Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

bildet. Eine um so größere Freude für mich, wenn 
ich auf den Reisen nach Süden die Annahme des 
Herrn Gessert bestätigt fände! 
Die Grundbedingung zur Fruchtreife der Palmen 
ist, daß sie zur Zeit der Blüte und Fruchtreife, also 
in der heißesten Jahreszeit, wo die Dattel, um zu 
gedeihen, ein Mindestmaß von + 32° C. erheischt, 
keinen Regen, Nebel oder Feuchtigkeit erleiden. Schon 
infolge dieses Grundes ist der ganze Norden des 
Schutzgebietes vom Kunene bis hinab zur nördlichsten 
Grenze des Omarururiviers für die Doattelkultur un- 
geelgnet, auch in Grootfontein, wie Prof. Schweinfurth 
vorschlägt, indem im ganzen Norden des Schutzge- 
bietes, abgesehen von der ohnehin zu großen Regen- 
menge, die Regenperioden gerade mit Beginn der 
Blüte einsetzen und mit der Fruchtreife aufhören. 
Das mag der alleinige Grund sein, daß in Omburo 
die Palmen schon nicht mehr zur Fruchtreife gelangen. 
Es scheint vielmehr das mittlere Schutzgebiet die 
einzige Kulturstätte für ein sicheres Gedelhen der 
Dattelpalme. Freilich gibt es auch hier, wie in 
heimischen Hochgebirgen, bevorzugte Regenplätze, so 
Otjisasu, und mag hierin der Grund liegen, daß die 
dortigen Dattelpalmen im Missionsgarten mit dem 
Blütenansatz ihre jährliche Vegetationsperlode ab- 
schließen. Herr Gessert führt Magoudi an: „In 
Basra z. B. ziehe man die Palmen nicht aus Kernen, 
sondern aus jungen Schößlingen, da dort aus Kernen 
entstandene Bäume keine Früchte tragen.“ 
Die beste Widerlegung dieser Auffassung dürfte 
hier im Lande selbst zu finden sein. Sämtliche alten 
Dattelpalmen in Deutsch -Südwestafrika sind aus 
Kernen gezogen und liefern solche Massenerträge, wie 
in keinem der nordafrikanischen Dattelkulkurländer. 
Ich verweise nur auf die Dattelpalme im Missions- 
garten in Omaruru. Bei meiner Anwesenheit daselbst 
im März 1902 kaufte ich 3800 Pfund Datteln, ein 
Jahr später 115 Pfund. Die Datteln wurden den 
eingeborenen Arbeitern auf der Forststation Okahandya 
als begehrenswerte Kost verabfolgt, die Kerne davon 
mußten sie als Saatmaterial abliefern. 
In Oberägypten (Qenets, Luksor, Assuan) werden 
von Samen und durch Aussaat sehr gute Dattelsorten 
erzielt. Die Hälfte aller Dattelpalmen in Ober- 
ä# ypten, die zum Teil vorzügliche Früchte liefern, 
sind durch Aussaat gewonnen. Klima und Boden- 
verhältnisse können in unberechenbarer Weise auf die 
Samenpflanze einwirken, sowohl zum Guten, wie zum 
Schlechten. Die „Amri"-Datteln, aus Kernen gezogen, 
werden unter dem Namen Tel-el-Kebir in großen 
Mengen nach England versandt. 
In reichen Regenjahren war es auch im mittleren 
Schutzgebiete schon oft der Fall, daß die besten 
Dattelpalmen mit ihren Erträgen aussetzten. Die 
richtige Auswahl der Kulturflächen ist somit eine 
Grundbedingung für das sichere Gedeihen der Dattel- 
palmen. Man muß also die Plätze aussuchen, wo# 
bei der denkbar größten Hitze und erreichbarem 
Grundwasserstand zur Zeit der Blüte bis Fruchtreife 
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die geringsten Regenmengen, Nebel und Feuchtigkeit 
einwirken. Hitze ist im Damara= wie Namaland 
genügend vorhanden. Wir haben im Schutzgebiete 
von zwei Seiten Regen zu erwarten, von Ost nach 
West und von Nord nach Süd, von ersterer Seite 
sicherer und bestimmter, von Nord nach Süd dagegen 
seltener, wenn er aber auftritt, dann heftig und lang 
andauernd. Natürlich je weiter der Regen von Ost 
nach West und von Nord nach Süd vordringt, nimmt 
er an Kraft und Menge ab. Der Regen wird also 
von Ost nach West immer schwächer und geringer, 
bis er endlich durch die Einwirkung des kalten Ben- 
guelastromes ganz unterdrückt wird, woher es kommt, 
daß wir jahrelang in Swakopmund keinen Regen 
haben. Gleichzeltig aber dringen von der See, also 
von West nach Ost, Nebel und Seefeuchtigkeit vor. 
Die günstigste Gegend also für Dattelkulturen ist da, 
wo die Einwirkung der Regen von Ost nach West 
und die Nebel von West nach Ost ihr Mindestmaß 
erreichen, es ist dies die mittlere Kuiseb-, Swakop- 
und Omarururiviergegend. 
Haben wir von Norden und Osten gleichzeitig 
Regeneinwirkungen, dann bekommen wir die besten 
Regenjahre. Der Süden dagegen bekommt von 
Norden nur selten Regen, da die Wolken sich im 
Hochgebirge und den Hochebenen im mittleren Schutz- 
gebiete stauen und deshalb nicht nach Süden vor- 
dringen können. Dagegen steht der südwestliche Teil 
unseres Schutzgebietes noch teilweise unter Winter- 
regen. Treffen die Nord= und Ostregen im Westen 
zusammen, so entstehen öfters bedeutende Wolkenbrüche, 
deshalb finden wir in der Namib (Wüste) oft kleinere 
stark zerrissene und zerklüstete Riviere, die in Zeiten 
solcher Wolkenbrüche entstanden sind. Wenn wir 
auch die edelsten Sorten von Kernen und Wurzel- 
sprößlingen (Palmen) naturgemäß einführen, so denken 
wir vorläufig keineswegs schon an einen Export. 
Vielmehr sind wir zufrieden, wenn wir die Datteln 
als Nahrungsmittel für Weiße und Eingeborene, die 
Kerne als Schweinefutter, die Blätter zu Geflecht, 
Matten und Stricken, den Blütenstiel als Besen, den 
Blattstiel, bezw. die Mittelrippe zu Käsigen für Ge- 
flügel, Fenstergitter und Bettstellen, den Stamm zu 
Balken und Brücken, den Bast zu Stricken und 
Badeschwämmen verwenden können. (Schwelnfurth, 
Sonderabdruck „Gartenflora“, 50. Johrg.) 
In der „Deutschen Kolonlalzeitung“ Nr. 16 vom 
16. April 1908 schreibt Dr. Rhode in einer Kritik über 
Doves Buch „Deutsch-Südwestafrika“, Berlin 1908: 
„Gewiß wird die Dattelpalme, wie die bereits vor- 
handenen Exemplare beweisen, an vielen Plätzen sehr 
gut gedeihen as soll man indessen mit 
Datteln in Masse anfangen? Mit den nordafrika- 
nischen Ländern wird man für die Ausfuhr doch 
nicht konkurrieren können, und ob die eingeborene 
südwestafrikanische Bevölkerung sich für Datteln als 
Volksnahrung begeistern wird, erscheint nach ihren 
bisherigen Lebensgewohnheiten recht zweifelhaft. 
Außerdem wächst die Dattelpalme zu langsam, und
	        
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