Waterberg wohnhaften Hereros Salatiel, Timotheus,
Gabriel, Katjiwisemuna und noch mehrere Großleute
aus der Umgegend mit ihren Leuten alle hier in
Waterberg aufzutreibenden Pferde sowie Sättel,
Zaumzeuge, Decken, Schuhe, Kleider für Männer
und Frauen aus hiesigen Stores gekauft haben sollen.
Die Preise spielten bei dem Kauf keine Rolle. Da
die hier wohnhaften Stores bei dem reißenden Geschäft
ihre Stores bald ausverkauft hatten, bedauerten viele
Hereros, nichts mehr bekommen zu können, worauf
vlele nach Hamakari gingen, um den dortigen Store
auszukaufen. Nach dem Gehörten sprach ich mit
Herrn Missionar Eich, der den ganzen Tag schon
bemüht war, den Grund des vielen Kaufens zu er-
fahren. Da mir Herr Eich nichts Näheres mittellen
konnte, ging ich den folgenden Tag selbst zu dem
Kapltän David, der zur Zeit krank hier danieder
liegt, um mich zu erkundigen, was das viele und
unverhoffte Kaufen der Leute zu bedeuten habe.
David sagte mir, er wisse nichts, auch könnte er sich
nicht denken, daß die Leute jetzt in der Sterbezeit
Pferde kauften, auch daß sie dleselben so teuer be-
zahlten, er wisse keinen Grund, um daß sie dies
tun mußten. David sagte ferner, die genannten
Hereros hätten ihm nichts von alledem gesagt, auch
hätte er nichts gehört, was dieselben vorhaben. Ich
sowie der Herr Missionar Eich, der sich gleichfalls
bemühte, in der Sache näheres zu hören und her-
auszubekommen, sind der Ansicht, daß bis jetzt, wo
sich sämtliche Hereros ruhig verhalten, auch keiner
den Anschein zu kriegerischen Absichten gibt, eine
ernstliche Besorgnis nicht vorliegt. Die genannten
Hereros sollen sich zur Beratung bei dem Kapitän
Ouanja in Otjikume aufhalten. Davld hat mir
versprochen, dieselben zurückzurufen, um näheres fest-
stellen zu können.
gez. Rademacher,
Sergeant und Statlonsältester.
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Waterberg, den 6. Januar 1904.
Sehr geehrter Herr Oberleutnant!
Besten Dank für Ihre gefl. Mitteilungen vom
3. d. Mts. Unteroffizier Wiederholdt will heute noch
wieder zurückreiten, deshalb in Eile einige Zeilen.
Gestern Mittag hörte ich, daß die Hereros in
den Stores wie unfinnig kauften, dies bestätigte mir
am Nachmittag auch Frau Sonnenberg (Sonnenberg
ift nach Karibib gereist). Darauf erkundigte ich mich
persönlich bei Wecke & Voigts und erfuhr, daß seit
em 8. die Hereros außerordentlich viel kaufen,
hauptsächlich Männerkleider, Schuhe, Hüte usw., aber
auch Frauenkleider, auch hatten sie von Ansiedlern
6 Pferde sowie Zaumzeug usw. gekauft und die
Händler Reinecke & Böhm gebeten, noch mehr Pferde
ommen zu lassen. Der Händler Böhm erzählte mir
auch, daß er in einem Tag seine Karrenladung Waren
in Otjosongombe verkauft habe. Ich versuchte nun
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dahinterzukommen, ob irgend ein Gerücht über die
Vorgänge im Süden hierher gedrungen sei und die
Leute beunruhigt hätte, konnte aber nichts erfahren.
Darauf ging ich heute morgen zu David (er ist
krank) und fragte ihn aus über den Grund des
Kaufens, und da er auch denselben nicht kennen
wollte, so bat ich ihn, die Männer zusammen zu
rufen, damit ich zu ihnen reden könne. Das geschah!
Ich versuchte zunächst wieder festzustellen, ob ein
Gerücht von kriegerischen Vorgängen die Beunruhigung
der Leute hervorgerufen hätte, konnte aber auch hier
nichts herausbekommen. Darauf sagte ich den Leuten,
daß die Kauferei der letzten Tage sie in den Verdacht
kriegerischer Absichten bringe, sie sollten das Kaufen
einstellen und David solle den Händlern verbieten,
noch weiter an Hereros auf Schuld zu geben;
wollten dieselben aber nicht darauf eingehen, dann
solle er das durch die Station Ihnen melden lassen.
Im übrigen solle er sich mit Sergeant Rademacher,
der auch zugegen war, über alles beraten. David
bat dann auch gleich den Sergeanten, da er selbst
nicht ausgehen könne, mit den Händlern zu sprechen
und auch nach Olahandja und Omaruru zu schreiben.
Ist wohl auch gleich geschehen.
Von den Großleuten sind Salatiel Timotheus
und Gabriel nicht am Platze und David ist krank,
dies dürfte schon beweisen, daß hier keine feindseligen
Absichten bestehen.
Die Kauferei ist nach meinem Dafürhalten von
einigen jungen Burschen, nachdem wahrscheinlich ein
Gerücht über die Ausplünderung der Ansiedler in
Gobabis in hiesige Gegend gedrungen war, veranlaßt
worden, andere haben sich angeschlossen, um im
Trüben zu fischen, und die übrigen haben mitgemacht,
weil das Kaufen so schön ist.
Ich sehe noch keinen Grund zur Beunruhigung,
werde aber wachsamen Auges alle Vorgänge beob-
achten und Ihnen rechtzeitig Mitteilung machen.
Mit bestem Gruß
Ihr ergebener
W. Eich, Missionar.
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Telegramm
an das Kaiserliche Gouvernement.
Ab: Okoahandja 11. 1. 04. 715 Uhr.
An: Windhuk 11. 1. 04. 8% Uhr.
Samuel und sämtliche Großleute Osona, halte
nach Eingeborenen Meldung Aufstand für sehr mög-
lich. Patrouille auf Osona entsandt, habe 26 Mann
auf Station mit Freiwilligen, schätzungsweise müssen
nach Durchmarschierten gezählt 200 Hereros auf
Osona sein.
gez.: Zürn.