Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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Tschobe bestehe. Als kompetent darf man diese An- 
gaben der Eingeborenen nicht betrachten, bevor man 
sich nicht durch Augenschein von ihrer Richtigkeit 
überzeugt hat. 
Das Gebiet zwischen Okawango und Tschobe, 
soweit es deutsch ist, soll ein sandiges, grasbewachsenes 
Dünengebjet sein, mit wenigen Wasserstellen. 
  
Otavi- Uinen- und Eisendahngesellschaft. 
In der ordentlichen Generalversammlung der 
Otavi-Minen= und Elstekaznenernlverl vom ½. De- 
zember 1903 ist an Stelle des verstorbenen Geheimen 
Kommerzienrats Adolph v. Hansemann der Geschäfts- 
inhaber der Diskonto-Gesellschaft Herr Geheimer 
Seehandlungsrat a. D. Alexander Schöller in den 
Verwaltungsrat gewählt worden. Die gemäß Ar- 
tikel 25 der Satzungen ausgelosten Mitglieder des 
Verwaltungsrats Herr Edmund Davis in London 
und Direktor Paul Boettger in Berlin wurden 
einstimmig wiedergewählt. 
Der Verwaltungsrat erwählte für den bisherigen 
Vorsitzenden Geheimen Kommerzienrat v. Hansemann 
Herrn Geheimen Seehandlungsrat a. D. Alexander 
Schöller zum Vorsitzenden; hiernach besteht nunmehr 
der Verwaltungsrat aus folgenden Herren: 
1. Geh. Seehandlungsrat a. D. Alexander Schöller 
(Vorsitzender), 
MWirklicher Geheimer Rat Dr. P. D. Fischer, 
Berlin (Stellvertreter des Vorsitzenden), 
. Edmund Davis, London, 
RMRechtsanwalt Dr. Scharlach, Hamburg, 
Generalkonsul Dr. P. Schwabach, Berlin, 
. Kommerzienrat M. Steinthal, Berlin, 
. Direktor P. Boeitger, Charlottenburg. 
Die Direktion setzt sich wie bisher zusammen 
aus den Herren: 
1. Baurat A. Gaedertz, Berlin (Vorsitzender), 
2. Dr. jur. P. Gloner, Berlin, 
3. Ingenieur F. Müller von der Werra, Berlin. 
Jor 8 
Deutsch-Neu-Guinea. 
Eine Jahrt des Raiserlichen Stationschefs von Neu- 
Mecklenburg, Zoluminsti, auf dem Gouvernements- 
dampfer „Seestern“ von BNäwieng, Beziot Neu--Mecklen. 
burg, nach Derbertsböbe. 
Am 4. Oktober v. Is. war der Postdampfer in 
Herbertshöhe fällig, den meine Frau und ich zur 
Urlaubsreise nach Europa nach fast fünfjährigem 
Aufenthalte im Bismarck-Archipel benutzen wollten. 
"a indessen von unserer Residenz Käwieng im Nor- 
den Neu-Mecklenburgs bis Herbertshöhe ein Wasser- 
weg von nahezu 400 km zurückzulegen ist und die 
Schiffsverbindung zwischen diesen beiden Orten nur 
höchst mangelhaft genannt werden kann, so lag die 
Mödglichkeit, den Anschluß in Herbertshöhe nicht zu 
erreichen, durchaus nahe. 
Aus diesem Zweifel wurden wir gerissen, als 
der Gouverneur uns schrieb, der neue Dampfer 
„Seestern“ sei in Herbertshöhe angekommen und er 
selbst würde mit demselben heraufkommen, um uns 
abzuholen. Pünktlich am 16. September 1908 lief 
der „Seestern“ ein. Ich muß offen gestehen, daß 
unsere Erwartungen, obgleich dieselben durch Berichte 
usw. ziemlich hoch gespannt waren, doch noch welt 
übertroffen wurden. 
Ohne Zweifel ist es außerordentlich schwer, ein 
Schiff zu konstruieren, welches den vlelfachen An- 
sprüchen des Tropendienstes genügt. Im „Seestern 
indessen ist nach Überzeugung aller, die den Vorzug 
gehabt haben, mit demselben eine Reise zu machen, 
alles vereinigt, um auch den größten Ansprüchen 
gerecht zu werden. 
Die Schnelligkeit beträgt 12 Meilen in der 
Stunde. Die Manöprierfähigkeit ist vorzüglich. 
Der Salon des Gorverneurs, der Speisesaal, die 
Kajüten 1. Klasse und die Kapitänswohnung liegen 
auf dem Oberdeck und sind daher dem für die 
Tropen so wichtigen freien Durchzug der Brise zu- 
gänglich. Offiziere und Mannschaften sind ebenfalls 
vorzüglich untergebracht. Für Beförderung von 
Soldaten usw. sind im unteren Vorschiff große und 
bequeme Räume. Die Ventilation in den Maschinen- 
räumen darf als tadellos bezeichnet werden. 
Als eine außerordentlich glückliche Ibee ist es 
zu betrachten, daß der Dampfer in Regie des Nord- 
deutschen Lloyd ist, d. h. Besatzung und Abrechnung 
wird von dieser Gesellschaft geleitet. Hierdurch ist 
das Gouvernement der ewigen Sorge der Stellen- 
besetzung enthoben. Schreiber dieses hat selbst 
häufig genug die Erfahrung gemacht, wie schwer es 
hält, Ersatz für Offiziere und Maschinisten für Schiffe 
zu erhalten, und oft können aus diesem Mangel 
Barkassen und Schiffe monatelang nicht laufen. Der 
Lloyd dagegen ist jederzeit in der Lage, von seinen 
beiden schönen Schiffen „Prinz Waldemar“ und 
„Prinz Sigismund“, welche die Verbindung zwischen 
Singapore, Herbertshöhe und Sydney versehen, Er- 
satz auf den „Seestern“ abzukommandieren. 
Am 22. September um 7 Uhr früh verließen 
wir Käwieng und erreichten Herbertshöhe nach einer 
äußerst angenehmen Fahrt um 1 Uhr nachts vom 
22. zum 23. Der „Seestern“ läuft äußerst ruhig, 
und wird es selbst für diejenigen schwierig werden, 
seekrank zu werden, die sonst mit tötlicher Sicherheit 
daran gewöhnt sind, Neptun ihre Gaben darzu- 
bringen. Da wir in Herbertshöhe keine Wohnung 
fanden, so blieben wir bis zum Abgang des Post- 
dampfers am 4. Oktober auf dem Dampfer in dem 
behaglichen und eleganten Gouverneursalon wohnen. 
Dieser Aufenthalt wird uns stets in angenehmer 
Erinnerung bleiben.
	        
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