich 1800 Pfund unentkernte Baum- 
wolle im Vorjahre), durch Verbilligung des Ginnens 
401 
für Suaheli von 26, für Haussa von 8, 
  
und des Landtransports infolge Verwendung von 
Zugvieh und durch Verbilligung des Seetransports 
infolge Verringerung des Volumens der Ballen durch 
vorteilhaftere Pressung (1 gegen 2 chm per Ballen 
à 500 Pfund). 
Die Kalkulation des zweiten Versuchsjahres 1902 
stellt sich für einen Ballen Baumwolle à 500 Pfund 
loko Bremen, ausschließlich der Kosten für Geschäfts- 
führung und Amortisation: 
1600 Pfd. unentkernte = 500 Pfd. entkernte 
Baumwolle, per 3 Pfd. unentkernte Baum- 
wolle 25 Pf.“) 133.35 Mk. 
  
  
Ginnen mit Viehbetrieb 14, — 
Pressen mit Viehbetrieb 5.-—— 
Transport auf Wagen, bespannt mit Zugdieh 
von Tove nach Lome (110 kin) · . 1#,— 
Verschiffungsspesen . .... 5.— 4 
Fracht bio Bremen 20.— 
Verschiedene Unkosten, Landungaspesen, See- 
versicherung 2c. 10— 
Zusammen 205,35 Mk. 
Erlös bei dem Marktpreis im Juni 1003 von 
67 Pf. per Pfund = für einen Ballen 
4 500 Pfund — 
Mindestwert von 1100 Pfund Baumwollsaat 
als Saatgut oder zur Olbereitung im Ver— 
hältnis zu 1300 Pfund Mk. 10)4 8.50 
Zusammen 343,50 Mk. 
Das Gewicht der Ballen im zweiten Versuchsjahr 
betrug durchschnittlich 500 Pfund gegen durchschnittlich 
375 Pfund im Vorjahr; den Ballen à 500 Pfund 
berechnet, betrug der Kubikinhalt der Ballen im 
Jahre 1901 2 chm, in diesem Jahr 1 chm. 
Zur Ausfuhr aus Togo gelangte 1902 — gegen- 
über dem ersten Versuchsjahr — die doppelte Baum- 
wollmenge (50 000 Pfund entkernte Baumwolle). 
Neue Baumwollfelder, namentlich in Mittel= und 
Südtogo, sind angelegt; Faktoreien befassen sich be- 
reits, wenn auch in bescheidenem Umfange, mit dem 
Aufkauf von Baumwolle. Eine deutsche Togogesell- 
schaft ist im Laufe dieses Jahres begründet, welche 
sich neben allgemeinem Faktoreibetrieb dem Baum- 
wollaufkaufgeschäft widmen wird. 
Zur möglichsten Sicherstellung der Kulturen 
gegen Schädlinge 2c. entsendet das Komitee nunmehr 
eine pflanzenpathologische Expedition nach Westafrika; 
auch sind Versuche angestellt über das Sterilisieren 
von Baumwollsaat. 
Die Trassierungsarbeiten einer Eisenbahn Lome— 
Palime zur Aufschließung der Baumwollgebiete auch 
im Innern der Kolonie sind im Mai d. Is. zum 
Abschluß gebracht. 
Die Baumwollkulturversuche in Deutsch-Ost- 
afrika, namentlich in den Küstendistrikten Tanga, 
Muhesa, Dar-es-Saläm, Kilwa und in den Gebieten 
des Viltoria- Nyanza und Nyassasees, haben günstige 
*) Als Grundpreis der Baumwolle ist der den Ein— 
geborenen bezahlte Einkaufspreis: 25 Pf. für 3 Pfund 
unentkernte Baumwolle, angenommen. 
**) In Amerika beträgt der Durchschnittswert für 
Baumwollsaat 10 Dollar für 1000 kg = rund 22 Mk. 
für 1100 Pfund.
	        
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