Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

d langer Trab über offenes sandiges, für Reiterei 
8 geeignetes Gelände führte durch die Marua- 
dur Katual nach Miskin, wo großer Reiterempfang 
fürh den jungen, sehr gut aussehenden Häuptling 
vo fand, dann von Farm zu Farm um 10 Uhr 
rmittags nach Marua hinein, an der Spitze der 
Hantdo Sudi mit etwa 300 Reitern. Marua, die 
Kauptstadt des Sultanats gleichen Namens, zieht 
f# zu beiden Seiten eines Nebenarms des Tschananga- 
unsiss in schier endloser Ausdehnung hin und hat 
Süol über 30 000 Einwohner:; es ist die volkreichste 
dn t von Adamaua, während das Reich selbst ver- 
8 nismäßig klein lst und außer Stadt Marua als 
lectigste Orte, die sämtlich unfern der Hauptstadt 
Büenden Ortschaften Miskin, Kotual, Gasaua, 
besc asa, Bogo, Doldeo, Surguf Köngola, Dargota usw. 
l Frn. Die innere Stadt von Marua ist um den 
Bechen Marktplatz herum besonders nach den 
bef gen zu, wo sich auch das Anwesen des Lamido 
!r- eng und winklig gebaut, die einzelnen 
ale sind mit mannshohen Lehmmauern umgeben, 
ime enge, glühend heiße Straßen bilden. Diese 
rel 6éän Stadt wird auf allen Seiten von sehr zahl- 
in # Gehöften umschlossen, deren Häuser, ebenfalls 
u chmmauern, von Durrha= und Gemüsefeldern 
58 en sind. Vom Eintritt in die äußere Stadt 
S#tzum Markt ritten wir im Schritt über eine 
mnende, eine weitere Stunde braucht man bis zum 
dee enn Ende. Auf dem Marktplatz rangierte sich 
zvel. lnholungskavalkde unter lärmender Musik in 
voran angen Reihen, durch welche wir, der Lamido 
schön hindurchpassierten. Vorbel an dem sehr 
ar4 unter einem riesigen Ficus am Ostende des 
eingesobabes gelegenen, sauber mit einer Lehmmauer 
er aßten Grabe des im Anfange dieses Jahres 
dug zeuchlerüsch ermordeten Oberleutnants Graf 
bagger, begaben wir uns in einen weitläufigen Höfe- 
einemer: in dessen Mitte auf freiem Platz unter 
schlage weitästigen Schattenbaum mein Zelt aufge- 
Veglein wurde. In den Höfen ringsum lagerten meine 
Infolger sowie das Kommando mit Pferden. 
Mame der Anhäufung von Vieh und Pferden in 
siadt könnte man den Ort mit Recht als Fliegen- 
so überlechnen derartige Mengen dieses in Massen 
T aug lästigen Insekts habe ich noch nie erlebt. 
doppelim und trotz der innerhalb der Lehmmauern 
sühlbaren Hitze (mittags + 35° C.) müssen 
notgedrungen eine Ruhepause von zwei 
anachen, um Träger auszuwechseln, neue 
aiustellen u. dgl. Am Abend empfing ich 
* Besuch des Lamido Abdurrahman Sudi, 
Lenbeich Angelegenheiten der Expedition und 
u " besprach. Der Lamido versprach sehr 
gedrückte 9. sechs gute Ersatzpferde für marode und 
er üußerte Kür sowie 400 neue Träger zu stellen. 
der poltsc, ich sehr befriedigt über die Wandlung 
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nabhäns#chen Zustände, über seine lang erstrebte- 
““: Jola, über das Aufblühen von 
onte die Notwendigkeit einer großen 
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Faktorei daselbst und bat zur Sicherung der großen 
und ungemein wichtigen Handelsstraße Marua — 
Garua um baldige Unterwerfung der räuberlschen 
Heidenstämme (Arnani), besonders der Bérawa, 
Lam und Usuel. Ich beabsichtige, nach meiner 
Rückkehr dieser Bitte zu willfahren und die 1. Kom- 
pagnie (Garua) mit dieser Aufgabe zu betrauen. 
Marua ist einer der wichtigsten, jedenfalls der 
größte Handelsplatz des nördlichen Adamaua; es 
produziert als eigentliche Landeserzeugnisse Durrha 
jeder Art, Reis, Erdnüsse, Gemüse und Früchte, 
vor allem große Menge Baumwolle; neuerdings 
auch Guttapercha. Die Pferde= und Viehzucht ist 
berühmt. Meilenweit erstrecken sich die Felder, von 
breiten Reitwegen durchzogen, um die Stadt herum. 
Abends spät erschien noch ein Eilbote mit einem 
arabischen Brief des Sultans von Mandara aus 
Mora, dessen Inhalt nach Übersetzung meines 
Malam folgendermaßen lautete: 
„Brief von Omaru, Lamido von Mandara 
(Siegel.) 
Ich schreibe diesen Brief an den Gouverneur 
von Kamerun, den ich grüße. Ich schreibe diesen 
Brief, denn der Gouverneur ist der Befehlshaber 
von allen Weißen und Schwarzen in all diesem 
Lande. Wer hier im Lande nicht gehorcht, den 
bestraft der Gouverneur. Der Gouverneur paßt 
auf alles auf, er leidet nicht, daß einer dem andern 
etwas nimmt. Ich sende diesen Brief in der Hoffnung, 
daß der Gouverneur gesund ist, und hoffe, daß der 
Gouverneur nicht zu stark unter der Sonne zu leiden 
hat. Wenn ich höre, daß der Gouverneur ins 
Mandaraland kommt, will ich Boten zum Empfang 
schicken und für alles sorgen. Alle Leute in Man- 
dara wissen, daß ihr Bater zu ihnen kommt."“ 
Am selben Abend wurde der Bote mit einer 
entsprechenden Antwort, ebenfalls arabisch, entlassen. 
Am 13. wurden Boten nach Garua mit Post 
abgefertigt, ebenso die bisherigen Träger unter be- 
rittener Bedeckung, welche der Lamido unentgeltlich 
stellte. Der Lamido von Mendif schickte eine An- 
zahl neuer Träger und einen arabischen Brief, in 
dem er um Schutz gegen seine Heiden bat, und 
erhielt Antwort. Nachmittags 3 Uhr war + 35° C., 
abends 8 Uhr, nach Einsetzen einer kräftigen Brise, 
24° C. 
Heut (14.) morgen fand um 7 Uhr eine kurze 
militärische Feier am Grabe des Grafen Fugger 
statt, die Truppe zu Fuß und zu Pferde in Parade- 
aufstellung mit Lanzen und Standarte. Sodann 
unternahm ich mit den Offizieren und der berittenen 
Abteilung einen Ritt durch die innere Stadt und 
besuchte hierbei den Lamido. Um 10 Uhr wurden 
die versprochenen Ersatzpferde vorgeführt, besichtigt 
und als vortrefflich angenommen, die neuen 400 
Träger eingeteilt, notiert und die Lasten vertellt, 
so daß alles zum Aufbruch morgen früh fertig ist.
	        
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