Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

um 5 ¾/4 Uhr vormittags ab; halbwegs empfing uns 
Ardo Eloan von Golombe mit rot wattierten Reitern 
und brachte uns nach Passieren des verlassenen 
Dorfes Bofeluru schon um 8 Uhr vormittags auf 
den Lagerplatz Bom. Auch hier empfing uns Musik 
(Trommeln und Algaitara) und Lobgesang; der 
Text war diesmal: „Allah ist groß; die Welt ist 
groß; die Welt ist nicht für arme Leute, die Welt 
ist nur für reiche Leute; der Weiße hat viele Güter 
und ist sehr reich, wir möchten wohl die Güter des 
Weißen haben; Allah ist grob“. Man sieht schon 
ein Hereinspielen der sozlalen Frage in diese naiven 
und barbarischen Gesänge, deren Musik eines gewissen 
Rhythmus nicht entbehrt und an ägyptische Bauch- 
tanzmusik lebhaft erinnert. Am 6. begleitete uns 
Ardo Eloan mit seinen roten Reitern über hügeliges 
Gelände nach dem ganz romantisch in dem Bergpaß 
zwischen den Bergen (Hossere) Boror und Lombel 
gelegenenen Fulbe-Hirtendorf Uro Bororé, vor dem 
uns bereits der mit einer ausnehmend semitischen 
Gesichtsbildung begabte Ardo Lombel empfing; nach 
kurzer Frühstücksrast wurde nach der merkwürdigen 
Araberniederlassung Sorauitel Balabara weiter ge- 
trabt, wo wir 9 Uhr 10 Minuten vormittags an- 
kamen. Belde Orte sind durch Passarge vortrefflich 
beschrieben ebenso wie das ganze Gelände mit 
Berg= und Bodenformationen. Wir lagerten mitten 
in dem ganz kleinen Dorf unter großen Ficusbäumen, 
umringt von ausgedehnten Durrhafeldern. Die 
Temperatur war bisher durchschnittlich + 22° □ 
Minimum und + 33° C Maximum. 
Am 7. verließen wir 5¾ Uhr vormittags das 
Lager, passierten im flotten Trabe Hert, dessen Häupt- 
ling sich am Wege bei mir meldete, und trafen bei 
Jambutu den zlemlich bedeutenden Jauro Amadjada 
von Gidir, in dessen Begleltung (etwa 40 Reiter) 
wir schon um 9 Uhr vormittags einen sehr schönen 
schattigen und luftigen Lagerplatz am Mao Gidir 
erreichten. Hler hatten wir nachmittags das erste 
Gewitter seit Garua mit mäßigem Regen, aber sehr 
willkommener Abkühlung. Der Text des Lobsängers 
und des Algaitarabläsers war hier: „Der Weiße ist 
in unser Land gekommen; der Weiße, dem dies 
ganze Land gehört, Allah ist groß." Abends von 
7 bis 9 Uhr blies ein starker Tornado mit viel 
Regen, der die Temperatur auf +.21° C. abkühlte. 
Bei prachtvoller Vollmondbeleuchtung genossen wir 
noch spät den willkommenen Wechsel des Wetters. 
Am 8. ritten wir von 6¾ bis 7¾ Uhr in einer 
Stunde nach dem freundlichen kleinen Dorf Dangar 
am Mao Lue; dies galt als erster Ruhetag; Jauro 
Amagalda von Mao Lue empfing mich halbwegs 
mit viel Gefolge; er hatte sich auf dem Rückwege 
von Garua infolge eines Pferdeunfalls den Fuß 
schwer verletzt und war hoch erfreut, die halb- 
ärztliche Unterstlitzung Brückners genießen zu dürfen. 
Am 9. ab 5¾ Uhr vormittags; Ritt trotz dorniger 
Akazien und sehr steinigen Geländes meist trabend, 
Ankunft in dem Heidendorf Matafal 7¾ Uhr. 
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Hier hatten wir einen sehr eigenartigen Lagerplatz am 
Fuß eines ziemlich hohen, von großen Pavianen 
wimmelnden Granitberges, der von Passarge treffend 
beschrieben ist. Die wenigen angesiedelten Fullah 
taten ihr Bestes, um uns den Aufenthalt angenehm 
zu machen. Die von Passarge erwähnten Penis- 
Futterale aus Strohhülsen werden von den Matafal- 
leuten noch teilwelse getragen, aber regelmäßig durch 
ein Lendentuch verhüllt und dürften bald ganz ver- 
schwinden; so schreitet auch Matafal vorwärts mit 
der tur. 
Am Nachmittag brachte ein Gewitter mit 
wenig Regen Abkühlung; von + 32° C. um 1 Uhr 
nachmittags sank der Thermometer um 4 Uhr nach- 
mittags auf + 26° C. Am 10. morgens 5¾ Uhr 
bei + 19° C. Aufbruch. Am Mao Subul begrüßt 
mich der alte verdiente Fullahhäuptling von Ndokula 
mit einigen Reitern. Nach unbequemem Ritt über 
Stock und Stein erreichten wir um 8¾ Uhr vor- 
mittags das Dorf Ndokula am tief in Felsen ein- 
geschnittenen Mao Lue. Auch hier urteilt Passarge 
sehr richtig. Die Lage dieser wie eine natürliche 
Felsenfestung gelegenen Fullah-Etappe, umringt von 
den feindlichen Heidenstämmen der Barawa, Lam, 
Usuel Kola usw. ist auch heut noch äußerst unsicher. 
Ganz kläglich meinte der alte Ortsvorsteher, die 
Heiden würden ihm wohl den Hals abgeschnitten 
haben, ehe ich wieder käme. Ich tröstete ihn, so 
gut es ging, und schenkte ihm zur besseren Ver- 
teldigung eine alte Schrotflinte nebst Patronen, da 
die Heiden, fast ebenso feige wie die Fullah, schon 
beim Knallen von Schießgewehren wegzulaufen 
pflegen in dem Glauben, es wären Weiße 
da. Ich werde mit diesen Heldenstämmen, welche 
den Weg nach Marua für kleine Leute tatsächlich 
unsicher machen, durch die Garuakompagnie demnächst 
aufräumen, was etwa 6 Wochen in Anspruch nehmen 
wird. 
Am Sonntag den 11. ritt ich 5/ Uhr vor- 
mittags bei + 18° C. ab, im Morgentau geradezu 
fröstelnd. Unfre große Kolonne passierte selbstver- 
ständlich unangefochten den gefürchteten Hosserl Lulu 
in naher Entfernung, machte dann das bekannte 
Rechtsum nach Osten zu, rastete um 8½ Uhr an 
dem letzten Wasserloch im Akazlenbusch und erreichte 
um 10 Uhr 10 Minuten vormittags das große 
Fullahdorf Songola am Mao Bula, die erste Marua- 
siedelung. Um Songola so zeitig zu errelchen, 
hatten wir vlel traben und galoppieren müssen, trotz 
sehr ungünstigen Geländes; Oberleutnant Stieber 
traf mit der Kolonne auch erst um 2 Uhr nach- 
mittags ein, fast vier Stunden nach uns. Vorher 
schon meldete sich der Lamido Abdurrahman Sudi 
von Marua, der mit etwa 250 Reltern und großer 
Musik zur Begrüßung von seiner Hauptstadt schon 
Tags zuvor herübergekommen war. Er erhielt die 
erbetene Erlaubnis, gleich vorausreiten zu dürfen, 
um alles zum Empfang vorzubereiten. Am 12. 
Aufbruch von Songoia 5¾ Uhr bei 17¾6 C.
	        
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