Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

wurde die Besatzung auf eine zur Abwehr von An- 
griffen ausreichende Stärke gebracht. Noch nicht völlig 
ausgeklärt ist das Gerücht, daß aufständische Bethanler- 
Hottentotten im Vormarsch nach Norden begriffen 
seien. Vermutlich handelt es sich um Witboois, denn 
der Gestütsdirektor v. Clave hat von den Ein- 
geborenen die Meldung erhalten, daß etwa 70 be- 
rittene Witboois die Gegend von Nauchas in der 
Richtung nach Norden passiert hätten. In Büllsport 
(südlich von der Naukluft) find auch von einer 
Patroulle zahlreiche Pferdespuren festgestellt worden. 
Ferner hat ein Bergdamara von Kiris (einer Wasser- 
stelle drei Reitstunden westlich von Windhuk auf der 
Komas-Hochebene) gemeldet, daß dort etwa 70 Wit- 
boots unter Salomo Isaak eilig durchgeritten seien. 
Über den Verbleib dieser Abteilung ist hier noch 
nichts bekannt. 
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Die in meinem Bericht vom 20. Januar er- 
wähnte Angelegenheit der Buren in Aris ist durch 
die angestellten Ermitklungen dahin aufgeklärt worden: 
Die Hereros kamen in der Nacht vom 16. zum 
17. Januar in einer Stärke von etwa 300 Mann, 
darunter gegen 180 mit Gewehren bewaffnete, nach 
Aris und trieben am Morgen des 17. Januar das 
dort stehende Vieh fort. Außer einigen Bastard- 
viehwächtern waren auf Aris nur der Bur Gous 
vom Schaffluß mit seinem 17 jährigen Sohn, die 
Buren Brisly und de Wet und der Engländer Tew 
vom Schaffluß. Die übrigen Buren befanden sich 
unter Steenkamps Führung auf einer Patrouille 
nach dem Schaffluß. Unterhandelt haben die Buren 
mit den Hereros in Aris nicht; die Hereros haben 
nur mit den Bastards gesprochen, jedoch auch das 
diesen gehörlge Vieh mitgenommen. Die Buren be- 
schränkten sich auf die Verteldigung des Wagens, die 
Hereros hielten sich jedoch während des Wegtreibens 
des Vlehs außerhalb Schußwelte auf. Ein An- 
griff der Buren auf die Hereros war wegen ihrer 
Minderzahl ausgeschlossen. 
Der größte Teil der Ariser Buren beteiligte sich 
später freiwillig an einem von einer größeren Ab- 
teilung unternommenen Vorstoß nach Hohewarte und 
Seeis und nahm am 26. Januar dicht bei Seeis 
an einem zweistündigen Gefecht teil, durch welches 
mehrere hundert Hereros, die gerade Seeis an- 
greifen wollten, nach dem Nosobfkuß zurückgedrängt 
wurden. Nach Aussage von Augenzeugen hat das 
Verhalten der Buren hierbel nichts zu wünschen 
übrig gelassen. 
Die Verlustliste des vorigen Berlchtes ist, wie 
folgt, zu berichtigen und ergänzen: 
und Vegen des Schicksals des Legatlonsrats Hoepner 
mir gestattete, besteht hiernach kaum mehr Hoff- 
nung, daß Herr Hoepner und Watermeyer ge- 
rettet sind. Die Angehörigen Watermeyers sind 
durch dos Generalkonsulat in Kapstadt in Kenntnis 
esetzt. 
* Poerr Erwarten hat sich herausgestellt, daß 
Frau Pilet und deren Schwester Fräulein Doemski 
sich über Otyosasu nach Okahandia gerettet haben, 
trotzdem die Einzelheiten ihrer Ermordung hier von 
zwei Eingeborenen erzählt waren. Sie sind, nach- 
dem sie von den Hereros gefangen genommen waren, 
schwer mißhandelt worden. Jetzt befinden sie sich 
in Windhuk. 
Ferner ist bisher der durch Hereros herbei- 
geführte Tod folgender Personen sicher festgestellt: 
1. Farmer Hermann Lange in Klein-Barmen, 
geboren 17. Januar 1874 in Bremen; 
2. Eine 2½ bis 3 Jahre alte Tochter Langes 
mit Vornamen Brunhilde; 
8. Eln erwachsener Bruder Langes, Hans, ge- 
boren in Vegesack bel Bremen. 
Frau Lange, welche ebenfalls infolge erhaltener 
Kirrischläge schon bewußtlos gewesen war, hat sich 
mit zwei Kindern unter den größten Anstrengungen 
nach der Feste Okahandja gerettet. Sie fiel vor 
Okahandja nochmals den Hereros in die Hände, 
wurde jedoch auf Bitten elner früheren Dienerin 
wieder freigelassen in nur notdürftigster Kleidung; 
4. Kaufmann Adolf Diekmann in Okahandja, 
geboren 22. Juni 1869; letzter Wohnort in Deutsch- 
land Gumbinnen; 
5. Dessen Ehefrau Henriette geborene Nierhoff, 
geboren am 2. September 1876; letzter Wohnsitz 
in Deutschland Sassendorf; 
Der kleine Diekmannsche Sohn wurde zunächst 
in die Feste gerettet, starb jedoch dort einige Tage 
später während der Belagerung; 
6. Geheimer Assistent Rock, gefallen auf der 
Rückfahrt eines Teiles der Abteilung v. Zülow von 
Okahandja nach Karibib; die Abteilung mußte in- 
folge des Widerstandes nach Okahandja zurückkehren; 
7. Lokomotivführer Karl Schliepen, geboren am 
16. Juni 1874 in Altendorf bei Essen; wie zu 6; 
8. Bur Uys, von einer Hereroabtellung unter 
Kajata in Kowas ermordet; der Leiche ist der Kopf 
abgeschnitten; 
9. Farmer Ernst Utz in Okatjerute, Distrikt 
Okahandja, geboren am 21. November 1856 in 
Groß-Kubbelkow; 
10. dessen Ehefrau Irene geborene Heinrich, aus 
Stawiska; 
11. Bahnmeister P. Schultz in Osona bei Oka- 
handja; geboren am 17. Juni 1872 in Leuthen, 
Kreis Sorau; 
  
A ka des landwirtschaftlichen Beirats Watermeyer 
S füge ich in der Anlage 12.] zur geneigten 
— Kenntnisnahme Abschristen der beiden Protokolle 
dom 22. und 29. Januar über die Vernehmung 
er belden eingeborenen Diener Sorko und Apollo 
ei Wie ich schon gestern telegraphisch zu melden 
12. Händler August Kuntze in Okahandja, ge- 
boren 20. Oktober 1872 in Stensebach-Kirchhein; 
18. Farmer Mox Bremen in Otjosongati, ge- 
boren 1. September 1867 in Meißen: 
Seine Frau, geborene Körner, eine Bastard, mit 
 
	        
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