Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Kokospalmen werden, wie bemerkt, von den Weißen 
sehr wenig angebaut; nur die Deutsche Handels- 
und Plantagengesellschaft hat große Kokospflanzungen 
angelegt. Man schätzt das gesamte mit Kokospalmen 
bestandene Areal auf etwa 7500 ha. Neuan- 
pflanzungen von Kokospalmen dürsten sich mit Rück- 
sicht auf die hohen Arbeitslöhne kaum rentieren. 
Die fremden Ansiedler haben sich im allgemeinen 
den intensiveren Kulturen von Kakao, Kaffee, Vanille 
zugewendet; Nahrungsmittel werden nur für den 
Hausbedarf und für die Ernährung der Arbeiter 
gebaut. Zur Zeit sind etwa 800 bis 900 ha mit 
Kakao bepflanzt, davon sind rund 50 ha tragfähig. 
Die größte Schwierigkeit, die der Entwicklung 
europäischer Pflanzungsunternehmungen entgegensteht, 
ist der Mangel an Arbeitskräften. Zur Eingehung 
eines dauernden Arbeitsverhältnisses, wie es zum 
ordnungsmäßigen Betriebe einer Pflanzung un- 
erläßlich ist, lassen sich die Samoaner in der Regel 
nicht herbei. Vor einiger Zeit hat die Deutsche 
Samoa-Gesellschaft, mit Genehmigung des Gouverne- 
ments, 280 chinesische Kulis mit dreijähriger Kontrakt- 
dauer eingeführt, etwa 60 für elgenen Bedarf; der 
Rest ist an andere Unternehmer verteilt worden. 
Die Kosten eines solchen Arbeiters belaufen sich auf 
etwa 50 Mk. monatlich, eingerechnet Hin= und 
Rücktransport. Damit ist vorläufig dem dringendsten 
Bedürfnis abgeholfen. Endgiltig wird die Arbeiter- 
frage auf diesem Wege erst gelöst sein, wenn sich 
die Chinesen als ein für Samoa geeignetes Material 
erwiesen baben und es gelungen ist, eine regelmäßige 
Zufuhr von Arbeitern einzurichten, wozu namentlich 
die richtige Behandlung der Leute seitens der Arbeit- 
geber eine wesentliche Voraussetzung bildet. 
Was den Samoaboden und die sonstigen Vor- 
bedingungen für das Gedeihen tropischer Nutzpflanzen 
im allgemeinen und des Kakaos im besonderen an- 
betrifft, so haben die Untersuchungen des Geh. Re- 
gierungsrats Professor Dr. Wohltmann (Poppelsdorf 
bei Bonn) dargetan, daß die weitgehenden im 
Publikum hierüber verbreiteten Ansichten übertrieben 
und beständig gleichmäßig gute Ernten nicht zu er- 
warten sind. Immerhin können die Aussichten 
durchschnitilich als günstig bezeichnet werden. Jedoch 
ist bei der wechselnden Güte des Bodens eine vor- 
herige genaue Untersuchung desselben und gegebenen- 
falls auch künstliche Düngung erforderlich. 
In der Viehzucht hat die Deutsche Handels= und 
Plantagengesellschaft auf ihren Pflanzungen be- 
merkenswerte Erfolge erzielt. Es ist ihr vor allem 
die Aufzucht eines krästigen Rindviehschlags ge- 
lungen. Pferde werden vielfach von den 
australischen Kolonien Neuseeland und Tonga, selten 
von Amerika elngeführt. 
Schiffsverbindung. 
Die englischen Dampfer der Union Steamship 
Co. laufen Apia vierwöchentlich auf der Strecke 
Sydney — Fiji— Samoa— Tonga— Auckland und 
  
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zurück an. Außerdem wird der amerikanische Hafen 
Pago-Pago auf Tutuila dreiwöchentlich von den 
zwischen San Franzisko und Sydney verkehrenden 
Dampfern der amerikanischen Oceanic Steamship Co. 
berührt; den Anschluß von Pago-Pago nach Apia 
vermittelt ein Lokaldampfer. Der Weg nach Samoa 
geht demnach über Australien oder Nordamerika. 
Bis Sydney, bezw. New-York können deutsche 
Schiffe benutzt werden. Die Reise über Australien 
wird sich in etwa 60 Tagen, über Amerika in etwa 
30 bis 40 Tagen bewerkstelligen lassen. Die Kosten 
dürften sich für beide Wege ziemlich gleich hoch be- 
lausen. Für einen Erwachsenen betragen sie bei 
Benutzung der zweiten Klasse etwa 1200 bis 
1500 Mk., in der dritten Klasse etwa ein Drittel 
weniger. Die Beförderung von Gütern und Post- 
packeten erfolgt nur über Sydney. 
Allen, die nicht mit genügendem Kapital oder 
Erfahrung ausgerüstet sind oder keine feste Stellung 
in sicherer Aussicht haben, ist von der Niederlassung 
in Samoa dringend abzuraten. Besondere Ein- 
wanderungs= und Niederlassungsbeschränkungen be- 
stehen nur für Chinesen. Doch kann die Regierung 
von jedem Einwanderer vor der Landung einen 
Ausweis über seine Mittel verlangen und mittellosen 
Personen die Landung und den Aufenthalt im 
Schutzgebiet untersagen. Fonds zu Reise= oder An- 
siedlungsbeihllsen stehen nicht zur Verfügung. Das 
Leben ist, verglichen mit europäischen Verhältnissen, 
sehr teuer. Vor allem sind die Preise der euro- 
päischen Bedarfsartikel hoch, da diese im Lande nicht 
hergestellt werden können und somit eingeführt 
werden müssen. 
über die Höhe des Kapitals, dessen ein Pflanzer 
zur Begründung einer gesicherten Existenz bedarf, 
lassen sich keine allgemein gültigen Angaben machen. 
Es ist in Betracht zu ziehen, daß die Kosten der 
Lebenshaltung je nach der Individualität des Ein- 
zelnen verschieden sind. Der Anspruchslose, der in 
erster Linte auf eigene Kraft vertraut, sich in die 
Tatsachen findet und seine Lebensweise den örtlichen 
Verhältnissen anzupassen versteht, braucht weniger 
Anlagekapital und wird, nachdem die Pflanzung 
Ertrag abzuwerfen beginnt, mit geringeren Spesen 
arbeiten, also eine höhere Rente erzielen, als je- 
mand, der europälschem Luxus nicht entsagen will 
oder mit Rücksicht auf selnen Gesundheitszustand 
nicht entsagen kann. Wer landwirtschaftliche Kennt- 
nisse, besonders Erfahrung in tropischen Kulturen, 
besitzt, wird schneller und billiger vorwärts kommen 
als ein Neuling. Ferner muß der Pflanzer mit 
Mißernten und mit der Möglichkeit rechnen, daß 
die Preise seiner Produkte durch die jeweilige Lage 
des Weltmarktes ungünstig beeinflußt werden. Die 
Fruchtbarkeit des Landes übt ihren Einfluß nicht 
nur auf Nutzpflanzen aus: auch Unkraut wächst in 
üppiger Fülle und erfordert die mühsame und teure 
Arbeit des Jätens und Umgrabens. Auch wird 
von einigen Pflanzern sehr über Ratten geklagt.
	        
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