Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

pflichtungen einen Tauschwarennachschub aus Muka- 
duma abzuwarten, gab Gelegenheit, in weitgehender 
Weise der kaufmännischen Bearbeitung auch dieses 
Teils der neuen Region den Boden vorzubereiten 
und auch, soweit dies bei der großen Entfernung 
vom Sitze der Verwaltung ohne Anlage einer von 
einem Europäer geleiteten Station erreichbar ist, 
zur Ordnung und Festlegung der Verhältnisse der 
Eingeborenen untereinander beizutragen. Vor allem 
handelte es sich um eine eingehende Verwarnung an 
die vielen Unterhäuptlinge Mokbes, die, wie dies bei 
allen östlicheren Waldlandstämmen des Verwaltungs- 
gebiets üblich ist, zu ihrem Oberhäuptling in nur 
sehr losem Abhängigkeitsverhältnis stehen und sich 
manche Gewalttätigkeiten hatten zuschulden kommen 
lassen. Für den Augenblick wenigstens hatte diese in 
einer vollbesuchten Versammlung der betreffenden 
Häuptlinge erteilte Vermahnung einen vollen Erfolg. 
In der Versammlung wurde auch der Streit mit 
Bimba geschlichtet und die Notwendigkeit der Ver- 
legung der früheren Mokbefaktorei an den Dume 
sowie die Frage der Trägergestellung bis Molundu 
erörtert. Auch bei den am Nordufer ansässigen 
Bibaoleuten (Oberhäuptling Ndungi) machte sich vor 
allem im Interesse der Trägerfrage eine solche 
Häuptlingsversammlung notwendig, deren Erfolg 
bisher ebenfalls befriedigte. Gesandte von Sambara, 
Beri und Bua (Besimbo) trafen während dieser Zeit 
mit Geschenken ein und wurden in entsprechender 
Weise abgefertigt. 
Unter Berücksichtigung der politischen Schwierig= 
keiten in der sonst so hoffnungsvollen Dume-Kadbi- 
region habe ich es bereits damals für unerläßlich 
gehalten, gewissermaßen eine Aufnahmestellung für 
die Angestellten der Gesellschaft Südkamerun in die- 
sem von der Verwaltung so weit entfernten Distrikt 
zu schaffen. Bei dem nun reichlicher fließenden 
Rekrutenmaterial aus Gamane, das zu Stations- 
besatzungen am Djah oder auch im Westen auszu- 
bilden wäre, beabsichtigte ich nach Rückkehr der 
Bertugexpedition eine ganz schwache Besatzung an 
des Südufer des Dume, benachbart dem Ubergang 
der Karawanenstraße, zu detachieren, die einesteils 
die erwähnte Aufnahmestellung im Falle eintretender 
Verwicklungen für das Faktoreipersonal bilden, dann 
aber auch schon durch ihre Anwesenheit den Einge- 
borenen die Gegenwart der Verwaltung stets vor 
Augen führen und damit den Eindruck des Bertua- 
krieges in frischer Erinnerung halten sollte. Ich 
habe deshalb während des Ndungiaufenthaltes eine 
kleine, als Zollposten gedachte Anlage nächst der 
Faktorei der Gesellschaft Südkamerun an dem Straßen- 
übergang geschaffen, die gleichzeitig die Einrichtung 
für Unterkunft und Depotanlage späterer Expeditionen 
nach Norden in sich schloß. Auch für ausgedehnte 
Reispflanzungen, die für das Passieren der zwischen 
Mokbe und Balaga befindlichen Urwaldzone ein 
dringendes Bedürfnis sind, wurde Sorge getragen. 
Bei dem Abmarsch der Expedition am 21. November 
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wurde diese Anlage zunächst noch nicht besetzt, da- 
gegen mit überflüssig gewordenen Expeditionsaus- 
rüstungsstücken, einem Faltboot, einem kleinen Muni- 
tionsdepot usw. für spätere Verwendung ausgestattet 
und vorläufig der Ndungifaktorei übergeben. Bei 
Ankunft in Yukaduma fand ich dann ein die Wünsche 
der Gesellschaft bezüglich Errichtung eines kleinen 
Postens in der neuen Region wiederholendes Gesuch 
vor, das mich trotz der geringen Kopfzahl des 
farbigen Personals veranlaßte, unter Leitung eines 
bereits auf derartig detachierten Posten bewährten 
Haussagefreiten neun Mann und einige Arbeiter mit 
eingehender schriftlicher Instruktion nach dem neuen 
Ndungizollposten zu detachieren. 
Ich resumiere über die in der Dume-Kadbiregion 
gesammelten Erfahrungen, erzielten Erfolge und die 
voraussichtliche Entwicklung der Region: Die Ein- 
geborenen sind durchweg auf einer höäöheren 
Kulturstufe als die Bewohner des reinen Wald- 
landes, ziemlich erwerbslustig und im ganzen fleißig 
und willig, wenn auch ihre Verhältnisse untereinander 
vorübergehende Verwicklungen an einzelnen Stellen 
als nicht ausgeschlossen erscheinen lassen. Der 
Kautschukreichtum ist noch um vieles höher, als er 
an anderen Stellen des im allgemeinen ja sehr 
gummireichen Gesellschaftsgebietes ist. Für den 
Elfenbeinhandel kommen nur der südlichste und süd- 
westlichste Teil der neuen Region, eventuell auch 
entferntere im Nordwesten gelegene Distrikte in Frage. 
Die Transportfrage im Innern der Region ist durch 
gute Verbindungswege, vor allem aber durch die fast 
die gesamte Region einschließenden Wasserstraßen 
gelöst. Der Verkehr und Transport nach dem Djah 
erscheint durch reichlich vorhandenes und im ganzen 
billiges Trägermaterial zunächst gesichert, wie denn 
zwei bis drei Karawanen nach Molundu aus fast 
jedem der bereisten Dörfer während meines späteren 
Aufenthaltes in Yukaduma passierten und auch bis 
jetzt irgend eine Stockung nicht eingetreten ist. 
Kurzum, wenn der Regionsagent mit der nötigen 
Geschicklichkeit vorgeht, so besteht alle Aussicht, daß 
die neue Region sich zu einem guten Handelsbezirk 
gestalten wird. Die Anlage einer stärkeren Station 
nördlich des Dume dürfte allerdings in der Zukunft 
sich immer dringender als nötig erweisen. 
Vom 21. bis 27. November wurde trotz des 
noch immer häufigen Regens in sehr guten Märschen 
Yukaduma erreicht, wobei auf etwa einen Tagemarsch 
durch die Mokbeleute unternommene Wegeaufbesse- 
rungen und die Herstellung eines ausgeschlagenen 
Weges Balaga— Yukaduma durch die Gesellschaft 
Südkamerun wesentliche Erleichterung gewährten. 
Die Station Bukaduma selbst wurde trotz der 
Schwäche der unter einem Haussagefreiten zurück- 
gelassenen Besatzung in recht gutem Zustand vorge- 
funden. Vor allem die Farmanlagen hatten gute 
Resultate ergeben; mit Hilfe der Faktoreiarbeiter und 
der Weiber des Yukadumadorfes waren etwa 2000 kg 
Rohreis, ebensoviel Mais und eine beträchtliche 
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