gut zu sein für alle Sorten Vieh mit Ausnahme
von Merinoschafen und Angoraziegen. Beinahe nur
Süßgras, besseres habe ich im Freistaat und Trans-
vaal nicht gesehen. Das Land ist natürlich noch
unverkauft und unbearbeitet, so daß die Käufer hier
erst Brunnen anlegen und Teiche graben müssen,
wo dies sich machen läßt. Grund kann man hier
von der Regierung für 2 Schilling den Hektar haben,
und wenn man deutscher Bürger wird, kostet der
Hektar nur 1 Schilling. Für einige hundert Pfund
kann man Tausende von Hektaren zusammenhängenden
Landes kaufen.
Einige Tagereisen weiter nördlich bei Murasa
findet man offenes Wasser. Die Beschaffenheit des
Bodens ist auf manchen Strecken so wie die im
Transvaal, auf anderen wiederum finden sich Salz-
und Kalkablagerungen wie im westlichen Teil des
ehemaligen Freistaates und Albanie. Wo aber Kalk-
stein vorhanden ist, ist das Wasser brakig und
reichlich. Noch weiter nördlich ist die Gegend
weniger buschreich und bildet offenes „Veld“, das
mit Gras und Penvaalbusch, ebenfalls wie im ehe-
maligen Freistaat, im Uberfluß bedeckt ist. Nur in
den Niederungen sieht man hier das saure Trans-
vaal-Rotgras. An manchen Stellen ist das Beesten-
gras fünf Fuß hoch. Schon 12 Stunden vor
Grootfontein nahmen die Grasarten zu, nämlich
außer dem sehr reichlichen Krüllgras — das beste
aller bekannten Gräser —, Beestengras r2c. hat man
hier Büffelgras, Tamboskiegras, Deckgras 2c.
In ungefähr 43 Stunden zu Pferde nördlich
von Karibib kommt man nach Otavi. Hier ent-
springt ein herrlicher Strom am Fuße des Otavi-
gebirges, woselbst Kupfer in großer Masse gesunden
wird. Weiter führt der Weg an prächtigen Mais-
feldern entlang, welche von allerlei Bäumen eingefaßt
sind. Von hier an vermehren sich bereits die
Baumarten, und Holz ist in großer Menge in diesem
Landstrich vorhanden. Bei Otavi hat man eine
Sägemühle. Von diesem Ort geht der Weg in
nordöstlicher Richtung zwischen den Otavibergen etwa
fünf Stunden lang zu Pferde, dann führt er wieder
in einer unermeßlichen Ebene nach Osten, während
die Bergkette bis weit nördlich von Grootfontein sich
verlängert und verdoppelt. Allenthalben sieht man
abwechselnd Karreebäume, Zoetdoorn, Tambeetie,
Maroea, Oliven, Akazien, Hartholz= und Wildefeigen-
bäume, während Geelhoutbäume nördlich von Groot-
sontein im Uberfluß vorhanden sind. Daher herrscht
bier kein Mangel an Hölzern für Banzwecke und
Wagnerei. Für Fenster= und Türrahmen, Balken,
Planken 2c. liefert das Land das nötige Holz. Das
Bauen von einfachen Bauernhäusern kostet hier nicht
viel, da man das nötige Bauholz hier zur Hand
hat und Dachstroh sich überall findet. Auch leisten
hier die rohen Steine der Dürre und Nässe ebenso
gut Widerstand wie die Backsteine in der Kolonie.
Von Otavisontein ab ist das Land mehr wasserreich,
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und die Niederschläge sind reichlich und regelmäßig,
so daß man unbewässertes Land besät und große
Mengen Mais darauf erntet. Tabak gedeiht hier
besser als im Transvaal und kostet 2 Schilling
das Pfund.
Grootsontein liegt 10 oder 12 Stunden zu
Pferde von letztgenanntem Ort in nordöstlicher
Richtung und ist nicht viel mehr als eine Militär-
station. Der Platz ist an einem großen Gewässer
gelegen, und der Boden an der einen Seite des-
selben ist für Acker= und Gartenbau vorzüglich ge-
eignet. Unsere Landsleute wohnen von hier nach
allen Richtungen hin auf ihren eigenen Besitzungen
in Abständen von ein bis fünf Stunden zu Pferde.
Trekburen werden im Lande nicht geduldet. Seit
1894 haben sie sich hier angesiedelt, während andere
Teilnehmer jenes Treks von Ovamboland nach
Humpata im portugiesischen Gebiet weiter gezogen
waren. Nach meiner Ansicht haben sie sich das
Herz des Landes ausgewählt. Denn dieser Teil ist
nicht nur ebenso „zoet“, reich an Süßgras als die
bisher durchzogenen Strecken, sondern hat überdies
noch den Vorteil, daß manche Farmen laufendes
Wasser haben, und daß das Gras, welches im Mai
oder Juni abgebrannt wird, nicht auf den Regen
im Oktober zu warten braucht, sondern gegenwärtig
bereits in vollem Grün steht. Aus diesem Grunde
ist es nicht wunderbar, daß das Vieh jederzeit in
bestem Stande ist. Das Gelände besteht aus Kalk-
boden, welcher überall und in reichem Maße unter-
irdisches Wasser birgt. Einige Ansiedelungen sind
bei Wasserbrunnen angelegt, die gar nicht tief sind
und dabei stark fließen. Ostlich von Grootfontein
wächst die Makolanie, ein höchst eigenartiger Baum.
Aus der Entfernung gesehen, gleichen Stamm, Blatt
und Frucht sehr den Palmbäumen im ästlichen
Afrika; seine Blätterkrone entfaltet sich auf einem
langen Stamme, der kahl und spindelförmig —
„kaasvormig“, käseförmig — bei 1½/ Fuß Durch-
messer bis zu 40 oder 50 Fuß hoch aufsteigt. Die
Früchte hängen aus der Blätterkrone an tauartigen
Stielen von 2 bis 3 Fuß Länge herab und sind
etwa so groß wie Mandarinen; sie bestehen aus
einem von hartem Gehäuse umgebenen Kern, welchen
wiederum ein weiches, aber etwas trockenes aroma-
tisches Fleisch von nicht unangenehmem Geschmack
umschließt; das Ganze umgiebt eine glänzende harte
Schale. Diese Frucht bildet ein Nahrungsmittel
der Buschmänner und sonstigen Eingeborenen und
kann nur mittelst eines Stemes oder Gewehres
herabgeholt werden, denn auf andere Weise ist sie
unerreichbar. Das Mittelstück des Stammes ist
doppelt so dick als das Ober= und Unterende des-
selben. Das Innere des dicken Mittelstückes höhlt
man aus, es hat den Geschmack von süßen Kartoffeln,
und wenn fein gemahlen, backt man ein vorzügliches
Weißbrot davon — so sagt man wenigstens. Der
Stamm wird auch längs durchsägt, ausgehöhlt und
als Wasserrinne bei Brunnen verwandt.