Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

auf Urlaub in Europa, einer sachkundigen Führung 
durch seine höchst erfolgreichen Forsten entbehren. 
Die vorwiegenden Holzarten sind hier Eukalypten. 
Im Sachsenwald etwa bis zu 12, im Frankenwald 
bis zu 10 Jahren alt, zeigen sie bereits die Ent- 
wicklung stattlicher Stangenhölzer mit beträchtlichen 
Holzmassen. Die jüngeren Kulturen, speziell im 
Frankenwald, räumen auch dem Nadelholz größere 
Flächen ein, speziell sieht man größere Kulturen vom 
Pinus pinaster, insignis, Cupressus nacrocarpa 
und Corvanea, rein oder in Mischungen. Auch 
Cedrus diadora und der unten näher besprochene 
black wattle (acacia decurrens) sind in beachtens- 
werter Ausdehnung zu sehen, letzterer wird auch im 
Freien gesät. Ist es auch unmöglich, von so mannig- 
fachen Waldbildern bei derartigen kurzen Durchfahrten 
mehr als einen ungefähren Eindruck zu gewinnen, 
so fällt doch dreierlei besonders auf: 
1. daß in der letzten Zeit neben der Pflanzung 
auch bereits Saat (black wattle) zur Anwen- 
dung gelangt, 
2. daß auf den letzten Pflanzkulturen weit jüngere 
Pflanzen ausgesetzt sind, als es sonst hier üblich 
sein soll, 
3. daß man von zu weiten Pflanzverbänden etwas 
abgekommen ist und im Stangenholzalter Durch- 
forstungen eintreten läßt. 
Von großem Vorteil soll sich in den jungen 
Kulturen das Querpflügen zwischen den Pflanzen- 
reihen erwiesen haben (gegen Unkraut). Der Franken- 
wald umfaßt zur Zeit etwa 2000 englische Acker 
(etwa 800 ha). Die oben erwähnte pinus insignis 
ist ein sichtenähnlich regelmäßig und grad wach- 
sender Baum von auffällig raschem Wuchs. 
Man sieht bei Johannesburg neun= bis zehn- 
jährige Exemplare von 15 bis 20 m Höhe und 
einem Durchmesser in Brusthöhe von stellenweise 
25 cm. Bei dem Verwalter des botanischen Gartens 
sah ich ein in dieser Höhe ausgeschnittenes Stück, 
welches Jahrringe von über 1 cm Durchmesser auf- 
wies, das Holz war allerdings infolge so raschen 
Wachstums sehr weich. Insignis ist eine Dreinadel- 
kiefer. Ihre starke Benadlung in Verbindung mit 
dem rapiden Wuchs schien mir für südwestafrikanische 
Aufforstungen sehr beachtenswert, sofern sie auf 
trockenen Standorten gedieh, was ja der weitere 
Verlauf der Reise zeigen mußte. In Pretoria (am 
19. April) führte mich der dortige Regierungsforst- 
beamte zunächst zu dem wenige Kilometer von der 
Stadt gelegenen Saat= und Pflanzkamp. Dieser 
Besuch machte mich mit mehreren Einzelheiten in der 
Pflanzenzucht bekannt, welche von den unfrigen ab- 
weichen und vorzugsweise den klimatischen Verhält- 
nissen des Landes Rechnung tragen sollen. Für die 
Saat werden große Zinnkästen (armyration tins, etwa 
55/35 cm horizontal) genommen, der Boden ziemlich 
reichlich mit Löchern von annähernd 1 cem Größe 
versehen und zunächst mit grober Kieselerde (coarse 
gravel), dann mit feinerer (finer gravel), sodann 
  
593 
  
mit feiner Erde (siffed ground), eventuell unter 
Hinzufügung von etwas Stalldünger, gefüllt. Die 
beste Saatzeit für Pretoria ist April, weil vorher 
abwechselnd zu viel Regen und zu viel Hitze herrscht. 
Die Saatmenge beträgt etwa 1 kg für 75 Kisten. 
Der Samen wird — um eine allgemeine Regel zu 
geben — entsprechend seiner Größe und seinem Ge- 
wicht (ganz wie bei uns) mit Erde, eventuell zum 
besseren Regulieren dauernder Feuchtigkeit auch noch 
mit Sägespänen oder Kokosnußfasern bedeckt. Be- 
feuchtet wird nur mäßig von Zeit zu Zeit. Nach 
zwei bis drei Monaten erfolgt das Ausziehen der 
guten Keimpflanzen. Zu Pflanzkästen werden in der 
Regel Zinnemballagen von Paraffinöl verwandt, die 
von der Eisenbahnverwaltung bezogen werden. Sie 
haben die Gestalt eines Parallelepipedons von etwa 
18 cm Quadratgrundfläche und 35 cm 
Höhe. Für die erste Verschulung von 
¼-l Saatpflanzen wird ein solcher Behälter 
DT in der Richtung a, b, c, d (s. Figur) 
zerschnitten und so zwei Pflanzkästen 
ê)1. hergestellt. In diese Pflanzkästen, 
+—· welche nach demselben Muster wie die 
-s 
Ell Maatkästen nur mit etwas weniger 
— grobem Grund gefüllt sind, werden 
- etwa 20 Pflanzen nach mäßiger 
Bodeflbefeuchtung mit einem kleinen 
Pflanzholz(ganz nach deutscher Manier) 
gepflanzt. Diese Operation wird unter 
einem Schattendach vollzogen, wo die 
Kästen sechs bis zehn Tage unter 
mäßiger Befeuchtung stehen bleiben, bis die Wurzeln 
richtig angewachsen sind. Nach einem Jahre werden 
sie entweder ins Freie verpflanzt (Dezember, Januar, 
Februar, je nach Eintritt des Regens) oder sie werden 
nochmals umgeschult. Zu dieser zweiten Verschulung 
werden die oben erwähnten Paraffinbehälter durch 
einen senkrecht auf die Längsachse in der Richtung 
e, f, 8, h (s. Figur) geführten Schnitt in zwei Pflanz= 
kästen getrennt. Die Wurzelbildung wird durch eine 
solche zweite Verschulung in Kästen von nur 17 cm 
Tiefe, wie sie vielfach noch mit Vorliebe geschieht, 
natürlich desto stärker beeinträchtigt, je raschwüchsiger 
die Holzart an sich ist. Wenn man bedenkt, daß 
z. B. pinus insignis im zweiten Jahr oft schon 
Meterlänge erreicht, so tritt das Mißverhältnis zwischen 
dem Stamm und der unnatürlich beschränkten Wurzel 
deutlich vor Augen. Die Konsequenzen müssen beson- 
ders schädlich werden auf trockenem, lockeren Boden, 
auf denen sich nur ein tiefwurzelnder Pflanzenstand 
erhalten kann. Der Garten enthielt viele Tausende 
Pflanzen verschiedenster Art, eine reiche Eukalypten- 
sammlung, von Kiefern pinaster, insignis, hale- 
Pensis, Canariensis, rigida, pinea u. a., Grevillia 
robusta; den für trockene Gegenden sehr zu empfeh- 
lenden Pfefferbaum (Schinus molle), Tamarix 
gallica; schließlich sind auch einige australische und 
nordamerikanische Salzbüsche (Artiplex teptocarpum, 
Art. semibaccatum, A. halimvides) erwähnenswert. 
  
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.