überschreiten, dazwischen längere Strecken im Fluß-
bett selbst zurücklegen.
Um 1 Uhr 9 Min. trafen wir in Tschinta
(Häuptling Etararo) ein, welches, in ein enges Tal
eingezwängt, durch seine ungewöhnlich kleinen Hütten
auffällt. In Tschinta wird Kindem, ein dem Ban-
iang ähnliches Idiom gesprochen.
Herr Willhöfft kehrte am 17. morgens nach
Bitsku zurück, um die Einrichtung der dortigen
Faltoret zu kontrollieren. Am 19. und 20. mar-
schierte er von Bitéku durch den Urwald nach
Mbakum und hat die Aufnahme dieses Weges in
dankenswerter Welse der Station zur Verfügung
gestellt.
Der 17. September war für mich der an-
strengendste, aber auch interessanteste Marsch.
3¾ Stunden nach Verlassen von Tschinta erreichte
ich das Dorf N'ita, welches am Mo, einem großen,
rechten Nebenfluß des Croß liegt; von hler gelangt
man, nach Uberschreiten des Mo, auf einer Hänge-
brücke in die Kindemdörfer und damit in- den
Bezirk Fontem. Dem Mo werden wir im Laufe
der nächsten Tage noch öfter begegnen; ich habe
denselben von seinem Anfangsstadium bei Babe bis
zu seiner Mündung in den Croß bei Mfato ver-
solgt und damit die natürliche Nordostgrenze der
Bezirke Fontem und Ossidinge gefunden.
Hinter N'ta hatten wir eine sehr starke Stelgung
zu überwinden; um ½10 Uhr gelangten wir an
einen rechten Seitenarm des Mo (gleichfalls Mo
genannt), den wir auf einer sehr schwankenden
Hängebrücke überschritten. Um 1¼ Uhr zweigte ein
Weg nach Osten ab, nach Fomuno; es dürfte dies
die Straße sein, die über Badibni, Bagudjang nach
Bali führt.
Wir marschierten den Weg nach Babe welter,
der mit seinen ständigen Steigungen, zahlreichen
Wasserläufen, vom Regen durchweichten Sumpfadern
starke Anforderungen an die Marschleistungen, ins-
besondere der Träger, stellte. Um 4 Uhr traten
wir aus dem Urwald in die ersten Babefarmen
und bekamen damit einen freien Ausblick auf die
umliegenden Berge, welche teils bereits mit Gras
bestanden sind. Um 5 Uhr 57 Min. trafen wir bei
strömendem Regen und einbrechender Dunkelhelt in
einem größeren Babedorf ein, dessen Einwohner auf
die Kunde von unserem Kommen sämtlich geflüchtet
waren. Nur einige von unseren Haussojägern traf
ich an, sowie einen alten Babemann, der als Be-
obachtungsposten zurückgelassen war; auch dieser ver-
schwand bald, unter dem Vorwand, Lebensmittel zu
holen, auf Nimmerwiedersehen.
Ganz nahe bei Babe fließt der Mo, hier noch
ein kleiner Fluß, während er berelts bei Nr'ta eine
Breite von 40 m erreicht. . .
Als ich am 18. morgens aus dieser unwirt-
lichen Gegend wieder nach Süden abrücken wollte,
erschienen zwei Eingeborene aus einem anderen
Babedorf mit Lebensmitteln und baten mich, ihren
190
Häuptling zu besuchen; wir marschierten nun 40 Mi-
nuten nach einer höher gelegenen Babeniederlassung,
welche zunächst ebenfalls verlassen war. Der Häupt-
ling Bobo hatte sich vorsichtigerweise auf einen
nahen Berg begeben, um den Gang der Dinge
abzuwarten. Nach einer Stunde brachten ihn die
belden Babeboten und meine Dolmetscher mit seinen
Leuten ins Dorf zurück.
In Rücksicht auf die durch den gestrigen Marsch
ermüdete und hungrige Expedition, hauptsächlich
aber, um über Babe und Umgegend näheres zu
erfahren, blieb ich am 18. dort.
Das Ergebnis meiner Erkundigungen war nun
folgendes: Der Bitêku= und Babestamm wohnte
früher gemeinsam im heutigen Babe. Die Bitsku-
leute haben sich später, anscheinend vor etwa
50 Jahren, nach Süden, ihren heutigen Wohn-
sitzen, gewendet. Babe ist ein Hauptsklavenmarkt,
Keaka bis nach Calabar werden Babesklaven
ausgeführt.
In den bedeutenden Urwäldern westlich Babe
soll es viel Gummi geben, es wird jedoch zur Zeit
wenig geschlagen, da der Absatz gering ist. Früher
sollen die Banjang viel Gummi hier gekauft haben,
seit der Gründung der Stationen Tinto und Ba-
menda widmen sie sich in erster Linie dem Träger-
dienst. Es handelt sich also hier darum, die Gummi-
produktion auf jede Weise zu fördern; eln Anfang
hierzu ist bereits durch die Gründung einer Faktorei
in Bitsku gemacht, welche ihr Handelsgebiet leicht
bis Babe ausdehnen kann. Von den Faktoreien am
Croßfluß werden Ol und Kerne gekauft, und die
Eingeborenen des Bezirks Ossidinge finden somit für
diese Produkte leicht Absatz.
Die Einwohner der Landschaft Babe heißen
Kebe, haben eine eigene Sprache und werden von
den südlich gelegenen Stämmen als „AUeeine Leute"“
bezeichnet. Es erklärt sich somit die Fabel von den
sogenannten Zwergvölkern, welche in dieser Gegend
hausen sollten. Die Kebes sind allerdings klein ge-
baut, haben jedoch durchaus nichts Zwerghaftes an
sich und sind ganz normal entwickelt. -
Babe liegt sehr schön, etwa 510 m hoch, ähn-
lich wie Fontemdorf, rings von hohen Bergen um-
geben, welche teils mit Gras, teils mit Urwald,
vornehmlich Palmenwäldern, bestanden sind. Die
Hütten aus Lehm sind klein, mit Mattendach und
den im Hochland der Kälte wegen üblichen kleinen
Türöffnungen versehen. Die Dörfer liegen ganz
verstreut in Bananenhainen, kaum drei oder vier
Häuser stehen beisammen. An einheimischer In-
dustrie habe ich nichts Neunenswertes bemerken
können, außer einigen schön verzierten Kalebassen
zur Aufnahme des Mimbo, welcher aus den zahl-
reichen Palmen in großen Mengen gewonnen und
vertilgt wird.
An Waffen führen die Leute die langen Busch-
flinten. Babe bildet die Nordostecke des Bezirks
Ossidinge, ich schätze, daß man in einem oder zwei