und anderen Arbeiten zu veranlassen und ihnen vor
allen Dingen verständlich zu machen, zu welchem
Zweck ich diese Arbeiten ausführen ließ und aus
welchem Grunde ich die Leistung derselben ohne
nennenswerte Entschädigung von ihnen beanspruchte.
Zunächst schenkte ich den mir bekannten Häuptlingen
ein Oldruckbild Seiner und Ihrer Moajestät mit dem
Bemerken, daß dies der mächtigste Luluei aller
Deutschen sei, dem jeder zu gehorchen habe. Derselbe
würde aber auch dafür jedem seiner Untertanen, ob
Weißen oder Schwarzen, Schutz und Gerechtigkeit
widerfahren lossen. Diesem Luluei müsse jeder Deutsche
Steuern zahlen und die jungen kräftigen Leute außer-
dem noch einige Jahre als Soldaten dienen.
Von Euch, sügte ich dann hinzu, verlangt der
große Luluel keine Steuern, weil Ihr kein Geld
habt, aber Ihr setd starke Leute und könnt arbeiten.
Durch unermüdliche Arbeit der Vertrauensleute
und fortwährende Verhandlungen gelang es bald,
einige Dörfer zur Arbeitsleistung zu bestimmen; von
großer Wirkung war namentlich das konsequente Ab-
lehnen einer Eatschädigung bei Rechtssprüchen usw.
In der Zwischenzeit gelang es meiner Frau sehr
bald, durch Behandeln von kranken Kindern und
Weibern das letzte Mißtrauen der Bewohner der
engeren Umgebung unserer Residenz zu beseitigen, und
nun entspann sich sehr schnell ein außerordentlich
enges Verhältnis und ein reger Verkehr zwischen den
umliegenden Eingeborenendörfern und uns. «
Da Neu-Mecklenburg wenig oder gar nicht unter
Erdbeben zu leiden hat, beschloß ich, den Unterbau
meines Hauses massiv zu bauen, um den schlimmsten
Feinden aller Tropenbauten, den weißen Anmeisen,
zu entgehen. Unsere nächsten und stets treuen Nach-
barn in dem Dorfe Bagail schleppten zunächst die
Steine zu dem Bau unseres Wohnhauses für eine
kaum nennenswerte Entschädigung an Tabak und
Eingeborenengeld heran. Auf einer Anzahl von
Inseln wurden von Frauen und Kindern Korallen
gebrochen, die dann von den Männern in großen
Löchern zu Kalk gebrannt wurden. Wenn man be-
denkt, daß zu unserem Hause, welches einen sechs Fuß
hohen Unterbau hat, allein etwa 18 000 Kubikfuß
Steine und 500 Kubikfuß Kalk notwendig waren,
so wird man sich einen Begriff von der Arbeits-
leistung der Leute machen. Im weiteren Verlaufe
der drei Jahre meiner Tätigkeit folgten dann noch
drel Europäerhäuser, ein großer Pferdestall, eine
Kaserne, Warenhaus, Chinesenhaus, Maisschuppen,
Schmiede und massive Landungsbrücke.
Diese Bauten sind zum großen Teil aus kostbaren
Hölzern Neu-Mecklenburgs, wie Afzelia bijuga, bester
Mangrove und Nlbongs, hergestellt und haben bis
auf das Chinesen= und Landmesserhaus Steinböden,
zu denen ungefähr weitere 35 000 Kubikfuß Steine
verwandt wurden. Die Landungsbrücke, die 150 Fuß
lang und 12 Fuß breit ist, hat einen Brückenkopf
von 30 Fuß Breite und zeigt an dessen Frontseite
132
etwa 20 Fuß Wasser. Diese Tiefe gestattet jedem
der hier verkehrenden Schiffe, an der Brücke festzu-
machen und Ladung direkt überzunehmen.
ie ich bereits in früheren Berichten ausgeführt
habe, arbeite ich darauf hin, den Seeverkehr an der
Nordost= und Ostküste wegen mangelnder Häfen und
überaus schlechter Landungsverhältnisse nach Möglich-
keit zu beschränken. Zu diesem Zwecke mußte ich
mein Hauptaugenmerk auf eine gute und bequeme
Landverbindung richten, d. h. einen für Kraftfahrzeuge
geeigneten Weg herstellen, der sämtliche Europäer-
stationen berührt und die Verbindung mit Herberts-
höhe zu einer möglichst schnellen und regelmäßigen
macht.
Ich muß offen gestehen, daß keine der beträcht-
lichen, von Eingeborenen Neu-Mecklenburgs für die
Verwaltung geleisteten Arbeiten mir mehr Freude
gemacht hat als gerade dieser Weg, der wegen der
zu überwindenden Schwierigkeiten, der Korrektheit
der Ausführung und der Schnelligkeit, mit der der-
selbe gebaut ist, nicht nur als eine enorme Urbeits-
leistung zu betrachten ist, sondern auch Zeugnis ab-
legt von der loyalen Gesinnung der Eingeborenen
gegen die Regierung.
In den Anfängen des Wegebaues waren natürlich
viel Überredungskünste notwendig, und häufig mußte
ich einen Stamm gegen den andern ausspielen, um
durch Eifersucht zu dem Ziel zu gelangen, welches
ich mir gesteckt hatte und welches ohne Gewalt zu
erreichen mein Ehrgeiz war. Ein Umstand kam mir
zu Hilfe. Als die Wegearbeiten noch in den be-
scheidensten Anfängen steckte, machte ich eine Expe-
dition, teils zu Wasser, teils zu Lande, die Nordost-
küste herunter. In Fissoa, einer Station der
Neu-Gulnea-Kompagnie, die ungefähr 130 km von
Käwieng entfernt liegt, gelang es mir, mich eines
Übeltäters, namens Gamelle, zu bemächtigen, der,
por einigen Jahren Soldat in Herbertshöhe, von
dort unter Mitnahme von fünf Gewehren und einer
großen Anzahl Patronen geflüchtet war. Dieser
Bursche trieb nun sein Unwesen, indem er seine Ge-
wehre bei Fehden unter den einzelnen Stämmen in
den Dienst des Meistbietenden stellte, seine persön-
lichen Feinde aus dem Hinterhalt tötete und Euro-
päer nicht nur bedrohte, sondern denselben auch ge-
legentlich in die Häuser schoß. Einer seinerzeit von
Herbertshöhe aus unternommenen Strafexpedition
gelang es zwar, einen Teil seiner Mitschuldigen un-
schädlich zu machen, er selbst flüchtete.
In Fissoa sah ich nun ein Boot aus der Richtung
der Fischer- und Gardner-Inseln kommen, welches
zu melnem Erstaunen nicht auf die Europäerstation,
sondern auf das 7 bis 8 km nördlich von dieser
gelegene Dorf Mandine zu hielt. Ich ersuchte den
Händler um ein schnelles Ruderboot, ließ die Be-
mannung desselben Mützen und Säbelkoppeln ablegen,
schnitt das herankommende Boot ab und hatte das
Vergnügen, Gamelle, der mit gespanntem Gewehr