hier entfernten Orte Atjema ein Eingeborener und
bat, geimpft zu werden. Als ich ihn auf einem Arm
geimpft hatte, bat er mich, auch den andern zu
impfen. Ich erfüllte den Wunsch, ohne zunächst zu
wissen, weshalb er ihn äußere. Einige Wochen
später erfuhr ich, daß dieser Mann unverzüglich in
seine Heimat, in der die Pocken ausgebrochen waren,
zurückgekehrt sei und dort von seinen Impfpusteln
aus mittels einer Nadel eine große Zahl seiner
Landsleute erfolgreich geimpft habe.“ Mehrfache
Versuche haben angestellt werden müssen, um die
für die Lymphgewinnung geeignetste Methode her-
auszufinden. Die jetzt geübte Methode ist einfach
und verspricht den größten Erfolg. Da in Klein-
Popo mehrere starke Viehherden von Eingeborenen
gehalten werden, und die Leute ohne Schwierigkeit
zur leihweisen Uberlassung der gewünschten Tiere
sich überreden ließen, so wurde dieser Ort, an Stelle
von Lome, zur Lymphgewinnung in größerem Maß-
stabe gewählt. Die Kälber der afrikanischen Rassen
sind durchweg etwas kleiner und schwächer als die
des entsprechenden Alters in Deutschland; es wurde
daher das Alter der Impfkälber etwa ¼ Jahr und
darüber höher genommen, als es in Deutschland
üblich ist. Die Tiere überstanden den Eingriff im
allgemeinen sehr gut. Von Wichtigkeit für das Ge-
lingen der Kälberimpfungen scheint es zu sein, daß
die aus Europa angekommene und durch den langen
Transport immerhin etwas abgeschwächte Lymphe
nicht direkt auf Kälber übertragen wird, sondern
vorher durch Impfung auf Menschen wiedber ausge-
frischt wird. Erst die vom Menschen abgenommene
Lymphe erzielt bei den Kälbern gute Resultate.
Der Ertrag der Lymphernte schwankte innerhalb
sehr erheblicher Grenzen: zwischen 400 und 1100
Portionen. Die vorgenommenen Probeimpfungen
haben ergeben, daß die in Togo hergestellte Vaccine
nach einer Zeit, die vollkommen genügt, um dieselbe
bis zu den entfernten Hinterlandsstationen zu ver-
senden, fast ungeschwächt wirksam ist, und daß sie
selbst noch nach einem halben Jahre in etwa 50 péCt.
mit positivem Erfolg verimpft werden konnte. Bis-
her sind über 4000 Impfungen mit im Lande selbst
gewonnener Lymphe vorgenommen worden. Was
die Entwicklung der Pusteln anlangt, so steht die im
Lande gewonnene Lymphe der deutschen nicht nach;
irgendwelche gesundheitliche Störungen, abgesehen von
leichter Entzündung in der Umgebung der Pusteln
in vereinzelten Fällen, sind nicht beobachtet worden.
Auf Grund dieser günstigen Resultate hat nun
Dr. Külz dem Gouvernement einen Vorschlag zu einer
sostematischen Ausrottung der Pocken in Togo unter-
breitet, dem dasselbe, wie verlautet, näher zu treten
beabsichtigt. Dr. Külz schlägt zunächst eine erstmallge
allgemeine Durchimpfung des ganzen Landes durch
einen Arzt vor, derart, daß derselbe von der Küste
ausgehend langsam von Ort zu Ort vorrückend, zu-
nächst die Hauptplätze und soweit möglich, klemere
Ansiedlungen durchimpft. Schwierigkeiten sind kaum
zu fürchten, da die Eingeborenen, wie das oben er-
163
zählte Vorkommnis zeigt, von dem Wert der Impfung
vollkommen überzeugt sind. Bei späteren Impfungen
müßte dann auf die Mitwirkung der Stationen, die
durchweg mit deutschen Beamten besetzt sind, gerechnet
werden, denen ein bis zwei intelligente Eingeborene
zur Verfügung gestellt werden könnten, die an der
Küste unter Aufsicht eines Arztes in der Impftechnik
sich die erforderliche Geschicklichkeit erworben haben.
Deutsch-Südwellafrika.
Der Perero- Aufstand.")
32.
Den 13. Februar.
Gouverneur Leutwein hat telegraphisch seine An-
kunft in Swakopmund gemeldet.
33.
Den 16. Februar.
Gouverneur Leutwein telegraphierte gestern
folgendes: Am 16. und 19. Januar hatte die
Kompagnie Outjo Gefechte südlich und östlich des
Platzes; der Feind wurde zurückgeschlagen. Ver-
wundet sind: Hauptmann Kliefoth und Feldwebel
Glatzel. Als ermordet werden gemeldet: die An-
siedler Karl Behre aus Eutin; Peter, Farm von
Petersdorff; Franz Böttcher aus Hamburg; Schwarz,
Farm Savannes; Paul Hoy, früherer Eisenbahn-
unteroffizier. Frau Hoy ist gerettet. Outjo ist nicht
direkt bedroht. Gobabis ist infolge Rückzuges des
Feindes frei.
Nach Outjo ist die geplante Expedition im
Gange. Die nach Gobabis entsandte Expedition
setzt ihren Marsch dorthin behufs Säuberung des
ganzen Distrikts fort. ’
34.
Den 17. Februar.
Gouverneur Leutwein meldet unter dem 16. Fe-
bruar: Die unter dem Befehl des Oberleutnants
v. Winkler stehende Abteilung hat auf dem Marsch
nach Gobabis am 11. Februar die Werft Aufsis
überfallen und zahlreiches Vleh erbeutet. Der
Feind hatte mehrere Tote. Diesseits verwundet:
Unteroffizier Bredow, Reiter Liebe. Eine Sicherungs-
Abteilung der Kompagnie Fischel vom Marine-
Infanteriebataillon wurde auf dem Marsche nach
Seeis überfallen; der Angriff wurde indes mit
einem diesseltigen Verlust von drei Toten und zwei
Verwundeten abgewiesen, deren Namen mir no
nicht von der zuständigen Kommandostelle gemeldet
sind, und die später folgen werden. *
Über die Fahrt des am 6. Februar von Ham-
burg abgegangenen Dampfers „Lucie Wörmann“
wird telegraphisch aus Las Palmas gemeldet, daß
der Dampfer dort gestern infolge schlechten Wetters
*) Siehe auch Deutsches Kolonialblatt Nr. 4 vom
15. Febr. 1904, S. 124 ff.