Eingeborenen-Polizisten, fiel, weil ein Gefangener
ihm entlaufen wollte.
Dienstag, den 12. Januar. Die beschützten
Storeleute gehen wieder zu ihren Häusern. Morgens
gegen 8 Uhr gehe ich mit Dr. Maaß zu Störmers
(Wecke & Voigts) Store; wir besuchen den Garten,
und im Anschluß daran begeben wir uns zur Ein-
geborenen-Werft. Auf dem Wege nach dort treffen
wir Missionar Meyer, der uns mittellt, daß die
Eingeborenen ruhig seien; nur wenige Schritte
darauf, vor dem Hause des Kirchenältesten Herero
Johannes, werden wir von diesem gewarnt, nicht
weiter zu gehen. Sein ernstes Gesicht läßt uns
auch umkehren, und wir waren erstaunt über die
große Ansammlung der Hereros bei Samuels Werft.
Wir bemerkten, daß die Frauen ihre Pontoks ver-
lassen und daß eine große Abteilung Hereros über
Denker und Diekmanns Haus, zur sogenannten
Barnabasklippe und -Haus, bewaffnet gehen. Herr
Griebel, Leutnant der Reserve, Angestellter der
Otavlbahngesellschaft, welcher schon Tags zuvor
wegen Anwerbung von Eingeborenen-Arbeitern in
Okahandja angekommen war, war ebenfalls nach
der Werst zu gegangen, war aber umgedreht und
traf mit uns bei der Feste ein. Ich teilte Zürn
das Erlebte mit, und dieser rief telephonisch Herrn
Denker, zur Feste mit Familie zu kommen.
Bald darauf kam derselbe mit Frau und Kind
von Diekmann und teilte uns mit, daß er mit
Schüssen verfolgt sei. Er hatte Diekmanns, wo sich
ein Fräulein Müller, Hausdame bei Ziegler- Okalango,
aufhielt, aufgefordert, mitzulommen, dieselben waren
aber noch zurückgeblieben. Gleich darauf ist der
Ansiedler Kuntze ermordet, Fräulein Müller an-
geschossen, und Diekmanns ermordet und die Stores
von Denker und Diekmann geplündert. Das konnte
von der Feste beobachtet werden. Die Hereros be-
gannen, die Feste zu beschießen von der sogenannten
Samuelklippe und vom Barnabashaus aus. Die
Veranda der Feste und alle Eingänge wurden durch
Säcke verschanzt. Dies war der Anfang des
offenen Aufstandes, und da keine Verbindung
mit Windhuk mehr, sandte ich und Zürn ein Tele-
gramm nach Berlin durch Vermittelung von
Swakopmund. Fräulein Müller kam gegen 11 Uhr
mit ihrer Verwundung in die Feste.
Die Feste wurde regelrecht besetzt zur Verteidi-
gung. Es befanden sich darin 71 Mann, 9 Frauen
und Kinder. Gegen 1 Uhr hörte man das
Maschinengewehr aus der Richtung von Windhrk.
wei Patrouillen zu drei Mann und ein Zug unter
Leutnant d. R. Zürn von 15 Mann suchten Ver-
bindung, jedoch erhielten diese zuviel Feuer, sogar
vom Maschinengewehr, und kehrten nach /: Stunden
zurück. Abends große Plünderung der Stores von
Wecke & Voigts und des Zollschuppens. Der erstere
* abgebrannt. Des Nachts wenig feindliches
er.
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Mittwoch, den 13. Jonuar. Von allen Selten
Beschießen der Feste während des Tages und nachts.
Mittags wiederum hörbares Gefecht der Maschinen-
gewehr-Abteilung, die wiederum zurückkehren mußte.
Veranda mit 25 Mann besetzt. Weitere Plünderung
und völlige Zerstörung des Zollschuppens, wobei
sehr viele Güter und Alkohol in die Hände des
Feindes kamen.
Donnerstag, den 14. Januar. Weiteres
Beschießen der Feste. Abends nach Eintritt der
Dunkelheit sprachen die Hereros zur Feste herüber
und teilten uns unter Schimpfworten mit, daß im
übrigen Hererolande gemordet und geplündert sei;
große Aufregung während der Nacht, da ein Uber-
fall erwartet wurde. Die Befestigung der Feste
durch Vermauerung der Türen und Fenster wird
vorgenommen.
Freitag, den 15. Januar. Morgens lommt
der Missionar vors Tor und bringt einen Brief
von Ouanja; Antwort nimmt er mit und teilt uns
mit, daß die Maschinengewehr-Abteilung viele Ver-
luste gehabt. Der Missionar kommt nochmals und
nimmt das inzwischen verstorbene Kind von Diekmann
behufs Beerdigung mit.
Mittags wird die Ankunft eines Zuges von
Karibib her gemeldet. Nach 1½ Stunden Gefecht
und Zeltverlust durch Schienenlegen trifft die Ver-
stärkung v. Zülow mit 113 Mann und Gewehren
ein. (Eingezogene von Swakopmund, Karibib,
Waldau, Heizerpersonal und zwel Frauen aus Waldau.)
1. Oberleutnant v. Zülow, 2. Oberveterinär d. R.
Rickmann, 3. Stabsarzt Dr. Jacobs, 4. Leutnant d. R.
Oswald, 5. Schluckwerder, 6. Steffens. 3, 4 und
5 besetzen mit etwa 50 Mann den Bahnhof. Beim
Eintressen der Neuankömmlinge zwei Verwundete
(einer leicht, einer nicht tödlich, Wiederhold). Beim
Bahnhof ein Toter (Stockamp) und ein Schwer-
verwundeter, eingeborner Arbeiter (Schuß durch den
Kopf), während des Beschützens des Bahnhofs.
Abends und nachts nur wenig vom Feind be-
helligt. «
Sonnabend, den 16. Januar. Verkehr mit
dem Bahnhofe hergestellt. Dieser wird vollends be-
festigt und besetzt mit etwa 100 Mann.
Sonntag, den 17. Januar. Missionar Diehl
wird gerufen und teilt uns sehr viel Neues mit.
Missionar Meyer und Missionsarchilekt Diehl
hätten die Eisenbahnstrecke begangen und etwa acht
Tote (Weiße) gefunden, die vom Maschinengewehr-
kommando und Gefecht am Mittwoch herrühren
müssen. Dieses hätte sich zurückgezogen und sei bei
Otjühaverarivierstation nochmals überfallen, und zwar
von Hereros, welche von Otjosasu gekommen seien.
Ferner teilt der Missionar mit, daß viele Deutsche
erschlagen selen. (Lange, Kirstein und die am oberen
Swokop Wohnenden.) Verschont seien die Buren,
Stanley nebst Frau und ein Händler Martens aus
Otjosasu, die sich alle bei Missionar Brockmann in
Otjosafu aufhalten. Er nimmt Brief von Zülow an