Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

röse Form angeblich nicht bekannt. Schlafkrankheit 
und Malaria in ihrem Lande angeblich unbekannt. 
Mwelle. Lepra anaesthetica = süäm; Lepra 
tuberosa = Nénga. Lepröse isoliert. Schlaf- 
krankheit und Malaria angeblich nicht bekannt. 
Büngü. Lepra, Malaria, Schlafkrankheit angeb- 
lich unbekannt. Kennen angeblich nur Pocken und 
„Cro-Cro“. 
Etün-Bélä hä. Lepra anaesthetica = sáäm; 
Lepra tuberosa = n'jénge. Lepröse isoliert. Schlaf- 
krankheit — Käne, sehr häufig. Es wird dort viel 
roher Maniok gegessen. Schlafkrankheit für an- 
steckend gehalten. Angeblich der Atem der Kranken 
ansteckend. Auch die Schlafkranken werden bei ihnen 
isoliert. Angeblich nicht Malaria, viel Pocken. 
Etün-Bélänft. Lepra anaesthetica = säm; 
Lepra tuberosa = m’'bar (mänä)? Schlafkrank- 
heit Känue, angeblich schon seit langer Zeit im 
Lande verbreitet. (Angeblich) sehr viel Pocken. 
Malaria angeblich vorhanden. 
c) Stämme im Innern Kameruns, nördlicher Teil. 
Bambukos und Ngolos, am Nordostabhange des 
Kameruner Gebirges. Lepra und Schlafkrankheit 
angeblich nicht bekannt. 
Haussa. Lepra = bütürá. Ich hörte auch 
den Namen Kütürö. Lepröse werden isoliert. Bei 
der außerordentlichen Verbreitung der Haussa im 
ganzen westlichen Sudan und der großen Ver- 
breitung der Haussasprache wird es leicht sein, im 
ganzen Nordwesten mit Hilfe der vorstehenden Be- 
zeichnung und unter Zuziehung von Dolmetschern, 
wenn solche nötig, Fälle von Lepra beizeiten unter 
den Angestellten ausfindig zu machen. 
In Ergänzung und Vervollständigung obiger 
Daten berichtet Dr. Ziemann aus Duala vom 
5. Oktober d. Is. des weiteren: 
Meine damalige Vermutung, daß wir mit der 
Lepra in erheblichem Maße, ferner mit der Schlaf- 
krankheit in gewissen Bezirken des Hinterlandes auch 
rechnen müssen, hat sich immer mehr bestätigt. Die 
Lepra ist mittlerweile auch dadurch, daß im hiesigen 
Gefängnis Lepröse durch frühere Gefangene infi- 
ziert wurden, deren Lepra nicht erkannt wurde, von 
praktischer Bedeutung geworden. Für die Leprösen 
habe ich deshalb die Bewilligung von Mitteln zur 
Errichtung eines Lepraheims durch die Wohlfahrts- 
lotterie beantragt. Die Untersuchungen über Schlaf- 
krankheit haben dadurch an Interesse gewonnen, 
daß Dr. Castellani als Ursache derselben gewisse 
Trypanosonen, gehörig zu derselben Tierfamilie, der 
auch die Erreger der Tietsekrankheit angehören, 
gefunden haben will. Als Ursache der in immer 
zunehmender Schlassucht bestehenden, tödlich endenden 
Krankheit, die bezeichnender Weise nur oder sicher 
fast nur die schwarze Rasse betrifft, ferner nach 
meinen Feststellungen auch nie die Milchkinder 
befällt, waren verschiedene Kleinlebewesen angegeben 
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worden. Ich selbst hielt fest an meiner Theorie, 
daß es sich dabei als Ursache um chronische Ver- 
gifstung, eventl. durch schlechten oder unzweckmäßig 
bereiteten Maniok handelte. Wie ich jetzt erst er- 
fahre, hat bereits 1883 der Portugiese Pereira die 
Schlafkrankheit von Maniokgenuß hergeleitet. Während 
er indes die Krankheit in Verbindung bringt mit 
dem Blausäuregifte, das in dem Maniok enthalten, 
dachte ich an Giftstoffe (Toxine), die durch Mikro- 
organismen oder Fermente, die an oder in dem 
Maniok bezw. möglicherweise auch anderen bestimmten 
Nahrungsmitteln sich bildeten, produziert würden. 
Als Analogie führte ich die Krankheit „Pellagra“ 
in Italien an, die durch den Genuß von schlechtem 
Mais bedingt ist. Die meisten Stämme glauben 
auch, daß es sich nicht um eine Infektionskrankheit 
im eigentlichen Sinne handelt. Sie unterscheiden 
angeblich sehr wohl zwei oder sogar mehrere Varie- 
täten des Manioks oder Kassada, von denen bekannt- 
lich die bittere Kassada, wenn nicht genügend gekocht, 
giftig ist. 
Für die nachfolgenden, mittlerweile gesammelten 
Notizen bezügl. Schlafkrankheit und Lepra in der 
Kolonie Kamerun wende ich im großen ganzen die 
bereits im Aufsatz Deutsche Mediz. Wochenschrift 
Nr. 14, 1903, geübte Gruppierung an. Das Folgende 
wird eine Bestätigung und eine Ergänzung und 
Erweiterung der bereits gesammelten Notizen dar- 
stellen, da zu den Notizen über die bisher erwähnten 
20 Stämme solche über 8 weitere hinzukommen. 
A. Küstenstämme in Ober-Guinea. 
Sierra-Leoneleute. Lepra = békbö, derselbe 
Name für Lepra angesthetica und lepra tuberosa. 
Im Beginn Lepra angeblich durch Kountry-Medizin 
heilbar. 
Schlafkrankheit = torij. Alle sollen daran sterben, 
wenn nicht im Beginn Kountry-Medizin gereicht 
wird. Die Dauer der Krankheit soll meist nur 
bis höchstens sechs Monate betragen. Muilchkinder, 
die noch an der Mutterbrust saugen, bekommen die 
Krankheit angeblich nicht. Als ansteckend gilt die 
Krankheit nicht. Kassada wird zum Teil roh, zum 
Teil gekocht gegessen. 
Monrovialeute. Im früheren Aufsatz Bezeichnung 
für Lepra = Bökböli. Ich hörte jetzt auch die 
Bezeichnung Böböjäli für Lepra tuberosa (Knollen- 
form) und Lepra anaesthetica (Nervenform). 
Im Beginn soll die Krankheit angeblich durch 
Kountry-Medizin heilbar sein. 
Schlafkrankheit soll heißen könje und ziem- 
lich häufig sein. Die Milchkinder bekommen sie 
angeblich nicht. Im Lande kommen verschiedene 
Arten von Kassada vor, die zum Teil roh, aber 
nur, wenn es sich um die süße Art handelt, zum 
Teil gekocht, gegessen werden. Dieselbe wird nicht 
für infektiäös gehalten. Sie halten aber auch meist 
die rohe Kassada für gistig. Beim Beginn der 
Krankheit werden zur Ableitung des Blutes aus
	        
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