und Omandongo mit Missionar Pettenen. Im öst-
lichen Ondonga unter dem Häuptlung Nechale sind
nur noch die Ruinen der aufgegebenen Mission Omu-
longa vorhanden.
Die Niederlassungen der finnischen Missionare
machen einen freundlichen, an deutsche Bauernhöfe
erinnernden Eindruck und bestehen gewöhnlich aus
einem Wohnhaus, einem Wirtschaftsgebäude, einem
Wagenschuppen, einer Schule und der Kirche. Außer-
dem befindet sich stets ein großer, wohlgepflegter
Garten dabei. Die Gebäude sind sämtlich aus un-
gebrannten Lehmziegeln aufgeführt mit weit über-
ragenden Strohdächern, welche die Außenwände gegen
Zerstörung durch Regen schützen und die inneren
Räume stets kühl halten. Die Wohnhäuser sind von
breiten, etwas erhöhten Veranden umgeben.
Die Tätigkeit der Missionare ist ziemlich viel-
seitig. Außer dem an Sonn= und Feiertagen statt-
findenden Gottesdienst, welcher in Gesang, Liturgie
und Predigt besteht und eifrig besucht wird, werden
noch täglich Abendandachten abgehalten. Auf den
Schulunterricht wird besonderer Wert gelegt. Allein
im Bezirke der Missionsstation Onipa bestehen sechs
Schulen, in denen 400 Kinder hauptsächlich im
Lesen, weniger im Schreiben unterrichtet werden.
Den Unterricht erteilen eingeborene Lehrer, die von
der Mission bezahlt werden. Als ein weiteres
Mittel, Einfluß auf die Bevölkerung zu gewinnen,
ist die in neuerer Zeit erfolgte Herausgabe emer in
der Ovambosprache abgefaßten Zeitschrift anzusehen,
welche alle 14 Tage erscheint. Außer religiösen
Abhandlungen bringt dieselbe auch Besprechungen
allgemeiner Natur. Einen bedeutenden Erfolg ihres
Wirkens erblicken die finnischen Missionare in dem
Ubertritt der beiden jüngeren Brüder des Nachfolgers
für Kambonde zum Christentum. Einen wichtigen
Platz in der Missionstätigkeit nimmt sodann die
Krankenpflege ein. Sie trägt ohne Zweifel viel dazu
bei, die Stellung der Missionare zu befestigen. Im
übrigen aber hängt das Wohlergehen der Missionen
fast ganz vom Häuptling ab, der bei allen Ovambo-
stämmen ein unumschränkter Herrscher über Leben
und Eigentum seiner Untertanen ist. Seine Vorleute
und ältere einflußreiche Personen stehen ihm wohl
als Ratgeber zur Seite, doch liegt die Entscheidung
schließlich in seiner Hand. Seine Person gilt ge-
wissermaßen als geheiligt und unverletzlich. Niemand
wird es wagen, sich an ihm zu vergreifen, da solches
sicheren Tod bedeutet. Wie groß in dieser Be-
ziehung die Furcht ist, zeigt deutlich ein Beispiel.
Der mit einigen Begleitern von der Jagd heim-
kehrende Häuptling Ujulu des Ukuanjamastammes
stürzte beim Uberspringen einer Hürde mit seinem
Pferde so unglücklich, daß er besinnungslos liegen
blieb. Weit davon entfernt, ihm zu helfen, und
wohl auch in der Annahme, daß der Häuptling tot
sei, flohen seine Begleiter eiligst fort, weil sie fürchteten,
es könne ihnen die Schuld an dem Unglück zuge-
schrieben und sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
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Auch die Mitglieder der Herrscherfamilie nehmen
eine bevorzugte Stellung ein. Die Mutter des
Häuptlings ist eine einflußreiche Persönlichkeit, deren
Rat in wichtigen Angelegenheiten eingeholt wird.
Die Brüder werden Unterhäuptlinge und erhalten
einen Bezirk für sich angewiesen. Gewalt über sie
hat nur der Häuptling selbst. Für im Range tiefer
Stehende, sei es von demselben oder einem benach-
barten Stamm, gilt ihre Person unantastbar, wie
folgender Fall zeigt:
An einem der häufigen Raubzüge nahm ein
Unterhäuptling persönlich teil und wurde aus Un-
kenntnis von einem gewöhnlichen Manne des feind-
lichen Stammes verwundet. Der unglückliche Übel-
täter fand bei seinen Stammesangehörigen keinen
Schutz, er mußte sich vielmehr durch schleunige Flucht
zu einem dritten Stamm retten. Es kommt auch
häufig genug vor, daß jemand, der durch seine Macht
dem Häuptling gefährlich zu werden scheint oder
sonstwie dessen Mißfallen erregt hat, mit seiner
ganzen Familie flieben und Schutz bei einem anderen
Stamme suchen muß, der auch stets gewährt wird.
Unter den Ovambos herrscht, wie bei allen Einge-
borenen, krasser Aberglauben, und manches Menschen-
leben ist ihm zum Opfer gefallen.
Die Häuptlingswürde vererbt sich für gewöhnlich
auf den ältesten Sohn der ältesten Schwester des
Häuptlings, indes kommen auch Ausnahmen vor.
Die Verwaltungseinrichtungen sind kaum nennenswert.
Eine gewisse Anzahl zusammenliegender Werften steht
unter der Aufsicht eines vom Häuptling Erwählten,
eines Vormannes. Derselbe hat innerhalb seines Be-
zirks für Ordnung zu sorgen, Ubergriffe einzelner
zu verhindern, die Acker zu verteilen und wohl auch
Streitigkeiten zu entscheiden. Im übrigen aber ist
für Klagen innerhalb des Stammes ein oberster
Richter zuständig, dessen Urteilsspruch weniger nach
dem Recht als nach seinem zu erkaufenden Wohl-
wollen ausfällt.
Das östliche Ondonga bildete früher mit dem
westlichen unter der Herrschaft Kambondes ein ge-
schlossenes Machtgebiet. Unter Führung eines jün-
geren Bruders von Kambonde, des Nechale, trennte
sich das östliche Ondonga ab und besitzt seit dieser
Zeit volle Selbständigkeit. Der älteste Neffe der
beiden Brüder wird indes später den Stamm unter
seiner Gewalt wieder vereinen, wenn nicht unberechen-
bare Zwischenfälle eintreten.
Um Nechale kennen zu lernen und ihm gleich-
zeitig Geschenke zu bringen, wurde ein Ausflug
zu Pserde nach dem östlichen Ondonga unternommen.
Leider wurde Nechale nicht angetroffen, da er an-
geblich einen mehrtägigen Jagdausflug unternommen
atte.
5 Neben den Ukuambis unter Häupling Nechumbo
hat vorläufig Ondonga das meiste Interesse für
unser Schutzgebiet, weil es bei einer Ausdehnung des
Machtbereichs der Regierung nach Norden zuerst in
Frage kommt. Nach den Mitteilungen der Missionen
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