Quartler der Nordwestexpedition 1901 an der
äußersten Bule-Ostgrenze innerhalb des Diabogens,
kommende Karawane mein lebhaftestes Interesse, in-
sofern nämlich der von diesen Leuten transportierte
Gummi noch völlig in der Weise hergestellt war,
wie ich sie lange vor dem Auftreten der Faktoreien
in diesen östlichen Gegenden damals der Bevölkerung
gezeigt hatte.
Erwähnen möchte ich zu diesem Expeditions-
abschnitt noch, doß etwa von dem Mbuagebiet ab
der bis dahin reine Urwaldcharakter des Landes
verschwand und, wenn auch natürlich nur ganz ver-
einzelt und in geringer Ausdehnung eingesprengt sich
des öfteren kleine Grasflächen des doppelt mannes-
hohen Elefantengrases vorsanden, die der Landschaft
etwa den Charakter der Gegend zwischen dem Niong
und der Jaundestation geben. In der Landschaft
Engass fand sich sogar eine ausgedehntere Strecke
dieses Grases vor. Die Ostgrenze der weiter nach
Westen immer häufiger werdenden Olpalme liegt,
wenn man von veremzelten Exemplaren absehen will,
etwa auf der Wasserschelde zwischen dem Kom und
Iwindo. Wie überall in der südlichen Hälfte des
Schutzgebietes führte auch die Kunabembe= Fang-
Expedition lediglich durch Lateritformationen, vor
allem rote und gelbe Lateritlehme, die in meist sehr
großer Mächtigkeit weiter östlich in der Hauptsache
Graniten, westlicher zumeist auf Gneis aufgelagert
sind. Ein Basaltdurchbruch oder auch Basalttrümmer
im Alluvium wurden auch auf dieser Expedition
nirgends beobachtet.
Bereits in Jembong wurde ich am 380. von einer
großen Karawane aller möglicher Banehäuptlinge
unter Führung des alten Balinge Kore von Agule-
makong eingeholt, da meine Ankunft natürlich schon
Tage vorher durch die Trommel gemeldet worden
war. Uber den letzten Abschnitt der Expedition von
Agulemakong zur Küste, der ja durch meinen alten
Bezirk führte, wären nur wenige Einzelheiten be-
merkenswerth.
Ein Eilbote der Firma Randad & Stein beför-
derte am 1. August die Meldung des Eintreffens der
Expedition (für den 16. August in Longji) in sechs
Tagen zur Küste. Es verlief dann dieser Marsch
auch programmäßig. Meine frühere Tätigkeit in
Lolodorf kam durch massenhaften Besuch aus Dorf-
komplexen weit südwärts des Weges, der durchweg
große Geschenke mitbrachte, auf diesem Expeditions-
abschnitt den farbigen Expeditionsmitgliedern außer-
ordentlich zu statten. Es war bis an die Küste hin
immer etwa viermal so viel Verpflegung vorhanden,
wie gebraucht wurde, auch Fleisch in ausgiebiger
Menge. Nach einem kurzen Ausenthalt in Lolodorf
errelchte ich am 13. August Bipindi.
Der Marsch von Bipindi nach Longji erforderte,
um die bei meinem Rückmarsch von Lolodorf im
Februar 1899 wegen großer Entkräftung unterlassene
Festlegung des Weges durch diese damals unbewohnte
Urwaldstrecke nachzuholen, wiederum elne Itinerar-=
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aufnahme. Es hatte sich übrigens in den dazwischen-
liegenden Jahren jetzt entlang dieses Weges eine ganze
Reihe kleiner Ngumbaansiedlungen gebildet, die großen-
teils von dem Lokundjeufer zwischen Lolodorf und
Bipindi ausgewandert waren. Der Weg Bipindi—
Longit ist übrigens kürzer, trockener und auch weniger
bergig wie der Weg Bipindi—Kribi. Im auffälligen
Gegensatz zu den Wegen der Innendistrikte ist er
jedoch noch nicht ausgeschlagen, was wohl auf den
bis vor kurzem bestehenden Mangel einer Bevölkerung
zurückzuführen sein dürfte. "
Nachdem die Expedition am 16. Longji erreicht
hatte, wurde sie nach einigen Tagen des Wartens.
durch den Regierungsdampfer „Nachtigall“ nach Duala
transportiert, wo ich sie auflöste.
Su# Förderung von Eingeborenenkulturen
ist vom Kaiserlichen Gouvernement von Kamerun
den eingeborenen Victorianern, die das von ihnen
zum Kakaobau und sonstigen Farmanlagen benugzte
Land bisher unentgeltlich und auf Widerruf besaßen,
sowohl das in Kultur genommene, wie auch das zur
angemessenen Ausbreitung der Kulturen erforderliche
Land zu billigen Preisen käuflich überlassen worden.
Togpo.
Derstellung von Schutzpockenlymphe in Togo.
Den Bemühungen der in Togo tätigen Regie-
rungsärzte Dr. Krüger und Dr. Külz ist es ge-
lungen, im Schutzgebiet selbst eine brauchbare Schutz-
pockenlymphe herzustellen, die der bisher aus dem
Dresdener Lymphbereitungsinstitut bezogenen Lymphe
durchaus nicht nachsteht. Wie wichtig eine plan-
mäßige Pockenbekämpfung ist, erhellt daraus, daß
ein seit vielen Jahren in ein und demselben Bezirk
tätiger Stationsleiter, der gleichzeitig Arzt ist, die
Einbuße seines Bezirkes mit etwa 400 000 Menschen
auf mindestens 1000 Todesfälle im Jahre schäzt.
Wenn auch die aus Deutschland bezogene Troven-
lymphe fast ausnahmslos noch in gutem Zustande in
Togo ankam, so erschien doch der Wunsch gerecht-
fertigt, von den Zusendungen aus der Heimat mög-
lichst unabhängig zu sein, denn einmal hieß es, in
unvorhergesehenen Fällen von plötzlichen Pocken-
epidemien bis zum Eintreffen der Lymphe untätig
zu warten, ein andermal konnten in seuchenfreier
Zeit beträchtliche Mengen der regelmäßigen Sendungen
unbenutzt verloren gehen.
Daß übrigens die Eingeborenen selbst großen
Wert auf Impfschutz legen, und daß die Einsicht von
seiner Wirksamkeit weit unter ihnen vorgedrungen ist,
dafür berichtet Dr. Külz ein ebenso charakteristisches
wie originelles Vorkommnis. Er schreibt: „Im
Laufe der Berichtszeit erschien aus dem zum Daho-
meygebiet gehörigen und mehrere Tagereisen von