Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

gut zu sein für alle Sorten Vieh mit Ausnahme 
von Merinoschafen und Angoraziegen. Beinahe nur 
Süßgras, besseres habe ich im Freistaat und Trans- 
vaal nicht gesehen. Das Land ist natürlich noch 
unverkauft und unbearbeitet, so daß die Käufer hier 
erst Brunnen anlegen und Teiche graben müssen, 
wo dies sich machen läßt. Grund kann man hier 
von der Regierung für 2 Schilling den Hektar haben, 
und wenn man deutscher Bürger wird, kostet der 
Hektar nur 1 Schilling. Für einige hundert Pfund 
kann man Tausende von Hektaren zusammenhängenden 
Landes kaufen. 
Einige Tagereisen weiter nördlich bei Murasa 
findet man offenes Wasser. Die Beschaffenheit des 
Bodens ist auf manchen Strecken so wie die im 
Transvaal, auf anderen wiederum finden sich Salz- 
und Kalkablagerungen wie im westlichen Teil des 
ehemaligen Freistaates und Albanie. Wo aber Kalk- 
stein vorhanden ist, ist das Wasser brakig und 
reichlich. Noch weiter nördlich ist die Gegend 
weniger buschreich und bildet offenes „Veld“, das 
mit Gras und Penvaalbusch, ebenfalls wie im ehe- 
maligen Freistaat, im Uberfluß bedeckt ist. Nur in 
den Niederungen sieht man hier das saure Trans- 
vaal-Rotgras. An manchen Stellen ist das Beesten- 
gras fünf Fuß hoch. Schon 12 Stunden vor 
Grootfontein nahmen die Grasarten zu, nämlich 
außer dem sehr reichlichen Krüllgras — das beste 
aller bekannten Gräser —, Beestengras r2c. hat man 
hier Büffelgras, Tamboskiegras, Deckgras 2c. 
In ungefähr 43 Stunden zu Pferde nördlich 
von Karibib kommt man nach Otavi. Hier ent- 
springt ein herrlicher Strom am Fuße des Otavi- 
gebirges, woselbst Kupfer in großer Masse gesunden 
wird. Weiter führt der Weg an prächtigen Mais- 
feldern entlang, welche von allerlei Bäumen eingefaßt 
sind. Von hier an vermehren sich bereits die 
Baumarten, und Holz ist in großer Menge in diesem 
Landstrich vorhanden. Bei Otavi hat man eine 
Sägemühle. Von diesem Ort geht der Weg in 
nordöstlicher Richtung zwischen den Otavibergen etwa 
fünf Stunden lang zu Pferde, dann führt er wieder 
in einer unermeßlichen Ebene nach Osten, während 
die Bergkette bis weit nördlich von Grootfontein sich 
verlängert und verdoppelt. Allenthalben sieht man 
abwechselnd Karreebäume, Zoetdoorn, Tambeetie, 
Maroea, Oliven, Akazien, Hartholz= und Wildefeigen- 
bäume, während Geelhoutbäume nördlich von Groot- 
sontein im Uberfluß vorhanden sind. Daher herrscht 
bier kein Mangel an Hölzern für Banzwecke und 
Wagnerei. Für Fenster= und Türrahmen, Balken, 
Planken 2c. liefert das Land das nötige Holz. Das 
Bauen von einfachen Bauernhäusern kostet hier nicht 
viel, da man das nötige Bauholz hier zur Hand 
hat und Dachstroh sich überall findet. Auch leisten 
hier die rohen Steine der Dürre und Nässe ebenso 
gut Widerstand wie die Backsteine in der Kolonie. 
Von Otavisontein ab ist das Land mehr wasserreich, 
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und die Niederschläge sind reichlich und regelmäßig, 
so daß man unbewässertes Land besät und große 
Mengen Mais darauf erntet. Tabak gedeiht hier 
besser als im Transvaal und kostet 2 Schilling 
das Pfund. 
Grootsontein liegt 10 oder 12 Stunden zu 
Pferde von letztgenanntem Ort in nordöstlicher 
Richtung und ist nicht viel mehr als eine Militär- 
station. Der Platz ist an einem großen Gewässer 
gelegen, und der Boden an der einen Seite des- 
selben ist für Acker= und Gartenbau vorzüglich ge- 
eignet. Unsere Landsleute wohnen von hier nach 
allen Richtungen hin auf ihren eigenen Besitzungen 
in Abständen von ein bis fünf Stunden zu Pferde. 
Trekburen werden im Lande nicht geduldet. Seit 
1894 haben sie sich hier angesiedelt, während andere 
Teilnehmer jenes Treks von Ovamboland nach 
Humpata im portugiesischen Gebiet weiter gezogen 
waren. Nach meiner Ansicht haben sie sich das 
Herz des Landes ausgewählt. Denn dieser Teil ist 
nicht nur ebenso „zoet“, reich an Süßgras als die 
bisher durchzogenen Strecken, sondern hat überdies 
noch den Vorteil, daß manche Farmen laufendes 
Wasser haben, und daß das Gras, welches im Mai 
oder Juni abgebrannt wird, nicht auf den Regen 
im Oktober zu warten braucht, sondern gegenwärtig 
bereits in vollem Grün steht. Aus diesem Grunde 
ist es nicht wunderbar, daß das Vieh jederzeit in 
bestem Stande ist. Das Gelände besteht aus Kalk- 
boden, welcher überall und in reichem Maße unter- 
irdisches Wasser birgt. Einige Ansiedelungen sind 
bei Wasserbrunnen angelegt, die gar nicht tief sind 
und dabei stark fließen. Ostlich von Grootfontein 
wächst die Makolanie, ein höchst eigenartiger Baum. 
Aus der Entfernung gesehen, gleichen Stamm, Blatt 
und Frucht sehr den Palmbäumen im ästlichen 
Afrika; seine Blätterkrone entfaltet sich auf einem 
langen Stamme, der kahl und spindelförmig — 
„kaasvormig“, käseförmig — bei 1½/ Fuß Durch- 
messer bis zu 40 oder 50 Fuß hoch aufsteigt. Die 
Früchte hängen aus der Blätterkrone an tauartigen 
Stielen von 2 bis 3 Fuß Länge herab und sind 
etwa so groß wie Mandarinen; sie bestehen aus 
einem von hartem Gehäuse umgebenen Kern, welchen 
wiederum ein weiches, aber etwas trockenes aroma- 
tisches Fleisch von nicht unangenehmem Geschmack 
umschließt; das Ganze umgiebt eine glänzende harte 
Schale. Diese Frucht bildet ein Nahrungsmittel 
der Buschmänner und sonstigen Eingeborenen und 
kann nur mittelst eines Stemes oder Gewehres 
herabgeholt werden, denn auf andere Weise ist sie 
unerreichbar. Das Mittelstück des Stammes ist 
doppelt so dick als das Ober= und Unterende des- 
selben. Das Innere des dicken Mittelstückes höhlt 
man aus, es hat den Geschmack von süßen Kartoffeln, 
und wenn fein gemahlen, backt man ein vorzügliches 
Weißbrot davon — so sagt man wenigstens. Der 
Stamm wird auch längs durchsägt, ausgehöhlt und 
als Wasserrinne bei Brunnen verwandt.
	        
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