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Hafenplatze in volkreicher Gegend. Die Anlage selbst
leidet außerordentlich unter der Ungunst des Klimas
Die Niederlassung muß auf die nahen Berge verlegt
werden, wenn nicht dauernd schwere Opfer an Leben
und Gesundheit jeden Fortschritt in Frage stellen
sollen. Pater Seiller will den Umbau und Umzug
auch unverzüglich in das Werk setzen.
Ich werde bemüht sein, die Mission wenigstens
einmal im Jahre zu besuchen.
Auszug aus dem Jahresbericht des Stationschefs
BSoluminski über den-llecklenburg.
Im Anschluß an den im vorigen Kol. Bl. ver-
öffentlichten Bericht des Stationschefs Boluminski
über den Bezirk Neu-Mecklenburg und die Gründung
der Station Käwieng werden dem letzten Jahres-
bericht über den Bezirk noch folgende Angaben ent-
nommen:
Bevölkerung.
Die Anzahl der Bevölkerung genau festzustellen,
stößt auf außerordentliche Schwierigkeiten. Der Be-
zirk nimmt eine hervorragende Stellung unter den
Anwerbegebieten ein, und da die Anwerbung von
Kaiser-Wilhelmsland, Samoa und Neu-Pommern
gleichzeitig rege betrieben wird, so ist es bei dem
ununterbrochenen Ab= und Zugang unmöglich, eine
unanfechtbare Zählung vorzunehmen. Zu diesem
Umstande kommt noch erschwerend hinzu, daß ein-
zelne Stämme ihre Wohnplätze am Strande und
von diesen weit entfernt ihre Plantagen im Busch
haben, auf denen sie auch Monate lang wohnen, so
daß eine Doppelzählung dadurch leicht vorkommen
kann. So lange nun die Feststellung der Bevölke-
rungsanzahl nicht durch einen mit Sprache, Sitten
und Gewohnhelten der Eingeborenen völlig vertrau-
ten Beamten (die Landmesser würden zu dieser Be-
schäftigung gut zu verwenden sein) vorgenommen
werden kann, wird Anspruch auf Genauigkeit kaum
zu stellen sein.
Regenzeit.
Die Zeit vom Mai bls zum Oktober wies fast
keinen Regen auf.
Vom 1. Oktober 1902 bis zum März 19038
fielen 1412,8 mm Regen; ein immerhin mäßiger
Niederschlag unter der Berücksichtigung, daß derselbe
während der Regenzeit gefallen und gemessen ist.
Heftige Gewitter fanden nicht statt. Erdbeben wurde
nur ein ganz schwaches wahrgenommen. Windver-
änderungen zu beobachten würde sehr zeitraubend
sein, da nicht ein Tag vergeht, der nicht verschiedene
Windrichtungen aufzuweisen hat. Die Luftfeuchtig-
keit ist bedeutend. «
Pflanzungen.
Die Anlagen von europäischen Pflanzungsbetrie=
ben halten sich noch immer in engen Grenzen, wenn
auch ein Ausschwung gegen das Vorjahr festzustellen
ist. Die Direktion der Neu-Guinea-Kompagnie hat
4000 ha in Neu-Hannover gekauft, ferner die etwa
1000 ha große Insel Namanne, die Mausoleums-
insel und Ungalabu, auf der elne Handelsstation der
Gesellschaft besteht. Namane ist bereits in Angriff
genommen, und 30 ha sind mit Kokosnüssen bepflanzt.
Mit dem Pflanzer J. Ruge in Nusaum, der die
100 ha große Insel Lemus bepflanzt hat, ist seitens
des Gouvernements ein Pachtvertrag geschlossen, nach
welchem Herv Ruge für das Bepflanzen der Insel
Neuwerk einen Zuschuß von 10 000 Mark erhält.
Sobald die Pflanzung ertragsfähig geworden ist,
beginnt die Pachtzahlung des Herrn Ruge an das
Gouvernement. Die Insel ist ungefähr 400 ha groß
und dürfte 300 ha pflanzfähiges Land besitzen.
Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung
Neu-Mecklenburgs liegt nicht im Handel, sondern im
Ackerbau. Die Firmen sollten daher, um ihrem
Handel ein festes Rückgrat zu geben, Wert darauf
legen, ihre Handelsstationen mit allmählich zu ver-
größernden Pflanzungen zu vereinigen.
Die landwirtschaftliche Tätigkeit der Kaiserlichen
Station hat im verflossenen Berichtsjahre die beab-
sichtigte Erweiterung nicht finden können. Der
Grund hierzu lag nicht an Arbeitermangel, sondern
in der enormen Dürre der Monate Mai bis No-
vember, die den Boden in so starkem Maße aus-
trocknete, daß ein Bearbeiten desselben mit der ge-
wöhnlichen Hacke unmöglich war. Hinzu kam, daß
die glühende Sonne jeder Neupflanzung verderblich
gewesen wäre. Noch ein anderes Moment war für
die Arbeitsrichtung bestimmend. Die Monate lange
Dürre hatte die Prairie, in der die Pflanzung an-
gelegl ist, völlig ausgedörrt. Zum größten Teil
waren für die Bäume nur Schneisen geschlagen, die
für die erste Entwicklung genügend Raum boten.
Mit dem gründlichen Klären der Zwischenfelder
sollte erst begonnen werden, wenn die Pflänzlinge
gut angesetzt hatten. Im ersten Jahr ist die
Kokosnuß, besonders wenn sie als Pflänzling im
Schatten oder Halbschatten des Busches, wie ge-
wöhnlich der Fall, gezogen ist, für weitere Beschat-
tung außerordentlich dankbar. Die guten Folgen
dieser Methode haben sich in dem für jeden Pflanzer
sehr wichtigen Umstand gezeigt, daß eine außer-
ordentlich gleichmäßige Pflanzung entstanden ist.
Eingegangen sind kaum ½ pét. Pflänzlinge, von
Wildschweinen zerstört ungefähr 1 pCt. So große
Vorzüge diese Pflanzort auch hat, so dürfte sie doch
nur dann zu empfehlen sein, wenn der Pflanzer
über ein starkes Arbeiterpersonal oder eine willige
und zahlreiche eingeborene Nachbarschaft gebietet.
Wie oben erwähnt, hatte die anhaltende Dürre in
den Monaten Mat bis Oktober des verflossenen Be-
richtsjahres das Prairiegras ausgedörrt wie Stroh,
so daß der glimmende Funken einer Pfeife genügte,
um dasselbe in Brand zu stecken. Derartige Brände
haben die Exlstenz der Pflanzung verschiedene Male
aufs äußerste bedroht, und in einigen Fällen gelang
es nur unter Anstrengungen, den Brand zu löschen.
Die Ursache der Brände war Unvorsichtigkeit,
mit Ausnahme von zwel Fällen, in denen der Aber-