Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Quartler der Nordwestexpedition 1901 an der 
äußersten Bule-Ostgrenze innerhalb des Diabogens, 
kommende Karawane mein lebhaftestes Interesse, in- 
sofern nämlich der von diesen Leuten transportierte 
Gummi noch völlig in der Weise hergestellt war, 
wie ich sie lange vor dem Auftreten der Faktoreien 
in diesen östlichen Gegenden damals der Bevölkerung 
gezeigt hatte. 
Erwähnen möchte ich zu diesem Expeditions- 
abschnitt noch, doß etwa von dem Mbuagebiet ab 
der bis dahin reine Urwaldcharakter des Landes 
verschwand und, wenn auch natürlich nur ganz ver- 
einzelt und in geringer Ausdehnung eingesprengt sich 
des öfteren kleine Grasflächen des doppelt mannes- 
hohen Elefantengrases vorsanden, die der Landschaft 
etwa den Charakter der Gegend zwischen dem Niong 
und der Jaundestation geben. In der Landschaft 
Engass fand sich sogar eine ausgedehntere Strecke 
dieses Grases vor. Die Ostgrenze der weiter nach 
Westen immer häufiger werdenden Olpalme liegt, 
wenn man von veremzelten Exemplaren absehen will, 
etwa auf der Wasserschelde zwischen dem Kom und 
Iwindo. Wie überall in der südlichen Hälfte des 
Schutzgebietes führte auch die Kunabembe= Fang- 
Expedition lediglich durch Lateritformationen, vor 
allem rote und gelbe Lateritlehme, die in meist sehr 
großer Mächtigkeit weiter östlich in der Hauptsache 
Graniten, westlicher zumeist auf Gneis aufgelagert 
sind. Ein Basaltdurchbruch oder auch Basalttrümmer 
im Alluvium wurden auch auf dieser Expedition 
nirgends beobachtet. 
Bereits in Jembong wurde ich am 380. von einer 
großen Karawane aller möglicher Banehäuptlinge 
unter Führung des alten Balinge Kore von Agule- 
makong eingeholt, da meine Ankunft natürlich schon 
Tage vorher durch die Trommel gemeldet worden 
war. Uber den letzten Abschnitt der Expedition von 
Agulemakong zur Küste, der ja durch meinen alten 
Bezirk führte, wären nur wenige Einzelheiten be- 
merkenswerth. 
Ein Eilbote der Firma Randad & Stein beför- 
derte am 1. August die Meldung des Eintreffens der 
Expedition (für den 16. August in Longji) in sechs 
Tagen zur Küste. Es verlief dann dieser Marsch 
auch programmäßig. Meine frühere Tätigkeit in 
Lolodorf kam durch massenhaften Besuch aus Dorf- 
komplexen weit südwärts des Weges, der durchweg 
große Geschenke mitbrachte, auf diesem Expeditions- 
abschnitt den farbigen Expeditionsmitgliedern außer- 
ordentlich zu statten. Es war bis an die Küste hin 
immer etwa viermal so viel Verpflegung vorhanden, 
wie gebraucht wurde, auch Fleisch in ausgiebiger 
Menge. Nach einem kurzen Ausenthalt in Lolodorf 
errelchte ich am 13. August Bipindi. 
Der Marsch von Bipindi nach Longji erforderte, 
um die bei meinem Rückmarsch von Lolodorf im 
Februar 1899 wegen großer Entkräftung unterlassene 
Festlegung des Weges durch diese damals unbewohnte 
Urwaldstrecke nachzuholen, wiederum elne Itinerar-= 
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aufnahme. Es hatte sich übrigens in den dazwischen- 
liegenden Jahren jetzt entlang dieses Weges eine ganze 
Reihe kleiner Ngumbaansiedlungen gebildet, die großen- 
teils von dem Lokundjeufer zwischen Lolodorf und 
Bipindi ausgewandert waren. Der Weg Bipindi— 
Longit ist übrigens kürzer, trockener und auch weniger 
bergig wie der Weg Bipindi—Kribi. Im auffälligen 
Gegensatz zu den Wegen der Innendistrikte ist er 
jedoch noch nicht ausgeschlagen, was wohl auf den 
bis vor kurzem bestehenden Mangel einer Bevölkerung 
zurückzuführen sein dürfte. " 
Nachdem die Expedition am 16. Longji erreicht 
hatte, wurde sie nach einigen Tagen des Wartens. 
durch den Regierungsdampfer „Nachtigall“ nach Duala 
transportiert, wo ich sie auflöste. 
Su# Förderung von Eingeborenenkulturen 
ist vom Kaiserlichen Gouvernement von Kamerun 
den eingeborenen Victorianern, die das von ihnen 
zum Kakaobau und sonstigen Farmanlagen benugzte 
Land bisher unentgeltlich und auf Widerruf besaßen, 
sowohl das in Kultur genommene, wie auch das zur 
angemessenen Ausbreitung der Kulturen erforderliche 
Land zu billigen Preisen käuflich überlassen worden. 
Togpo. 
Derstellung von Schutzpockenlymphe in Togo. 
Den Bemühungen der in Togo tätigen Regie- 
rungsärzte Dr. Krüger und Dr. Külz ist es ge- 
lungen, im Schutzgebiet selbst eine brauchbare Schutz- 
pockenlymphe herzustellen, die der bisher aus dem 
Dresdener Lymphbereitungsinstitut bezogenen Lymphe 
durchaus nicht nachsteht. Wie wichtig eine plan- 
mäßige Pockenbekämpfung ist, erhellt daraus, daß 
ein seit vielen Jahren in ein und demselben Bezirk 
tätiger Stationsleiter, der gleichzeitig Arzt ist, die 
Einbuße seines Bezirkes mit etwa 400 000 Menschen 
auf mindestens 1000 Todesfälle im Jahre schäzt. 
Wenn auch die aus Deutschland bezogene Troven- 
lymphe fast ausnahmslos noch in gutem Zustande in 
Togo ankam, so erschien doch der Wunsch gerecht- 
fertigt, von den Zusendungen aus der Heimat mög- 
lichst unabhängig zu sein, denn einmal hieß es, in 
unvorhergesehenen Fällen von plötzlichen Pocken- 
epidemien bis zum Eintreffen der Lymphe untätig 
zu warten, ein andermal konnten in seuchenfreier 
Zeit beträchtliche Mengen der regelmäßigen Sendungen 
unbenutzt verloren gehen. 
Daß übrigens die Eingeborenen selbst großen 
Wert auf Impfschutz legen, und daß die Einsicht von 
seiner Wirksamkeit weit unter ihnen vorgedrungen ist, 
dafür berichtet Dr. Külz ein ebenso charakteristisches 
wie originelles Vorkommnis. Er schreibt: „Im 
Laufe der Berichtszeit erschien aus dem zum Daho- 
meygebiet gehörigen und mehrere Tagereisen von
	        
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