Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

kalt zugesetzt. Außer dieser Seifenlösung braucht 
man noch eine Gartenspritze oder Gießkanne mit 
möglichst feiner Brause. Bevor die Tierchen unter 
dem Strahl der Morgensonne ihre ganze Beweglich- 
leit erhalten haben, also etwa gegen 6 Uhr im Tief- 
lande, vielleicht bis 7 Uhr in höheren Lagen, nähere 
man sich vorsichtig, damit sie nicht unnötig zersprengt 
werden, den Schwärmen der jetzt dunkel gefärbten 
Hüpfer, schütte von der Seifenlösung in die Gießkanne 
und überbrause die Heuschrecken. Beinahe momentan 
werden alle von der Flüssigkeit getroffenen tot sein. 
Gute Dienste tut die Gartenspritze dann, wenn die 
Hüpfer sich an der Blattunterseite höherer Gewächse 
befinden. In diesem Falle können sie aber auch 
leicht abgeschürtelt und dann mit der Brause behandelt 
werden. In vielen Kulturen dürfte dieses Abschütteln 
in jedem Falle geboten sein, da es nicht ganz aus- 
geschlossen ist, daß manche Blätter gegen die Seife 
etwas empfindlich sind, besonders bei trockenem heißen 
Wetter. Für die ersten etwa 1 bis 2½ cm langen 
Entwicklungsstadien lassen sich meiner Überzeugung 
nach auch noch schwächere Seifengemische anwenden, 
und ich rate, wenigstens einen Versuch damit zu 
machen, wenn von stärkeren Lösungen Nachteile für 
die Pflanzen zu befürchten sind. Die auf die Erde 
gegossene Seife ist unschädlich, da sie nicht sehr tief 
dringt. 
Es werden noch eine ganze Menge Gemische von 
Selfe, Soda, Harz, Teer, Gaswasser usw. in der 
L#teratur erwähnt, ferner Emulsionen von Petroleum, 
Kreolin und endlich wirkliche Giste (Arsen oder arsen- 
haltige Salze) zur Vernichtung der Hupfer empsohlen. 
Sicher werden auch alle mehr oder weniger wirksam 
sein, ebenso sicher aber haben auch alle eine Reihe 
von Nachteilen der Selfenlösung gegenüber, wenigstens 
in Rücküicht auf Deutsch-Ostafrika. Die Herstellung 
der meisten dieser Gemische ist teurer, umständlicher 
als die von Seifenwasser, die Anbringung der 
Flüssigkeit erfordert oft besondere Apparate und Vor- 
sicht, da sie selbst dem Menschen und den Haustieren 
gefährlich werden können. Vor allen Dingen aber 
eignet sich nicht ein einziges von allen so uneinge- 
schränkt auch für die Hand der Emgeborenen wie 
das Seifenwasser. 
Eine weitere Methode, die viellelcht für spätere 
Entwicklungsstadien da und dort Anwendung finden 
kann, ist die des Treibens nach Gräben. Mit dem 
Heranwachsen fangen nämlich die Hüpfer an langsam 
u wandern und sich mehr zu zerstreuen. Gewöhnlich 
icht in diesen Stadien die zitrongelbe Farbe hervor. 
Während so die Masse nach einer leicht erkennbaren 
Richtung sich hinbewegt, zieht man vor dem Schwarm 
quer zu seinem Weg einen etwa 40 bis 50 cm 
tiefen und ebenso breiten Graben, wirft den ausge- 
hobenen Boden auf der dem anrückenden Schwarm 
abgekehrten Seite des Grabens so auf, daß diese 
Wand dadurch gewissermaßen erhöht wird. Die 
Grabenwände sollen möglichst senkrecht, die Graben- 
länge der Breite des Schwarms entsprechend sein. 
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Sind die Vorbereitungen fertig, so fängt man an 
zu treiben. Unter Lärmen, Tücherschwenken läßt 
man eine Reihe Leute langsam von hinten her den 
Schwarm gegen den Graben treiben. Dies muß 
vorsichtig geschehen. Geht die Treiberlinie zu rasch 
vor, so weichen die Hupfer seitwärts aus, *n um 
ode#k bleiben sitzen. Gelingt alles, so füllt sich der 
Graben schnell; reicht er nicht zur Aufnahme des 
ganzen Schwarmes aus, so wird in einiger Ent- 
fernung ein zweiter angelegt. Der volle Graben 
kann nun mit Petroleum begossen und angezündet 
werden, wie ich es in Algerien sah, oder es werden 
die Tiere eingestampft oder mit Erde schnell über- 
schüttet, die auf irgend eine Welse abgetöteten später 
als Dünger verwendet. Auch wurden an den Enden 
der Fanggräben oft tiefere Gruben angebracht, in 
denen sich die Hupfer sommeln und gegenseitig er- 
drücken und ersticken. 
Da Nachts und Morgens in der Frühe die Heu- 
schrecken gewöhnlich, besonders wenn es frisch ist, 
ziemlich unbeweglich sind, kann man auch hierauf eine 
einfache Fangmethode gründen, vorausgesetzt, daß das 
Gelände es erlaubt. Bei ebenem Boden und ge- 
ringer Vegetation kann man sie auf ausgebreltete 
Tücher zusammentreiben, diese zusammenlegen und 
den Inhalt erdrücken. 
Wie gesagt, eignen sich diese Verfahren keineswegs 
überall; sie sind unter allen Umständen teurer, we- 
niger einfach und erfolgreich als die Vertilgung der 
ganz jungen Brut durch Begießen mit Selfenwasser. 
Wird gegen diese rasch und energisch in der geschil- 
derten Weise vorgegangen, so sind sie überflüssig. 
Kamerun. 
Bericht des Raiserlichen Gonverneurs v. Dutttamer 
über seine Neise in das Eschadseegebtet. 
Der Kaiserliche Gouverneur v. Puttkamer be- 
richtet über seine Reise in das Tschadseegebiet unter 
dem 26. September 1903 von Garua aus, wie folgt: 
Am 19. August verließ ich an Bord des Regie- 
rungsdampfers „Herzogin Elisabeth“" Duala und 
begab mich zunächst nach Old-Calabar, um dem 
Acting High Commissioner Herrn Probyn einen 
Besuch abzustatten. Am 22. bei Tagesanbruch ging 
ich wieder in See, Ankunft in Forcados (Burutu) 
erfolgte am 28. um 4 Uhr nachmittags. Zu meiner 
Freude fand ich hier den englischen Dampfer „Burutu“ 
mit Leutnant Kramsta an Bord schon vor und er- 
fuhr, daß die mit „Irma Woermann“ angekommene 
Expeditionsausrüstung bereits der Niger Company 
übergeben und nach Lokoja vorausgeschickt sei. Der 
französische Forscher Hauptmann Lenfant war hier 
vor 14 Tagen durchpassiert. Am 24. abends traf 
pünkllich nach Verabredung „Valiant“ ein, ein statt- 
licher Heckraddampfer mit sechs Passagierkabinen auf 
dem Oberdeck, geführt von einem Marineoffizier
	        
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