Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Menge Durrah in den Getreideschuppen untergebracht 
worden. Bei der rohen Methode, mit der die Reis- 
enthülsung bei dem Mangel an Enthülsungsmaschinen 
ausgeführt werden mußte, sind etwa zwei Fünftel 
Verlust zu rechnen, so daß bei der Annahme einer 
zweimaligen Ernte im Jahre die Besatzung von rund 
50 Köpfen bei einem fünf= bis sechsfach größeren 
Bebauungsareal im Bolokotale sich selbst wird ver- 
pflegen können, zumal der jährlich neu angeschwemmte 
Humus ein Geringerwerden der Ernten nicht wahr- 
scheinlich erscheinen läßt. Den bisher gewonnenen 
Reisvorrat habe ich nur an Sonntagen zur Ausgabe 
gelangen lassen und den größeren Rest für die eisernen 
Expeditionsrationen reserviert. 
Die Expedition hat während des Mukaduma- 
aufenthaltes ständig an der natürlich nur allmählich 
durchzuführenden Farmvergrößerung gearbeitet. Auch 
eine kleine Anlage (etwa 200 Pflanzen) des ganz 
guten, bei Yukaduma häufig vorkommenden Kaffees 
wurde geschaffen. Wie schon in Ndungi ein Bestand 
von 26 Mutterziegen eingerichtet war, so wurde auch 
in Yukaduma der Grund zu einer solchen Herde mit 
etwa 25 Muttertieren gelegt. Der Kuriosität halber 
füge ich noch an, daß ein bei Gelegenheit einer Jagd 
eingefangenes, noch säugendes Büffelkalb ebenfalls im 
Yukadumainventar figuriert und sich bis jetzt der 
besten Gesundheit bei allerdings immer wachsender 
Wildheit erfreut. Eine Hauptaufgabe bei Ordnung 
der inneren Verhältnisse der Station war die 
Prüfung und Vervollständigung der infolge der 
Tauschwarenvorräte recht umfangreichen Inventarien, 
mit deren Führung sich der derzeitige Bukadumaagent 
der Gesellschaft, Herr Arndt, einer großen Mühe 
unterzogen hat. Es ist übrigens besonders hervor- 
zuheben, daß trotz der monatelang fehlenden Kontrolle 
in dem beträchtlichen Warendepot sich keiner der 
jeweilig leitenden farbigen Angestellten auch nur der 
geringsten Unregelmäßigkeit schuldig gemacht hat. 
Nach außen ergaben sich während des Aufent- 
haltes in YBukaduma ebenfalls mancherlei Fragen, die 
einer Behandlung dringend bedursten. Zunächst hat 
wiederum eine ganze Anzahl von Bomomedörfern 
eine Ortsveränderung schon vorgenommen oder er- 
wartete dazu meine Genehmigung. Auch BYukaduma 
selbst bereitete einen Umzug, allerdings wiederum 
ganz in die Nähe der Station, vor. Diese bis nach 
Bule im Westen hin bei der gesamten Waldbevölke- 
rung üblichen, eine geordnete Verwaltungs= und 
kaufmännische Tätigkeit sehr störenden Dorf= und 
Wegeverlegungen etwa in jedem dritten oder vierten 
Jahre entspringen verschiedenen Beweggründen. 
Außerhalb der Beeinflussung durch den Europäer 
liegen zunächst abergläubische Motive, wie sie infolge 
häufiger Todesfälle, epidemischer Krankheiten, Tod des 
Chefs usw. stets eintreten. Jedoch auch der Haupt- 
beweggrund zu dem häufigen Lagewechsel der Dörfer, 
die vollendete Ausnutzung der Farmenanlagen, die 
in einem ganz bestimmten Turnus erst Mais, dann 
582 
  
Kasata (Maniok) und schließlich Planten (Musa 
paradisiaca) liefern, wird nur durch jahrelange 
Belehrung allmählich zu beseitigen und die Bevölke- 
rung den weiter im Westen geübten Formen der 
Landwirtschaft näher zu bringen sein. Der Einge- 
borene hält eben in dieser Beziehung eigensinnig an 
der ihm überkommenen Methode fest, und wenn ihm 
noch so eindringlich am Beispiel gezeigt wird, daß 
er sich dadurch viel unnütze Mühe macht. So ist 
im Gegensatz zum Westen bei einer einmal in das 
Plantenstadium getretenen Farm irgend eine Reini- 
gungsarbeit nicht mehr üblich, vielmehr schießt mit 
Macht der junge Urwald darin hoch und erstickt 
nach der Aberntung der Traube, die jede Pflanze 
liefert, in kürzester Zeit jeglichen Nachwuchs. An- 
fänglich nahm ich an, daß besondere Bodenverhältnisse 
oder die im Vergleich zum Westen hier etwas ge- 
ringere Niederschlagsmenge der Ausnutzung einer 
Plantenfarm auf mehrere Jahre im Wege stände, 
habe mich durch Versuche dann aber überzeugt, daß 
dies keineswegs der Fall ist, vielmehr lediglich 
die Macht der Gewohnheit die Schuld an der 
irrationellen Farmausnutzung und damit an den 
häufigen Dorfverlegungen trägt. Da eine solche Ge- 
wohnheit mit einem Schlage nicht auszurotten ist, 
so beschränke ich mich zur Zeit darauf, die Neu- 
ansiedlungen wenigstens an die bestehenden Verkehrs- 
straßen zu verlegen. Ich berief zur Besprechung 
und Regelung dieser Sache eine allgemeine Ver- 
sammlung der Chefs ein, in der auch Ubergriffe der 
Unterhäuptlinge und sonstige im Interesse einer 
friedlichen Handelsentwicklung zu behandelnde Fragen 
erörtert wurden. Das Entgegenkommen der Leute 
ließ wenig zu wünschen übrig, doch ist zu bedauern, 
daß den meist sehr verständigen und loyalen großen 
Chefs fast jeder Einfluß auf die Unterhäuptlinge und 
die nötige Autorität ihren Leuten gegenüber fehlt. 
Nach der Ubernahme der Station durch einen Weißen 
wird es dessen Hauptausgabe sein, die Autorität der 
großen Chefs zu stärken, um dauernd dem Handel 
günstige und für die Verwaltung ersprießliche Zu- 
stände zu schaffen. 
Während des Aufenthaltes in Yukaduma schickte 
ich aus Verpflegungs= und Unterkunftsrücksichten die 
vielen neuen Bertuaarbeiter, die Mehrzahl der Sol- 
datenweiber und einige zur Entlassung kommende 
alte Soldaten unter Führung des ebenfalls ausge- 
dienten Feldwebels Buari voraus. Mit dem Rest 
der nun aufgelösten Bertua-Expedition wurde vom 
21. Dezember 1902 bis zum 2. Januar 1903 der 
von seiten der Gesellschaft Südkamerun fast ganz 
ausgeschlagene Weg nach Molundu zurückgelegt, wo- 
bei auch die durch Verlegung der gesamten Bangandu- 
dörfer notwendig gewordene Neuaufnahme der 
Itinerarstrecke Kalo—Molundu erledigt wurde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.