Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

und weiß Leidenden das rechte Trostwort zu sagen. 
In Abutia kam ein betagter Mann zum Lehrer und 
sagte: „Ich bin wirklich alt. Ich habe schon oft 
an den Schmausereien bei den Götzenfesten teil- 
genommen. Auch meine Kinder sind mitgekommen, 
aber sie sind alle vergangen. Deshalb glaube ich, 
daß es nur einen Festschmaus gibt, der nicht ver- 
geht.“ Er meinte damit „das große Wort von 
unserem Heil.“ In Sokode wollen manche Eltern 
vom Schulbesuch ihrer Kinder nichts wissen, weil 
sie sagen: „Ihr seid uns jetzt überlegen, wir sind 
ganz schwachsinnig geworden.“ 
  
In den „Kirchlichen Mitteilungen aus und über 
Nordamerika, Australien und Neu-Guinea“ berichtet 
Missionar Schnabel über die Missionsstation auf 
dem Sattelberge (Neu-Guinea): 
Die Kirche ist nunmehr so weit gediehen, daß 
der große Raum zum Schulunterricht verwendet 
werden kann. Br. Keppler ist eben dabei, mit den 
Jungen den Lehmboden zu beschaffen, und wenn 
der beiderseitige Verschlag im Chor noch nicht ge- 
macht ist, so ist doch im Westen das Glockenhaus 
fertiggestellt bis zum Aufhängen der Glocke, und 
also die jetzt täglich wehenden Südwestwinde im 
Raume nicht spürbar. Einige Sitzbänke lassen 
sich ja bald improvisieren, und so kann das alte 
Schulhäuschen verlassen werden. Br. Flierl beab- 
sichtigt, das Häuschen an einem onderen Ort als 
Hufi, d. i. Krankenhaus, aufzurichten. Eine Unter- 
brechung erlitt in diesen Tagen Br. Kepplers 
Kirchenbauatbeit, als am 13. Mai nachmittags 
4 Uhr ein ziemliches Erdbeben auftrat, dessen 
etwaige Wiederholung das große Wohnhaus in 
seinem Bestand gefährden würde. Es wurde er- 
wogen, wie man der Gefahr am besten vorbeuge, 
und im Ersetzen alter Pfosten durch neue das beste 
gesehen. Es sind einige dreißig Jungen jetzt an- 
geschrieben, von denen in diesen Tagen einige ent- 
lassen werden. Viel kleine sind dabei, die bei der 
Arbeit wenig leisten, aber doch zum Unterricht reif 
sind. Wenn jetzt schon die häufigen Regenschauer 
die Arbeit im Felde unmöglich machten, sammelte 
ich die Jungen im Schulhaus zum Singen und 
repetierte auch schon etwas biblische Geschichte. Wir 
haben ja möglichst viel Kartoffelfeld bestellt, aber 
in letzter Zeit, wo auch die Wegarbeiter zum Teil 
damit gespeist wurden, ist viel verbraucht worden. 
Das Vieh gedeiht gegenwärtig nicht besonders, und 
wir wollen den Versuch machen, einige Stück 
während der Regenzeit in Sakes Dorf unter- 
zubringen. Wenn erst einmal in Busum eine 
Niederlassung unsererseits besteht, wird dem Ubel 
leicht abzuhelfen sein, da der dortige Aufenthalt 
bei reichem Futtervorrat und weniger Nässe und 
Kälte dem Vieh zuträglicher sein wird. 
  
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AKus fremden KHKolonien und 
Produktionsgebieken. 
Bericht des Oberförsters Dr. v. Sschstruth über eine 
Bereisung Britisch-Südafrikas. 
J. 
Der gegenwärtig in Deutsch-Südwestafrika tätige 
Oberförster Dr. v. Eschstruth hat vor seinem Ein- 
treffen in dem Schutzgebiet eine forstwirtschaftliche 
Studienreise in Britisch-Südafrika ausgeführt, über 
die er nachstehenden Bericht erstattet hat: 
Nach meinem Eintreffen in Kapstadt am 24. März 
d. Is. wurden die ersten Wochen zu Exkursionen in 
den Anpflanzungen der näheren Umgebung, zur Vor- 
stellung bei den maßgebenden staatlichen Organen 
sowie zur Besprechung mit Sach= und Ortskundigen 
benutzt. Die südafrikanische Forstwirtschaft, zum 
überwiegenden Teil in der Kapkolonie selbst ausge- 
bildet, bewegt sich in zwei großen Richtungen, die eine 
heißt Erhaltung und Bewirtschaftung der im südlichen 
und östlichen Küstengelände noch vorhandenen Be- 
stände alten afrikanischen Urwalds, welcher zum über- 
wiegenden Teil aus schweren, harten, langsamwüch- 
sigen Holzarten besteht; die andere: Aufforstung“ 
bisher unbewaldeter Flächen mit raschwüchsigen, 
vorwiegend aus Australien, Nordamerika, und Europa 
importierten Hölzern. . 
Im Hinblick auf die Verhältnisse in Deutsch- 
Südwestafrika war es nicht zweifelhaft, daß die 
Wirtschaft im heimischen Urwald für mich nur von 
sekundärer Bedeutung war, während das Haupt- 
interesse den Aufforstungsversuchen, ihren Erfolgen und 
Mißerfolgen zugewandt werden mußte. Und zwar 
nicht allein forstlichen Anlagen in unserem Sinne, 
d. h. von bestimmtem Nutzungszweck und wirtschaft- 
licher Absicht. Gerade wenn man sich die außerhalb 
forstlicher Nutzungen liegende Bedeutung von Wald- 
anlagen und selbst Baumpflanzungen vergegenwärtigt, 
die Einwirkung auf die physikalischen Eigenschaften 
des Bodens und der darüber liegenden Luftschicht, 
so durften auch die zahllos im Lande verstreuten 
Baumpflanzungen forsttechnisch minderwertiger Hölzer 
oder von forstlich unzweckmäßiger Beschaffenheit nicht 
außer Betracht gelassen werden. Vor allen Dingen 
kam es aber für mich darauf an, Gegenden zu sehen, 
deren Boden= und besonders klimatische Verhältnisse 
denen Südwestafrikas, speziell des Namalandes, 
ähnlich sind, um das unter solchen Umständen Ver- 
suchte und Erreichte beurteilen zu können. Dies 
führte nach Rücksprache mit sachkundigen Kennern 
beider Länder zu folgender Erwägung: 
Die westliche, um Kapstadt gelegene kleine sowie 
die den Südosten und Osten umfassende große Zone, 
erstere durch reichen Winter-, letztere durch reichen 
Sommerregen ausgezeichnet, können mit ihren Erfolgen 
für das regenarme Namaland (mit gewöhnlich nur 
zwei Zoll jährlichen Regenfalls) eine direkte Bedeu- 
tung nicht haben. Weit eher kommt das im Innern 
der Kapkolonie und des Oranjefreistaats sich aus- 
  
 
	        
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