bildet. Eine um so größere Freude für mich, wenn
ich auf den Reisen nach Süden die Annahme des
Herrn Gessert bestätigt fände!
Die Grundbedingung zur Fruchtreife der Palmen
ist, daß sie zur Zeit der Blüte und Fruchtreife, also
in der heißesten Jahreszeit, wo die Dattel, um zu
gedeihen, ein Mindestmaß von + 32° C. erheischt,
keinen Regen, Nebel oder Feuchtigkeit erleiden. Schon
infolge dieses Grundes ist der ganze Norden des
Schutzgebietes vom Kunene bis hinab zur nördlichsten
Grenze des Omarururiviers für die Doattelkultur un-
geelgnet, auch in Grootfontein, wie Prof. Schweinfurth
vorschlägt, indem im ganzen Norden des Schutzge-
bietes, abgesehen von der ohnehin zu großen Regen-
menge, die Regenperioden gerade mit Beginn der
Blüte einsetzen und mit der Fruchtreife aufhören.
Das mag der alleinige Grund sein, daß in Omburo
die Palmen schon nicht mehr zur Fruchtreife gelangen.
Es scheint vielmehr das mittlere Schutzgebiet die
einzige Kulturstätte für ein sicheres Gedelhen der
Dattelpalme. Freilich gibt es auch hier, wie in
heimischen Hochgebirgen, bevorzugte Regenplätze, so
Otjisasu, und mag hierin der Grund liegen, daß die
dortigen Dattelpalmen im Missionsgarten mit dem
Blütenansatz ihre jährliche Vegetationsperlode ab-
schließen. Herr Gessert führt Magoudi an: „In
Basra z. B. ziehe man die Palmen nicht aus Kernen,
sondern aus jungen Schößlingen, da dort aus Kernen
entstandene Bäume keine Früchte tragen.“
Die beste Widerlegung dieser Auffassung dürfte
hier im Lande selbst zu finden sein. Sämtliche alten
Dattelpalmen in Deutsch -Südwestafrika sind aus
Kernen gezogen und liefern solche Massenerträge, wie
in keinem der nordafrikanischen Dattelkulkurländer.
Ich verweise nur auf die Dattelpalme im Missions-
garten in Omaruru. Bei meiner Anwesenheit daselbst
im März 1902 kaufte ich 3800 Pfund Datteln, ein
Jahr später 115 Pfund. Die Datteln wurden den
eingeborenen Arbeitern auf der Forststation Okahandya
als begehrenswerte Kost verabfolgt, die Kerne davon
mußten sie als Saatmaterial abliefern.
In Oberägypten (Qenets, Luksor, Assuan) werden
von Samen und durch Aussaat sehr gute Dattelsorten
erzielt. Die Hälfte aller Dattelpalmen in Ober-
ä# ypten, die zum Teil vorzügliche Früchte liefern,
sind durch Aussaat gewonnen. Klima und Boden-
verhältnisse können in unberechenbarer Weise auf die
Samenpflanze einwirken, sowohl zum Guten, wie zum
Schlechten. Die „Amri"-Datteln, aus Kernen gezogen,
werden unter dem Namen Tel-el-Kebir in großen
Mengen nach England versandt.
In reichen Regenjahren war es auch im mittleren
Schutzgebiete schon oft der Fall, daß die besten
Dattelpalmen mit ihren Erträgen aussetzten. Die
richtige Auswahl der Kulturflächen ist somit eine
Grundbedingung für das sichere Gedeihen der Dattel-
palmen. Man muß also die Plätze aussuchen, wo#
bei der denkbar größten Hitze und erreichbarem
Grundwasserstand zur Zeit der Blüte bis Fruchtreife
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die geringsten Regenmengen, Nebel und Feuchtigkeit
einwirken. Hitze ist im Damara= wie Namaland
genügend vorhanden. Wir haben im Schutzgebiete
von zwei Seiten Regen zu erwarten, von Ost nach
West und von Nord nach Süd, von ersterer Seite
sicherer und bestimmter, von Nord nach Süd dagegen
seltener, wenn er aber auftritt, dann heftig und lang
andauernd. Natürlich je weiter der Regen von Ost
nach West und von Nord nach Süd vordringt, nimmt
er an Kraft und Menge ab. Der Regen wird also
von Ost nach West immer schwächer und geringer,
bis er endlich durch die Einwirkung des kalten Ben-
guelastromes ganz unterdrückt wird, woher es kommt,
daß wir jahrelang in Swakopmund keinen Regen
haben. Gleichzeltig aber dringen von der See, also
von West nach Ost, Nebel und Seefeuchtigkeit vor.
Die günstigste Gegend also für Dattelkulturen ist da,
wo die Einwirkung der Regen von Ost nach West
und die Nebel von West nach Ost ihr Mindestmaß
erreichen, es ist dies die mittlere Kuiseb-, Swakop-
und Omarururiviergegend.
Haben wir von Norden und Osten gleichzeitig
Regeneinwirkungen, dann bekommen wir die besten
Regenjahre. Der Süden dagegen bekommt von
Norden nur selten Regen, da die Wolken sich im
Hochgebirge und den Hochebenen im mittleren Schutz-
gebiete stauen und deshalb nicht nach Süden vor-
dringen können. Dagegen steht der südwestliche Teil
unseres Schutzgebietes noch teilweise unter Winter-
regen. Treffen die Nord= und Ostregen im Westen
zusammen, so entstehen öfters bedeutende Wolkenbrüche,
deshalb finden wir in der Namib (Wüste) oft kleinere
stark zerrissene und zerklüstete Riviere, die in Zeiten
solcher Wolkenbrüche entstanden sind. Wenn wir
auch die edelsten Sorten von Kernen und Wurzel-
sprößlingen (Palmen) naturgemäß einführen, so denken
wir vorläufig keineswegs schon an einen Export.
Vielmehr sind wir zufrieden, wenn wir die Datteln
als Nahrungsmittel für Weiße und Eingeborene, die
Kerne als Schweinefutter, die Blätter zu Geflecht,
Matten und Stricken, den Blütenstiel als Besen, den
Blattstiel, bezw. die Mittelrippe zu Käsigen für Ge-
flügel, Fenstergitter und Bettstellen, den Stamm zu
Balken und Brücken, den Bast zu Stricken und
Badeschwämmen verwenden können. (Schwelnfurth,
Sonderabdruck „Gartenflora“, 50. Johrg.)
In der „Deutschen Kolonlalzeitung“ Nr. 16 vom
16. April 1908 schreibt Dr. Rhode in einer Kritik über
Doves Buch „Deutsch-Südwestafrika“, Berlin 1908:
„Gewiß wird die Dattelpalme, wie die bereits vor-
handenen Exemplare beweisen, an vielen Plätzen sehr
gut gedeihen as soll man indessen mit
Datteln in Masse anfangen? Mit den nordafrika-
nischen Ländern wird man für die Ausfuhr doch
nicht konkurrieren können, und ob die eingeborene
südwestafrikanische Bevölkerung sich für Datteln als
Volksnahrung begeistern wird, erscheint nach ihren
bisherigen Lebensgewohnheiten recht zweifelhaft.
Außerdem wächst die Dattelpalme zu langsam, und