Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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genommen und anscheinend gut verstanden. Die 
Auseinandersetzungen mit Bimba wurden durch Er- 
klärungen betreffs seiner Rechte und Pflichten der 
bei ihm anzulegenden Faktorei gegenüber noch ergänzt. 
In der Zwischenzeit hatte Bimba durch weithin 
flußauf= und abwärts gesandte Boten sämtliche vor- 
handene Kanus zusammenbringen lassen, mit deren 
Hilfe ich eine Dumeexploration bis zum Straßen- 
übergang bei Mokbe vornehmen und gleichzeitig eine 
zweite bezüglich der Distanzen weniger unsichere 
kartographische Verbindung zwischen den Routen der 
Nordwestexpedition 1901 und der Bertugexpedition 
1902 herstellen wollte. Der eigentümlich schmalen 
Bauart der sehr schweren und langen Kanus halber 
war es jedoch nach einer Belastungsprobe nicht 
möglich, die gesamte Expedition trotz ihrer starken 
Reduzierung auf dem Wasserwege zu befördern, und 
ich mußte gleichzeitig eine Landabteilung unter Füh- 
rung eines farbigen Feldwebels etwa auf der alten 
Plehnschen Route formieren, obwohl vorauszusehen 
war, daß bei dem augenrblicklich erreichten höchsten 
Wasserstand dieselbe teilweise erhebliche Schwierig- 
keiten haben würde. 
Am 7. November konnte ich in Bimba die Ab- 
fahrt antreten, nachdem ich meinen vielfachen Ver- 
pflichtungen durch Ausgabe einer größeren Menge 
von in Mokbe einzulösenden Bons gerecht geworden 
war, da Tauschwaren von der Bertuaexpedition nur 
wenig mitgeführt wurden. Dieser Modus der Be- 
zahlung hat in keiner Weise Mißtrauen erweckt, sich 
vielmehr sehr gut eingeführt, eine wesentliche Erleich- 
terung für spätere Expeditionen, da diese dann stets 
auf die Ausrüstung nur weniger Depots sich be- 
schränken können, um allen Anforderungen an Gegen- 
geschenken, an Träger-, Führer-, Unterkunfts-, Ver- 
pflegungs= und Kanubezahlungen gerecht zu werden, 
ohne von einer größeren Lastenzahl abzuhängen. 
Die Flußerkundung ergab ein den früheren Er- 
kundungen entsprechendes Bild. Soweit der zur Zeit 
gerade höchste Regenzeitwasserstand ein Urteil erlaubte, 
bildet der Dume eine 40 bis 80 m breite bequeme 
Verkehrsstraße von Bimba bis nach Rdungi, dem 
jetzigen Ubergangspunkt der Karawanenstraße Beri— 
Yukaduma bis Mokbe. Auch ergaben weitere Er- 
kundungen eine Benutzbarkeit des Flusses oberhalb 
Bimba bis mindestens in das Bepolland hinein. 
Eine weitere nach meinen Angaben von dem Agenten 
der Gesellschaft Südkamerun, Herrn Grünewald, von 
Ndungi bis zur Einmündung in den Kadsi ausge- 
führte und kartographisch ausgenommene Kanufahrt 
gab ebenfalls entsprechend den früheren Erkundungen 
eine vollständig benutzbare, hier schon 80 bis 100 m 
breite Wasserstraße, so daß also ein Verkehr zu 
Wasser auf dem Kadsi fast von Korodontue auf der 
Staadtschen Route bis weit oberhalb Bimba im 
Dume möglich ist. Unterhalb das Zusammenflusses 
mit dem Dume ist ein Flußverkehr nur in einigen 
Monaten des Jahres bis etwas über Ndelele hinaus, 
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aber nur unter Passieren mehrerer Schnellen und 
mit leeren Kanus, möglich. Soweit sich bei dem 
außerordentlich hohen Wasserstand ein Urteil ge- 
winnen ließ, sind die Flußtiefen auch in der Trocken- 
zeit auf der gesamten fahrbaren Strecke beider Flüsse 
für Fahrzeuge mit etwa 1 m Tielkgang durchaus 
ausreichend. Nur bei dem alten (Plehnschen) Mo- 
lambidorf und bei Sambara befinden sich kurze 
Strecken, die bei hoher Trockenheit vielleicht Schwie- 
rigkeiten bereiten werden, obwohl die Eingeborenen 
behaupten, stets dort passieren zu können. Es wird 
dazu wie auch zur Uberwindung der vielen kurzen 
Biegungen bei geringer Flußbreite ein nicht allzu- 
langes, auch schmales und vor allem gut steuerndes 
Fahrzeug erforderlich sein, das für die Nutzbar- 
machung der Dume-Kadöiregion für die Gesellschaft 
Südkamerun vielleicht notwendig werden wird. An 
eine dauernde Verbindung zwischen den einzelnen 
Faktoreien durch die unpraktischen Kanus der Einge- 
borenen wird schon wegen der sehr heftigen Strömung 
in beiden Flüssen, hauptsächlich im Kadöi, nicht ge- 
dacht werden können. Ein Verkehr flußauswärts 
durch Ruderbetrieb ist aus diesem Grunde kaum 
möglich, während das bei den Eingeborenen übliche 
Flußaufwärtsstaken der Kanus dem Landmarsch gegen- 
über eine außerordentlich viel längere Zeit erfordert. 
Natürlich wird die Beschaffung eines entsprechenden 
Fahrzeuges schon der hohen Transportkosten halber 
von der Produktivität der neu in Angriff genommenen 
Region abhängen. Die nutzbringend dafür zur Ver- 
fügung stehende Wasserstraße wird allerdings in 
Luftlinie mindestens 150 km lang sein. 
In der Zeit vom 7. bis 11. November wurde 
diese Flußerkundung ausgeführt. Ein Ruhetag in 
dem neuen, großen und produltiven Dorfe des 
Bumbienhäuptlings Ngola wurde zu Besprechungen 
im Faktoreiinteresse benutzt, die befriedigend verliefen, 
wenn auch die Installierung eines dort jedenfalls 
nötigen Postens der Gesellschaft Südkamerun zur 
Zeit noch nicht stattfinden konnte. Der Produkten- 
einkauf bei gelegentlichen Besuchen in Ngola und die 
Trägergestellung haben selther einen guten Fortgang 
genommen. Eine Gesandtschaft des großen zu 
Mokbe gehörigen Dorfes Molambi und eine des 
neuerdings schon wieder mit Beri in Streit geratenen 
Yama wurden ebenfalls in Ngola empfangen. Durch 
eine ernste Vermahnung an Yama und eine eben- 
solche Botschaft an Beri ist fürs erste wenigstens, 
wie mir nach Ndungi weitere Gesandte beider Par- 
teien und noch spätere Mitteilungen des Regions- 
agenten meldeten, die Ruhe wiederhergestellt. Der 
Regionsagent ist in der Behandlung der Eingeborenen 
sehr geschickt. 
In der Ngola= sowohl wie in der Sambara- 
gegend (neues Dorf vor Kuma) wurde vergeblich 
der Ort des Plehnschen Flußüberganges vom alten 
Molambi aus genauer zu identtifizieren versucht. In- 
folge des seither eingetretenen Lagewechsels der meisten 
in Frage kommenden Dörfer und der damit verbun-
	        
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