Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

— 
handen, von welchen 30 000 tragen; der Stand 
dieser Kultur ist ausgezeichnet. Von rotem Pfester 
(Chillies) sind seit Oktober 1902 920 Sack, 588 
Zeniner hereingekommen, wofür durchschnittlich 
32⅛ Mk. pro Zentner erzielt wurden. Die Ver- 
breitung dieses Produktes bei uns ist eine außer- 
ordentliche, so daß wir wohl 3000 Zentnuer im 
Jahre würden ernten können, menn Arbeiter in ge- 
nügender Zahl zu haben wären und die Leute nicht 
durch die Schärfe des Pfeffers abgeschreckt würden. 
Herr Weißenborn ist indessen bemüht, wenigstens 
1500 Zentner zum Versand zu bringen. Die Ceara- 
Kautschukanpflanzung ist auf 11 000 Bäume aus- 
gedehnt morden, deren Stand gut ist; an Saatmaterial 
zur weiteren Ausbreitung ist kein Mangel. Von 
Vanille ist der Bestand der gleiche geblieben; wir 
wollen den Erfolg abworten, ehe wir zur weiteren 
Ausdehnung schreiten. — Herr Professor Zimmer- 
mann, der Kaffeebau-Sachverständige, hat vor kurzer 
Zeit unsere Pflanzungen besichtigt und das Urteil 
des Herrn Weißenborn bestätigt, wonach wir mit 
Kaffee keine Aussicht auf dauernden Erfolg haben 
werden. Professor Zimmermann fand das Aussehen 
des Kakaos dagegen prächtig und aussichtsvoll. Er 
stellte bei dieser Gelegenheit das Borkommen des 
Caxica Papaya-Baumes auf Segomga fest; eine kleine 
Probe Papain, die Herr Weißenborn aus dem Safte 
der Früchte dieses Baumes hergestellt hat, ist von- 
einer renommierten chemischen Fabrik günstig beurteilt 
worden. Der Preis dieses Produktes (für medi- 
zinische Zwecke) schwankt zwischen 1000 bis 2000 Mk. 
pro Zentner. Nach den Mitteilungen unseres Pflan- 
zungsleiters ist der Carica-Baum in großen Mengen 
vorhanden und gedeiht sehr gut. Leider war aus 
Unkenntnis der Sache eine größere Anzahl dieser 
Bäume vor Ankunft des Herrn Professor Zimmer- 
mann gekappt worden; der Baum ist jedoch leicht 
nachzupflanzen und in 6 bis 8 Monaten schon er- 
tragfähig. — Die Anlage eines geraden Weges von 
unserer Pflanzung nach Tanga ist wegen Terrain= 
schwierigkeiten undurchführbar. Nachdem nun die 
Eisenbahnfrachtsätze erheblich herabgesetzt worden sind, 
gewinnt die Anlage eines direkten Weges von Segoma 
nach der nächsten Eisenbahnstation Ngomeni eine erhöhte 
Wichtigkeit für uns. Die Verhandlungen zur Her- 
stellung eines solchen Weges sind im Gange. — 
Das von uns 1903 erworbene Gebiet unseres öst- 
lichen Nachbarn, des Herrn E. Lancon, in Größe 
pon 10 000 ha, ist in seiner ganzen Ausdehnung 
geeignet für die Kultur von Kapok, für weißen 
Pfeffer, für Baumwolle und für Sisal-Agaven und 
mit 100 bis 150 ha für Kakoo, fermer ist der rote 
Pfeffer wildwachsend über das ganze Besitztum ver- 
breitet. Erst wenn die Frage einer billigen Trans- 
portgelegenheit für unsere Güter eine befriedigende 
Lösung gefunden hat, werden wir eventuell auch dem 
Anbau von Baumwolle und Sisal-Agaven nähertreten 
können. — Herr Weißenborn wird nunmehr unter- 
stützt von zwei jungen Assistenten, die wir zu Beginn 
  
544 — 
1903 hinausgesandt haben; einer derselben ist auf 
der Kolonialschule in Witzenhausen ausgebildet wor- 
den, der andere ist Gärtner. — Nach den dar- 
gelegten Resultaten haben wir Aussicht, es zu 
exreichen, doß in 1903 die Einnahmen die Ausgaben 
decken werden. 
Wißenschaftliche Sammlung. 
Der Stabsarzt in der Kaiserlichen Schutztruppe 
für Deutsch-Ostafrika Dr. Philipps hat der zoe- 
logischen Sammlung des Königlichen Museums für 
Naturkunde zu Berkin eine von ihm im Bezirk 
Songea zufammengebrachte Sammlung zoologischer 
Gegenstände als Geschenk überwiesen, und zwar: 
6 Säugetierschädel, 3 Säugetiergehörne, 9 Rep- 
tilien, 4 Käfer, 1 Hymenopteren, 2 Dipteren und 
1 Larve, 10 Rhynchoten, 5 Orthopteren, 2 Köni- 
ginnenkammern von Termiten, 3 Tausendfüßer, 
6 Spinnentiere und 1 Bandwurm. 
Die Konservierung der Tiere war durchweg gut. 
Die Säugetierschädel und -gehörne gehören 
sämtlich Arten an, die hier :ur sehr unzulänglich 
vertreten find. Die Schädel des Löwen, Leoparden, 
Pavians und der Hyäne tragen viel zur Aufklärung 
der in Deutsch -Ostafrika lebenden geographsschen 
Formen dieser Arten bei. Die Gehörne sind teils 
als bemerkenswerte Jugendformen, teils wegen ihrer 
eigentümlichen Bildung sehr willkommen. Die Rep- 
tilien sind wegen ihres Fundortes interessant. Die 
niederen Tiere bilden sehr erwünschte Ergänzungs- 
stücke und waren willkommen. 
Bamrrun. 
Schlußbericht des Gberleutnants Fu##n. v. Stein über 
die Beendigung der Bertna- Expedition. 
E. 
Der Chef der Verwaltung des Ssanga-Ngoko- 
gebietes, Oberleutnant Frhr. v. Stein, hat aus 
Ganakoil unter dem 1. Februar d. IJs. über die 
Beendigung der Bertua-Expedition 1902 3) folgenden 
Schlußbericht erstattet: 
Nachdem die durch den Tod Bertuas jetzt bedeutend 
vereinfachten Verhandlungen mit dessen Nachfolger im 
Sine einer völligen Erschlioßung der Einflußsphäre 
Bertuas für die Südkamerun-Gesellschaft abgeschlossen 
waren, bestimmte Instruktionen über die weitere Be- 
einflussung der bekämpften Unterstämme an den regie- 
rungsfroundlichen Nachfolger Bertuas, den vorherigen 
Yeruma Dibaz erteilt und betreffs Behandlung spä- 
terer Forderungen von seiten gouvernementuler oder 
anderer deutschen Expeditionen, basonders im Sinne 
des für Gamane beabsichtigten Besuchs eine# Teils 
der Grenzexpedition, Anordnungen getroffen waren. 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, Nr. 9, 10, 1 10
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.