Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Tagemärschen östlich Bamingi, d. h. das Grasland, 
und das Stationsgebiet Bamenda erreicht. 
Der kleine Häuptling Bobo gab sich große 
Mühe, die wegen der Anstrengung vom gestrigen 
Marsche ausgehungerten Soldaten und Träger zu 
befriedigen; die Leute haben schönes Vieh, an Feld- 
früchten hauptsächlich Planten und Erdnüsse. 
Von Babe geht eine Straße nach Süden, über 
Bindscheg oder Ondscho (Häuptling Nkalaku) nach 
Kindem. Derselbe hatte mich jedoch in den Bezirk 
Fontem geführt; so mußte ich, um meinen ursprüng- 
lichen Plan, Toko zu erreichen, auszuführen, zunächst 
wleder nach Tschinta zurück. 
Um 1 Uhr trafen wir einen durch einen Ast- 
verhau verschlossenen Weg, den ich bereits auf dem 
Hinmarsch nach Babe bemerkt hatte; wir schlugen 
denselben ein und befanden uns nach wenigen 
Miauten in einem großen, verfallenen und ver- 
lassenen Dorf Ebue (zu Tschinta gehörig). Die ein- 
zigen Bewohner waren drei ausnehmend schöne und 
starke Kinder und die Hüterin derselben, ein altes, 
schwachsinniges Weib. Wir übernachteten in diesem 
verwunschenen Dorf und marschierten am 20. Sep- 
tember auf dem alten Weg nach Tschinta zurück. 
Der Marsch am 21. brachte uns in die Ba- 
kumbadörfer; sie gehören, wie bereits erwähnt, zur 
Landschaft Bitsku. Ihre Einwohner sind jedoch, 
durch den steten Verkehr mit den Banjang, nicht 
mehr so scheu; alle Leute waren da und brachten 
Lebensmittel; nachmittags arbeiteten sie an der sehr 
schlechten Hängebrücke über den Mo für unseren 
morgigen Ubergang- s 
Eine Viertelstunde vom letzten Bakumbadorf er- 
reichten wir am 22. den Fluß, der in einer Breite 
von 60 m in starker Strömung dem Croß zufließt. 
Das Überschreiten der langen, schmalen und sehr 
primitiven Lianenbrücke nahm zwei Stunden in 
Anspruch. Nach /1 Stunden hatten wir den Mo 
zu unserer Linken, dann marschierten wir nach Süd- 
osten, auf Toko zu. Um 3 Uhr erreichten wir das 
Tokodorf des Häuptlings Tato. 
Am 23. gab ich der Expedition einen Ruhetag 
und marschierte in das letzte bisher bekannte Toko- 
dorf Tschemba (siehe Moiselsche Karte 1:250 000) 
und gewann damit den Anschluß an die Ramsaysche 
Route von 1901. Es erfolgte nun der Rückmarsch 
nach Ossidinge auf dem rechten Croßuser bis Mamfe. 
Ich lagerte am 24. in Mfato (Häuptling Eno)g, 
nachdem ich den Mo kurz vor seiner Mündung in 
den Croß überschritten hatte, und gelangte am 25., 
nach Passieren des großen Dorfes Eang nach Mba- 
kum, das ich bereits im Februar und April d. Is. 
aufgesucht hatte. Trotzdem war nur der Häuptling 
und einige alten Männer anwesend, alle übrigen 
Einwohner verschwunden. 
Mbakum war der letzte Hort und Schlupfwinkel 
der Calabarhändler und ein berüchtigter Sklaven- 
markt; kein Fremder konnte früher Mbakum be- 
treten, ohne gefangen genommen und verkauft zu 
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werden. Die Calabarhändler haben, wie über- 
haupt im ganzen Croßgebiet, so besonders hier die 
Eingeborenen gegen die Europäer unglaublich ver- 
hetzt, um möglichst lange ihr Handelsmonopol zu 
wahren; gegen diesen verderblichen Einfluß haben 
wir heute noch zu kämpfen, und, wie das Beispiel 
von Mbakum zeigt, sind das Mißtrauen und der Arg- 
wohn gegen uns noch lange nicht geschwunden. 
Der Marsch von Toko nach Mbakum führt durch 
vollständig ebenes Gelände; wir passierten zahlreiche 
Farmen und lichten Buschwald, der mit einer Menge 
wild wachsenden Kardamoms bestanden ist. Die An- 
wesenheit vieler Banjanghändler in Mfato und Eang 
läßt jedoch auch hier auf das Vorkommen von 
Gummi in den nahen Urwäldern mit Sicherheit 
schließen. 
Am 26. traf ich in Mamfe ein; zu meiner 
Freude lag auf dem Fluß eine Barkasse der Gesell- 
schaft Nordwest-Kamerun. 
In Mamfe traf ich die Bevollmächtigten der 
Gesellschaft, die Herren Jäger und Diehl, welche 
eben beschlossen hatten, die Anlage der Gesellschaft 
Nordwest-Kamerun in Mamfe bedeutend zu ver- 
größern, um stets genügend Tauschartikel für die 
Faktoreien in Biteku, Banjang usw. bereltzuhalten. 
Am 27. September folgte ich der Einladung, 
mit der Barkasse nach Ossidinge zu fahren. Die 
Expedition kam am gleichen Nachmittag auf dem 
Landwege auf der Station an. 
Auf die Bedeutung dieses so erschlossenen Ge- 
bietes für den Handel habe ich bereits an mehreren 
Stellen hingewiesen; wertvolle Produkte: Gummi, 
Ol und Kerne, Ebenholz sind vorhanden, es heißt 
also, dieselben zu verwerten. Es ist zu hoffen, daß 
die einzige im Croßdistrikte ansässige Firma, die 
Gesellschaft Nordwest-Kamerun, energisch an die 
wirtschaftliche Ausnutzung des nördlichen Croß- 
gebietes geht. 
Die geographischen Aufnahmen wurden durch den 
häufigen Regen, und die durchweg sehr schlechten 
Wege beeinträchtigt. Schutzbriese haben erhalten: 
der Häuptling Obie von Biteku und der Häupt- 
ling Kebadi von Bakumba. - 
Noch zwei Punlte möchte ich hervorheben: ich 
habe mit der Expedition keinen Fuß aus dem Be- 
zirk Ossidinge gesetzt (Tatosdorf in Toko wurde bis 
jetzt als neutrales Gebiet betrachtet), dagegen in dem 
Flusse Mo die gegebene natürliche Grenze der Be- 
zirke Fontem und Ossidinge gefunden; es gehören 
rechts vom Mo zu Ossidinge von Süd und Nord 
die Landschaften: Mbakum, Bakumba, Tschinta und 
Babe, links vom Mo zu Fontem die bis jetzt be- 
kannten Landschaften Toko und Kindem. 
Während der 18 tägigen Tour ist keine Feind- 
seligkeit zwischen der Expedition und den Einge- 
borenen entstanden, keine militärische Maßregel 
wurde notwendig. 
Ich beabsichtige nun Ende Januar eine dritte 
und letzte Reise in das nördliche Croßgebiet zu
	        
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