Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

unterricht, unterbrechen den Missionär und wieder- 
holen die gegebenen Erklärungen in ihrer urwüchsigen 
Weise. An Sonntagen folgen sich vier, fünf und 
noch mehr Religionsstunden. Eine große Erleichterung 
für den Unterricht bildet der Gemeinsinn der Be- 
wohner von Bugoye, indem dieselben gemeinschaftlich 
nach Familien, Dörfern und Gemeinden geordnet in 
der Mission erscheinen. Natürlich suchen die Weißen 
Väter wie allerorts auch hier durch ausgedehnte 
Krankenpflege die Gesunden für das Christentum 
und die Sterbenden für den Himmel zu gewinnen. 
— Kurz, die Mission von Ruanda verspricht mit 
der Zeit sich ebenbürtig an die Seite derjenigen 
Ugandas zu stellen. 
Der apostol. Präfekt P. Vieter schreibt in „Kreuz 
und Schwert“ über die katholische Mission in Jaunde 
(Kamerun): 
Am 11. Mai brach ich von Kribi nach Jaunde 
Ich hatte die 4 ersten Schwestern dorthin zu 
geleiten. In 13 Tagen legten wir den Weg zurück 
und kamen alle wohlbehalten in Jaunde an. Die 
Schwestern fanden ein vorläufiges Wohnhaus aus 
Stein, mit Dachziegeln gedeckt, fertig vor, 35 Mädchen 
hatten sie gleich beisammen, und so hoffe ich, daß 
ihre Wirksamkeit eine gesegnete sein wird. Die 
Patres und Brüder haben unglaublich viel gearbeitet, 
bei oft recht mangelhafter Kost und Pflege. Wo 
vor 1 bis 2 Jahren noch Wildnis war, hat die 
Mission Mais, Durrha und Makabofelder, die prächtig 
standen. 104 Schafe, 1 Ochse, 3 Kühe und 2 Kälber, 
auf. 
3 Pferde, 3 Esel und eine gute Anzahl Federvieh 
bilden den Viehstand der Mission. Die Knabenschule 
hat 145 Knaben, wovon 54 in der Mission wohnen. 
Monatlich sind dort etwa 60 Beichten und Kom- 
munionen. Eine Kirche ist auch dort noch nicht 
vorhanden, die Mittel fehlen. Jetzt wird das Haus 
für Patres und Brüder gebaut, das jetzige Wohn- 
haus der Patres werden die Schwestern erhalten, 
sobald das neue Haus fertiggestellt ist. Als Kirche 
dient der untere Raum des jetzigen Wohnhauses. 
An Sonn= und Feiertagen kann man nach dem 
Gottesdienst (zu dem Hunderte kommen, aber nicht 
alle Platz finden) die Luft förmlich schneiden. Die 
später zu erbauende Kirche soll dem hl. Geist geweiht 
werden. 
  
Im „Epvangelischen Heidenboten“ schildert Mis- 
sionar Ernst seine und Br. Leimbachers erste Er- 
fahrungen von der neu gegründeten Mission in 
Bali (Kamerun). Er schreibt u. a.: 
Der König Fo Nyonga ist ein energischer Mann. 
Die Zügel seiner Regierung hält er mit fester Hand. 
Ein deutlicher Beweis von seiner Energie ist sein 
Bestreben, noch lesen und schreiben zu lernen. Vor- 
gestern, als er uns besuchte, habe ich ihm Tafel und 
Griffel geschenkt, und heute haben ihm unsere Schrei- 
nerlehrlinge einen Tisch gemacht, damit er auch seine 
Tafel auflegen könne. Jeden Tag nach der Schule 
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werde ich ihm in seinem Hause Privatunterricht er- 
teilen. Das Verhältnis zwischen ihm und uns ist 
— ich glaube, wir dürfen es wohl sagen — sehr 
freundschaftlich. Das Mißtrauen ist gewichen. In 
diesen Tagen hat er uns, wie ich schon erwähnte, 
in unserm Hause besucht. Einmal hat er auch auf 
dem freien Platze vor unserm Hause ein Kriegsspiel 
aufführen lassen, in dem er selbst mitspielte. Noch 
bis heute schickt er uns oft Feuerholz, Pisang und 
Kartoffeln für unsere Leute. Das Schulhaus wollte 
er am Anfang auf dem Marktplatz errichten. Heute 
habe ich ihn durch vieles Hin= und Herreden so weit 
gebracht, daß er die Schule auf dem Missionsanwesen 
errichtet. Ja, wir dürfen uns nicht beklagen! — 
Schon lebten wir in der dritten Woche in Bali, und 
doch rührte sich noch keine Hand zum Hausbau. Es 
galt zu handeln. Wir trugen deshalb dem König 
unsere Wünsche vor und waren fest entschlossen, nicht 
eher von ihm zu gehen, als bis er uns eine bestimmte 
Antwort gegeben habe. Nach einigem Zögern sagte 
er endlich: „Ubermorgen fangen wir an, und in drei 
Tagen ist alles fertig.“ Dann stand er auf, nahm 
uns bei der Hand und führte uns zu einer geräu- 
migen Halle, die von oben bis unten mit Palmrippen 
für den Hausbau angefüllt war. „Da schauet selber“, 
sagte er, während ein schelmisches Lächeln um seine 
Mundwinkel spielte, „ob diese Palmrippen genügen?“ 
Wir waren zufrieden und zogen ab. Am andern 
Tage bekamen wir zehn Mann, die einstweilen den 
Platz vom Gras säubern sollten. Es wollte aber 
nicht recht gehen, da jeder Obmann, keiner aber 
Arbeiter sein wollte. Anders lief die Arbeit am 
folgenden Morgen. Schon in aller Frühe saßen eine 
große Anzahl Männer auf dem Marktplatze in strenger 
Arbeit. Palmrippen wurden zurechtgeschnitten und 
zu Wänden zusammengesügt. Andere arbeiteten auf 
dem Bauplatze, hieben das Gras nieder und machten 
den Platz eben. Wieder andere trugen die fertig- 
gestellten Palmrippen und Wände nach dem Bau- 
platze. Die Arbeit ging tüchtig von statten. Im 
ganzen waren etwa 150 Mann an der Arbeit, die 
in drei Abteilungen eingeteilt waren. Uber jede 
Abteilung war ein Obmann gestellt. Bis 3 Uhr 
nachmittags stand ein Haus mit drei Zimmern und 
einer kleinen Küche bis auf das Dach fertig auf dem 
Platze. Befriedigt gingen wir an jenem Tage nach 
Hause. Der Alte erwartete uns schon, auf seinem 
Perlenstuhl sitzend, vor seinem Hoftore. „Nun, wie 
ging die Arbeit?“ redete er uns an. „Die Bali 
sind tüchtigere Arbeiter als die Küstenstämme,“ ant- 
worteten wir. So war's recht, das wollte er hören. 
Sichtlich befriedigt wandte er sich an seine Altesten, 
die neben seinem Stuhle auf dem Boden kauerten, 
und übersetzte ihnen unsere Antwort, welche mit einem 
„dscha we fo“ (du übertriffst, König) und Hände- 
llatschen ausgenommen wurde. Den Arbeitern ließ 
er Palmwein und Kolanüsse verabreichen. Den andern 
Tag war es nicht viel mit der Arbeit. Nur Kleinig- 
keiten, welche am vorigen Tage noch übrig geblieben
	        
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