Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

— 166 
Hafenplatze in volkreicher Gegend. Die Anlage selbst 
leidet außerordentlich unter der Ungunst des Klimas 
Die Niederlassung muß auf die nahen Berge verlegt 
werden, wenn nicht dauernd schwere Opfer an Leben 
und Gesundheit jeden Fortschritt in Frage stellen 
sollen. Pater Seiller will den Umbau und Umzug 
auch unverzüglich in das Werk setzen. 
Ich werde bemüht sein, die Mission wenigstens 
einmal im Jahre zu besuchen. 
  
Auszug aus dem Jahresbericht des Stationschefs 
BSoluminski über den-llecklenburg. 
Im Anschluß an den im vorigen Kol. Bl. ver- 
öffentlichten Bericht des Stationschefs Boluminski 
über den Bezirk Neu-Mecklenburg und die Gründung 
der Station Käwieng werden dem letzten Jahres- 
bericht über den Bezirk noch folgende Angaben ent- 
nommen: 
Bevölkerung. 
Die Anzahl der Bevölkerung genau festzustellen, 
stößt auf außerordentliche Schwierigkeiten. Der Be- 
zirk nimmt eine hervorragende Stellung unter den 
Anwerbegebieten ein, und da die Anwerbung von 
Kaiser-Wilhelmsland, Samoa und Neu-Pommern 
gleichzeitig rege betrieben wird, so ist es bei dem 
ununterbrochenen Ab= und Zugang unmöglich, eine 
unanfechtbare Zählung vorzunehmen. Zu diesem 
Umstande kommt noch erschwerend hinzu, daß ein- 
zelne Stämme ihre Wohnplätze am Strande und 
von diesen weit entfernt ihre Plantagen im Busch 
haben, auf denen sie auch Monate lang wohnen, so 
daß eine Doppelzählung dadurch leicht vorkommen 
kann. So lange nun die Feststellung der Bevölke- 
rungsanzahl nicht durch einen mit Sprache, Sitten 
und Gewohnhelten der Eingeborenen völlig vertrau- 
ten Beamten (die Landmesser würden zu dieser Be- 
schäftigung gut zu verwenden sein) vorgenommen 
werden kann, wird Anspruch auf Genauigkeit kaum 
zu stellen sein. 
Regenzeit. 
Die Zeit vom Mai bls zum Oktober wies fast 
keinen Regen auf. 
Vom 1. Oktober 1902 bis zum März 19038 
fielen 1412,8 mm Regen; ein immerhin mäßiger 
Niederschlag unter der Berücksichtigung, daß derselbe 
während der Regenzeit gefallen und gemessen ist. 
Heftige Gewitter fanden nicht statt. Erdbeben wurde 
nur ein ganz schwaches wahrgenommen. Windver- 
änderungen zu beobachten würde sehr zeitraubend 
sein, da nicht ein Tag vergeht, der nicht verschiedene 
Windrichtungen aufzuweisen hat. Die Luftfeuchtig- 
keit ist bedeutend. « 
Pflanzungen. 
Die Anlagen von europäischen Pflanzungsbetrie= 
ben halten sich noch immer in engen Grenzen, wenn 
auch ein Ausschwung gegen das Vorjahr festzustellen 
ist. Die Direktion der Neu-Guinea-Kompagnie hat 
4000 ha in Neu-Hannover gekauft, ferner die etwa 
  
1000 ha große Insel Namanne, die Mausoleums- 
insel und Ungalabu, auf der elne Handelsstation der 
Gesellschaft besteht. Namane ist bereits in Angriff 
genommen, und 30 ha sind mit Kokosnüssen bepflanzt. 
Mit dem Pflanzer J. Ruge in Nusaum, der die 
100 ha große Insel Lemus bepflanzt hat, ist seitens 
des Gouvernements ein Pachtvertrag geschlossen, nach 
welchem Herv Ruge für das Bepflanzen der Insel 
Neuwerk einen Zuschuß von 10 000 Mark erhält. 
Sobald die Pflanzung ertragsfähig geworden ist, 
beginnt die Pachtzahlung des Herrn Ruge an das 
Gouvernement. Die Insel ist ungefähr 400 ha groß 
und dürfte 300 ha pflanzfähiges Land besitzen. 
Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung 
Neu-Mecklenburgs liegt nicht im Handel, sondern im 
Ackerbau. Die Firmen sollten daher, um ihrem 
Handel ein festes Rückgrat zu geben, Wert darauf 
legen, ihre Handelsstationen mit allmählich zu ver- 
größernden Pflanzungen zu vereinigen. 
Die landwirtschaftliche Tätigkeit der Kaiserlichen 
Station hat im verflossenen Berichtsjahre die beab- 
sichtigte Erweiterung nicht finden können. Der 
Grund hierzu lag nicht an Arbeitermangel, sondern 
in der enormen Dürre der Monate Mai bis No- 
vember, die den Boden in so starkem Maße aus- 
trocknete, daß ein Bearbeiten desselben mit der ge- 
wöhnlichen Hacke unmöglich war. Hinzu kam, daß 
die glühende Sonne jeder Neupflanzung verderblich 
gewesen wäre. Noch ein anderes Moment war für 
die Arbeitsrichtung bestimmend. Die Monate lange 
Dürre hatte die Prairie, in der die Pflanzung an- 
gelegl ist, völlig ausgedörrt. Zum größten Teil 
waren für die Bäume nur Schneisen geschlagen, die 
für die erste Entwicklung genügend Raum boten. 
Mit dem gründlichen Klären der Zwischenfelder 
sollte erst begonnen werden, wenn die Pflänzlinge 
gut angesetzt hatten. Im ersten Jahr ist die 
Kokosnuß, besonders wenn sie als Pflänzling im 
Schatten oder Halbschatten des Busches, wie ge- 
wöhnlich der Fall, gezogen ist, für weitere Beschat- 
tung außerordentlich dankbar. Die guten Folgen 
dieser Methode haben sich in dem für jeden Pflanzer 
sehr wichtigen Umstand gezeigt, daß eine außer- 
ordentlich gleichmäßige Pflanzung entstanden ist. 
Eingegangen sind kaum ½ pét. Pflänzlinge, von 
Wildschweinen zerstört ungefähr 1 pCt. So große 
Vorzüge diese Pflanzort auch hat, so dürfte sie doch 
nur dann zu empfehlen sein, wenn der Pflanzer 
über ein starkes Arbeiterpersonal oder eine willige 
und zahlreiche eingeborene Nachbarschaft gebietet. 
Wie oben erwähnt, hatte die anhaltende Dürre in 
den Monaten Mat bis Oktober des verflossenen Be- 
richtsjahres das Prairiegras ausgedörrt wie Stroh, 
so daß der glimmende Funken einer Pfeife genügte, 
um dasselbe in Brand zu stecken. Derartige Brände 
haben die Exlstenz der Pflanzung verschiedene Male 
aufs äußerste bedroht, und in einigen Fällen gelang 
es nur unter Anstrengungen, den Brand zu löschen. 
Die Ursache der Brände war Unvorsichtigkeit, 
mit Ausnahme von zwel Fällen, in denen der Aber-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.