eine andere Einrichtung der Trägerbeschaffung durch
die Firmen erscheint. Die jetzt den Transport be-
sorgenden Küstenträger (Ngumba, Jaunde, Bane,
Mabea) sind im allgemeinen schwer dazu zu bewegen,
weiter ost-- oder südwärts über Ndik hinaus vorzu-
gehen, während die Landeseinwohner, wie ich des
öftern mich zu überzeugen Gelegenheit nahm, zu
Trägerdiensten nur deshalb vorläufig nicht zu haben
sind, weil sie fürchten, die für ihre Begriffe außer-
ordentlich große Entfernung von Ndik zur Küste
durch Gebiete, die ihnen vor kurzem noch nur durch
Hörensagen bekannt waren, zurücklegen zu müssen.
Die erstrebenswerte Lösung wäre m. E. die Ein-
richtung größerer Sammeletappen der Firmen jedoch
keinesfalls östlicher wie der 12. Grad, die den Waren-
nachschub von der Küste und den Produktentrans=
vort dorthin ganz selbständig besorgen, so daß den
ostwärts und südwärts vorgeschobenen Faktoreien mehr
freie Hand zum eigentlichen Einkauf bleibt und die
Möglichkelt gegeben wird, die zahlreiche, anscheinend
auch recht billige Landesbevölkerung sich dienstbar zu
machen. Ganz ähnlich liegen übrigens die Verhält-
nisse für die Jekomba-Faktoreien.
Infolge mehrerer Erkrankungen und der noch
immer großen Schonungsbedürftigkeit von Rekonva-
leszenten rastete ich in Ndik bis zum 24. Auch
hier wurde von dem freigeschlagenen Faktoreihügel
aus eine größere Rundpeilung in besonders nach
Südosten hin sehr bergiges Terrain vorgenommen.
Die Aufnahme seitens der Vertreter der in Ndik
ansässigen Firmen war eine außerordentlich liebens-
würdige. Auch die Stimmung in dem farbigen
Personal, dos im Gegensatz zu den hohen Kongo-
preisen hier sehr billig und in großer Auswahl seine
mannigsachen kleinen Bedürfnisse decken konnte, war
eine sehr gehobene. Ich habe natürlich auch in Ndik
die Gelegenheit benutzt, unter sehr interessierter Be-
teiligung der verschiedenen Firmenvertreter die hler
völlig unbekannte rationelle Kautschukbereltung vor-
zuführen. Verschiedene von den Kaufleuten in Ndik
mir zur Verfügung gestellte rohe Skizzen und Er-
läuterungen zu dem großartigen umliegenden Berg-
banorama gaben mir manchen Aufschluß und seu-
wärts der Routenskizze vieles Füllmaterlal. Die
Bevölkerung war übrigens hier zlemlich scheu, wenn
ich auch über ihr Entgegenkommen nicht klagen kann,
im Gegenteil ist während meines Aufenthalts in
Ndik der Weg Ndik—Mgulemakong fast durchweg
in ausgezeichneter Weise breit ausgeschlagen, mit
rücken versehen und instand gesetzt worden.
elche Bedeutung dieser Ort übrigens als Handels-
zentrale gewonnen hat, geht daraus hervor, daß
während der ganzen Dauer meines Aufenthalts kein
ag vergangen ist, an dem nicht eine mindestens
30 Käpfe starke Karawane angekommen und eine
ebensolche zur Küste abgegangen ist.
Der am 25. Juli angetretene Weltermarsch nach
Agulemalong vollzog sich wiederum in verhältnis-
mäßig kleinen Tagemärschen trotz der sehr guten
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Wege. Elnmal war ich selbst aber nicht mehr kräftig,
sondern ziemlich blutarm und von häufigen Milz-
und Leberschmerzen geplagt, obwohl ich auf der ge-
samten Expedition fieberfrei geblieben bin, dann aber
hatte der Agent Bernauer der G. S. K. sehr schmerz-
hafte und langwierige Drüsenanschwellungen bekommen,
die ihn recht mitnahmen. Um so mehr erkenne ich
an, daß er mir in durchaus sachgemäßer Weise bei
der Masse Kleinarbeit der Expedition, die der Man-
gel an geübtem Unterpersonal uns auferlegte, in
jeder Hinsicht zur Hand ging. Vor allem bei der
zeitraubenden allabendlichen Itinerarkonstruktion war
er mir ein durchaus zuverlässiger Mitarbeiter.
Der Weitermarsch führte in jetzt rein nordwest-
licher Richtung, drei größere Straßen nach Ebolwoa
links lassend, durch dicht von Bule besiedelte bergige
Gegenden am 30. nach Ngulemakong. Es wurden
passiert die Bulestämme Jemesem, Jengab, Jemweng,
Jewol, Ndong, Jekomba und Jembong, welch letzte-
rer Bulestamm eine halbe Stunde vor Ngulemakong
an der Route der Bane-Expedition 1898 und der
Nordwestexpedition 1901 dem Banestamm Vogesang
angrenzt. Gegen alles Erwarten wurde auch auf
diesem letzten Expeditionsabschnitt durch bis dahin
unbekanntes Gebiel kein Zufluß des Dia, vor allem
nicht der sicher vorausgesetzte Lobo, passiert. Viel-
mehr führte der Weg aus dem Gebiet des vorher
erwähnten Mbua zu dem Nlobe mit selnen Neben-
flüßchen, der ebenfalls, mit dem Mbua zusammen
zum Kom fließt. Dieser Nlobe ist übrigens der
einzige Name, den ich bei Fourneau identifizieren
konnte. Eine kaum merkliche Wasserscheide führte
am 27. kurz vor dem ehemaligen Militärposten
Njenge, zu dem dort schon ziemlich bedeutenden
Palla, einem Nebenfluß des Njong, den ich bereits
1898 welter unterhalb überschritten und auch an
seiner Mündung festgestellt habe.
Die wie erwähnt dicht bevölkerte Gegend wird
kaufmännisch nur noch in ganz geringem Maße
durchweg bearbeitet. Sie scheint vielmehr fast aus-
gebeutet und erhält ihren Warenbedarf größtenteils
nur noch durch Lebensmittelverkauf an die weiter
im Süden nach Ndik, weiter im Norden nach Je-
komba fortwährend durchpassierenden Karawanen.
Das Entgegenkommen, allerdings verbunden mit
einer sehr merkbaren Scheu vor dem Europäer, war
auch auf dlesem Expeditlonsabschmtt durchweg ein
zufriedenstellendes.
Ein eintägiger Aufenthalt in dem bereits 1898
erkundeten Ebenge, das auf einem hohen freien Hügel
helegen ist, verdient eine kurze Erwähnung.
wurde dort nämllch eine sehr reichhaltige Rundpeilung
vorgenommen, die einesteils welt zurückgelegene Berg-
züge, dle die Expedition überschritten hatte, wieder
zu Gesicht brachte, anderseits eine Reihe im Nord-
westen am Horizont erkennbare Kuppen, die auf der
mehrerwähnten Karte des Bezirks Lolodorf bereits
eingezeichnet sind, identifizieren konnte. Auch erregte
eine von Mbasongo (Stamm Esekol), einem längeren