Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Die Zeitschrift des Afrika-Vereins deutscher 
Katholiken „Gott will es!“ gibt einen Überblick über 
die Mission der Genossenschaft der Oblaten zu Hün- 
feld in Deutsch= Südwestafrika. Die Mission 
umfaßt gegenwärtig folgende Niederlassungen: 1. Die 
Zentrale Windhoek, Sitz des opostolischen Präfekten 
mit einer geräumigen öffentlichen Kapelle. Seit dem 
letzten Berichtsjahre sind zwei Schulen durch die 
Missionare gegründet worden, für weiße und schwarze 
Kinder. Diese Schulen entwickeln sich ausgezeichnet. 
Einen weiteren Fortschritt wird die Mission im 
nächsten Jahre erfahren. Im Frühjahr 1903 werden 
sich die ersten Schwestern (vorderhand 4) nach Süd- 
westafrika einschiffen. Zur Hauptmission Windhoek 
gehört die Filiale Klein-Windhoek, wo die Missionäre 
besonders Landwirtschaft treiben (Gartenbau, Obst- 
und Bienenzucht). Durch ihre Bemühungen ist der 
kleine, 13 Morgen umfassende Landsitz in ein wahres 
Paradies umgewandelt worden. Mit großem Eifer 
haben sich hier die Patres, als die ersten im Lande, 
auf den Weinbau verlegt; die Aussichten sind bis 
jetzt überraschend günstige. Um der Mission eine 
sichere materielle Grundlage zu geben, haben die 
Patres, eine starke Tagereise von Windhoek entfernt, 
eine Farm von ungefähr 4000 ha erworben. Auf 
dem neuen Besitztum soll in größerem Maßstabe 
Ackerbau und Viehzucht getrieben werden. Mit der 
Urbarmachung wurde sogleich begonnen. 2. Die 
zweite katholische Missionsstation ist Swakopmund, 
Hafenort der Kolonie. Die Mission besitzt hierselbst 
eine Kapelle nebst Wohnhaus und einen kleinen 
Garten. Auch eine kleine Schule ist begonnen 
worden. Sowohl von Windhoek wie von Swakop- 
mund aus unternehmen die Patres in regelmäßigen 
Zwischenräumen Missionsreisen durch das Land. 
Diese Pastorierung ist durch die neue Bahnlinie 
Swakopmund —Windhoek erleichtert worden. Die 
Expeditionen der Schutztruppe begleitet in der Regel 
ein Pater als Feldgeistlicher. 3. Die neue Mission 
Gobabis. Unter den Betschuanen, die schon seit 
mehr als zwei Jahren nach Missionären verlangten, 
wurde am 2. Februar 1902 eine neue Missions- 
station gegründet. Zu dieser Gründung ist eine 
weitere hinzugetreten, und zwar in Amenuis im 
Osten des Schutzgebietes. 4. Die Gründung im 
Norden des Schutzgebietes ist ihrer Verwirklichung 
wieder näher gerückt. Der apost. Präfekt hat be- 
schlossen, von neuem die Fahrt nach dem Norden 
sobald als nur möglich zu wagen, hoffentlich dies- 
mal mit Erfolg. 
In derselben Zeitschrift wird über die katholische 
Mission auf den deutschen Salomons-Inseln 
berichtet: 
Im Laufe des Jahres 1902 hat der Bischof 
Broyer eine Reise nach den Salomons-Inseln ge- 
macht. Der Bestand der neuen Mission ist insofern 
erfreulich, als der Gesundheitszustand sich gebessert 
hat, die Fieberanfälle leichter und wirksamer bekämpft 
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werden. Auch ist die freundliche Aufnahme der 
Missionare von seiten der Eingeborenen auf Bougain-= 
ville geeignet, Hoffnungen für reges Vorangehen der 
Bekehrungen zu erwecken. Es ist noch kein Jahr 
verflossen, seit die Station auf Kieta wirklich be- 
gonnen werden konnte, und schon ist die Schule 
zahlreich besucht. Auch haben die Missionare Reisen 
ins Innere gemacht und freundliche Aufnahme ge- 
funden. Leider sind der Arbeiter nur wenige, und 
für diese wenigen sind die Mittel kaum hinreichend. 
Es sind nur zwei Missionare für die ganze Insel 
Bougainville bestimmt. Große Kosten hat die 
Gründung zweier Stationen verursacht. Um zwischen 
beiden Stationen den Verkehr zu unterhalten und 
regelmäßig die notwendige Zufuhr an Nahrungs- 
mitteln zu besorgen, war man gezwungen, ein ge- 
nügendes Boot zu kaufen, was die Geldmittel nicht 
nur erschöpft, sondern auch große Schulden verursacht 
hat. Dann haben dort die Missionare mit dem 
Sklavenhandel zu kämpfen. Bischof Broyer schildert 
in einem seiner Briefe den Raub einer ganzen An- 
zahl Mädchen, die auf anderen Inseln zum Verkauf 
ausgestellt wurden. Schon ist es gelungen, einige 
zu kaufen und sie ihrem traurigen Lose zu entreißen. 
Nach Berichten der Rheinischen Missionsgesellschaft 
scheinen sich für deren Tätigkeit in Neu-Guinea 
(Kaiser Wilhelmsland) jetzt bessere Aussichten zu er- 
öffnen. In Siar sind freilich die Männer noch nicht 
gekommen und haben die Gegenstände des Messiabkult 
ausgeliefert; sie wollen, wie sie sagen, mit diesem 
offiziellen Bruch des Heidentums noch warten, bis 
fünf junge Leute, die sich unlängst als Arbeiter nach 
dem Bismarckarchipel haben anwerben lassen, von 
dort zurück sind. Warum sie eigentlich an dieser 
Bedingung so zäh festhalten, ist nicht recht einzusehen; 
kurz sie tun es und sagen zu dem Missionar Berg- 
mann: „Bergmann, wir kommen, habe nur Geduld; 
mit dem Messiab ist es aus.“ Man muß nun ab- 
warten, ob sie wirklich festhalten. Inzwischen kommen 
die Leute sonntäglich zum Gottesdienst, und einige 
Erwachsene auch jeden Abend eine Stunde in die 
Schule. Missionar Hoffmann aus Bogadjim schreibt: 
„Uber den gegenwärtigen Stand der Missionsarbeit 
ein treffendes Urteil abzugeben, fällt mir recht schwer. 
Wohl selten haben Hoffnungen und Enttäuschungen 
so oft gewechselt, wie in den letzten Monaten. Eines 
scheint aber sicher zu sein, das Hauptbollwerk des 
Heidentums hier, der Asa= oder Geheimkult, ist am 
Zusammenbrechen. Ein kleiner Teil der Leute, der 
aber noch in der Minderheit ist, möchte den Asakult 
gern ganz abschaffen. Diese Leute erklärten an einem 
der letzten Sonntage im Gottesdienst, daß der Asa 
es nicht mehr sei, der sie noch zurückhielte, Jesus- 
Leute zu werden, sondern die Furcht, daß sie dann 
auch alles aundere, was ihnen noch lieb sei, fahren 
lassen müßten. Gewiß werden wir darauf bestehen 
müssen, daß noch manches abstoßend Heidnische hinweg- 
getan werden muß; aber ist wirklich der Asakult
	        
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