Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Sur Statistik des Außenhandels von Deutsch-Südwestafrika 
im Jahre J902. 
Der Außenhandel des südwestafrikanischen Schutz- 
gebietes hat seit dem Jahre 1897 folgende Ent- 
wickelung auszuweisen: 
; Gesamt- 
Einfuhr Ausfuhr handel 
Mk. Mk. Mk. 
1897 4 887 325 1246749 6 134 074 
1899 5 868 281 915784 6 784 065 
1899 8 941 154 1 399 478 10 340 632 
1900 6 968 385 907 565 7 875 950 
1901 10 076 494 1241761 11317 256 
1902 8667 660 2212973 10 780 523 
Der Gesamthandel zeigt im Jahre 1902 gegenüber 
den bisher höchsten Ziffern des Jahres 1901 einen 
Rückgang um etwa 537 000 Mk., ist aber immer noch 
größer als der Gesamthandel irgend eines der Jahre 
vor 1901. Der Rückgang gegenüber dem Jahre 1901 
beruht ausschließlich auf einer Abnahme der Einfuhr; 
diese hat einen um 1 508 000 Mk. geringeren Wert 
erreicht als im Vorjahr, während die Ausfuhr um 
971 000 Mk. gestiegen ist. 
Die Ursachen des Einfuhr-Rückganges treten 
deutlich zu Tage, wenn man die Bewegung der 
einzelnen Warengruppen einer Betrachtung unterzieht. 
Am weitaus stärksten abgenommen hat die Einfuhr 
von Eisenwaren, die von 5279 Tonnen im Wert 
von 1 784 000 Mk. auf 1585 Tonnen im Wert von 
693 000 Mk. gesunken ist; der Rückgang des Ein- 
fuhrwertes hat mithin bei dieser einzigen Position 
1 091 000 Mk. betragen. Ferner hat die Einfuhr 
von Maschinen und Instrumenten um 287 000 Mk. 
abgenommen. Ebenso ist bei der Einfuhr von Bau- 
und Nutzholz, von Holzwaren, von Zement und 
Steinen rc. ein Rückgang zu verzeichnen. In diesen 
Ziffern tritt die Beendigung des Baues der Eisenbahn 
Swakopmund —Windhoek und der Mole in Swakop- 
mund deutlich zu Tage. Eine beträchtliche Abnahme 
hat ferner erfahren die Einfuhr von lebenden Tieren 
(um 381 000 Mk.) und die Einfuhr von Wagen 
und Karren (um 194 000 Mk.). Die Einfuhr bei 
diesen beiden Positionen hatte im Vorjahre infolge 
der Bureneinwanderung einen durchaus ungewöhn- 
lichen Umfang angenommen, so daß der nunmehr 
eingetretene Rückgang nur den Wiedereintritt der 
normalen Verhältnisse bedeutet. 
Die Beendigung der erwähnten großen öffent- 
lichen Arbeiten, durch welche zahlreiche Arbeitskräfte 
freigesetzt wurden, mußte an sich die Tendenz haben, 
auch die Einfuhr von Verzehrungs= und Gebrauchs- 
gegenständen aller Art zu vermindern. Es ist als 
ein günstiges Zeichen anzusehen, daß eine solche Ver- 
minderung in nennenswertem Umfang nur beim Bier 
eingetreten ist (um 88 000 Mk.), offenbar infolge 
der zunehmenden Produktion und des gesteigerten 
Absatzes der im Schutzgebiet bestehenden Brauereien. 
Ebenso dürfte die Abnahme der Einfuhr von Platten- 
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tabak auf die Zunahme der Tabakgewinnung im 
Schutzgebiet zurückzuführen sein. Die meisten übrigen 
Verzehrungsgegenstände und Genußmittel haben im 
Jahre 1902 eine weitere Einfuhrsteigerung erfahren, 
so die Position Fleisch und tierische Erzeugnisse aller 
Art eine Steigerung um 180 000 Mk., Reis, Korn- 
und Hülsenfrüchte eine Steigerung um 99 000 Mk., 
Kaffee und Tabakfabrikate um je 63 000 Mk. Auch 
die Einfuhr von Geweben und Bekleidungsgegen- 
ständen ist um 130 000 Mk. gewachsen. Ebenso 
haben, im Gegensatz zu den Eisenwaren, die sonstigen 
Metallwaren eine Vermehrung der Einfuhr aufzu- 
weisen. Die Einfuhr von Dynamit und sonstigen 
Sprengstoffen ist um 89 000 Mk. gestiegen. 
Unter den Herkunftsländern der Einfuhr des 
südwestafrikanischen Schutzgebiets nimmt Deutschland 
— wie auch in früheren Jahren — mit 7 229 000 Mk. 
weitaus die erste Stelle ein. An zweiter Stelle 
folgt das Kapland mit 1 079 000 M., an dritter 
England mit 186 000 M.; die Einfuhr aller übrigen 
Länder betrug nur 73 000 Mk. Hinsichtlich der 
Einfuhrwege ist hervorzuheben, daß über Walfischbay 
nur Waren im Wert von 9204 Mk. importiert 
wurden; über die Landgrenzen des Schutzgebiets 
kamen Waren im Wert von 435 000 M.; die Haupt- 
masse der Einfuhr mit 8 123 000 Mk. ging über 
die deutschen Hafenplätze. 
Die für Rechnung der Regierung erfolgte Ein- 
fuhr erreichte einen Wert von 2 882 000 Mk., d. h. 
etwa ein Drittel der Gesamteinfuhr. Besonders stark 
war die Einfuhr der Regierung an Proviant, an 
Bekleidungsgegenständen, Metallwaren und Bau- 
materialien. 
Die Ausfuhr des Schutzgebiets verdankt ihre 
Steigerung um nahezu eine Million Mark dem 
Umstand, daß nach der Überwindung der Rinderpest 
und der Aufhebung der von der Kapregierung verfügten 
Grenzsperre zum ersten Male ein Export von Vieh in 
größerem Umfang möglich geworden ist; die Vieh- 
ausfuhr hat den Wert von 1 024 000 Mk. erreicht 
gegen 120 000 Mk. im Vorjahr. Die Ausfuhr von 
Guano, die noch im Vorjahr mehr als zwei Drittel 
der Gesamtausfuhr des Schutzgebiets ausgemacht 
hatte, ist, obwohl sie von 850 000 auf 854 000 Mk. 
gestiegen ist, an die zweite Stelle unter den Ausfuhr- 
artikeln getreten. Eine immerhin beachtenswerte 
Steigerung hat ferner die Ausfuhr von Häuten, von 
Robbenfellen und Straußenfedern erfahren. 
Von der Ausfuhr gingen 1 151 000 Mk., etwas 
mehr als die Hälfte, nach dem Kapland (vor allem 
die gesamte Viehausfuhr); an zweiter Stelle unter 
den Bestimmungsländern stand England mit 
708 000 Mk., wohin der größte Teil des im Schutz- 
gebiet gewonnenen Guanos verschifft wird; an dritter 
Stelle stand Deutschland mit 353 000 Mk. Die 
Ausfuhr nach den übrigen Ländern war gänzlich 
bedeutungslos.
	        
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