Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Eingeborenen-Polizisten, fiel, weil ein Gefangener 
ihm entlaufen wollte. 
Dienstag, den 12. Januar. Die beschützten 
Storeleute gehen wieder zu ihren Häusern. Morgens 
gegen 8 Uhr gehe ich mit Dr. Maaß zu Störmers 
(Wecke & Voigts) Store; wir besuchen den Garten, 
und im Anschluß daran begeben wir uns zur Ein- 
geborenen-Werft. Auf dem Wege nach dort treffen 
wir Missionar Meyer, der uns mittellt, daß die 
Eingeborenen ruhig seien; nur wenige Schritte 
darauf, vor dem Hause des Kirchenältesten Herero 
Johannes, werden wir von diesem gewarnt, nicht 
weiter zu gehen. Sein ernstes Gesicht läßt uns 
auch umkehren, und wir waren erstaunt über die 
große Ansammlung der Hereros bei Samuels Werft. 
Wir bemerkten, daß die Frauen ihre Pontoks ver- 
lassen und daß eine große Abteilung Hereros über 
Denker und Diekmanns Haus, zur sogenannten 
Barnabasklippe und -Haus, bewaffnet gehen. Herr 
Griebel, Leutnant der Reserve, Angestellter der 
Otavlbahngesellschaft, welcher schon Tags zuvor 
wegen Anwerbung von Eingeborenen-Arbeitern in 
Okahandja angekommen war, war ebenfalls nach 
der Werst zu gegangen, war aber umgedreht und 
traf mit uns bei der Feste ein. Ich teilte Zürn 
das Erlebte mit, und dieser rief telephonisch Herrn 
Denker, zur Feste mit Familie zu kommen. 
Bald darauf kam derselbe mit Frau und Kind 
von Diekmann und teilte uns mit, daß er mit 
Schüssen verfolgt sei. Er hatte Diekmanns, wo sich 
ein Fräulein Müller, Hausdame bei Ziegler- Okalango, 
aufhielt, aufgefordert, mitzulommen, dieselben waren 
aber noch zurückgeblieben. Gleich darauf ist der 
Ansiedler Kuntze ermordet, Fräulein Müller an- 
geschossen, und Diekmanns ermordet und die Stores 
von Denker und Diekmann geplündert. Das konnte 
von der Feste beobachtet werden. Die Hereros be- 
gannen, die Feste zu beschießen von der sogenannten 
Samuelklippe und vom Barnabashaus aus. Die 
Veranda der Feste und alle Eingänge wurden durch 
Säcke verschanzt. Dies war der Anfang des 
offenen Aufstandes, und da keine Verbindung 
mit Windhuk mehr, sandte ich und Zürn ein Tele- 
gramm nach Berlin durch Vermittelung von 
Swakopmund. Fräulein Müller kam gegen 11 Uhr 
mit ihrer Verwundung in die Feste. 
Die Feste wurde regelrecht besetzt zur Verteidi- 
gung. Es befanden sich darin 71 Mann, 9 Frauen 
und Kinder. Gegen 1 Uhr hörte man das 
Maschinengewehr aus der Richtung von Windhrk. 
wei Patrouillen zu drei Mann und ein Zug unter 
Leutnant d. R. Zürn von 15 Mann suchten Ver- 
bindung, jedoch erhielten diese zuviel Feuer, sogar 
vom Maschinengewehr, und kehrten nach /: Stunden 
zurück. Abends große Plünderung der Stores von 
Wecke & Voigts und des Zollschuppens. Der erstere 
* abgebrannt. Des Nachts wenig feindliches 
er. 
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Mittwoch, den 13. Jonuar. Von allen Selten 
Beschießen der Feste während des Tages und nachts. 
Mittags wiederum hörbares Gefecht der Maschinen- 
gewehr-Abteilung, die wiederum zurückkehren mußte. 
Veranda mit 25 Mann besetzt. Weitere Plünderung 
und völlige Zerstörung des Zollschuppens, wobei 
sehr viele Güter und Alkohol in die Hände des 
Feindes kamen. 
Donnerstag, den 14. Januar. Weiteres 
Beschießen der Feste. Abends nach Eintritt der 
Dunkelheit sprachen die Hereros zur Feste herüber 
und teilten uns unter Schimpfworten mit, daß im 
übrigen Hererolande gemordet und geplündert sei; 
große Aufregung während der Nacht, da ein Uber- 
fall erwartet wurde. Die Befestigung der Feste 
durch Vermauerung der Türen und Fenster wird 
vorgenommen. 
Freitag, den 15. Januar. Morgens lommt 
der Missionar vors Tor und bringt einen Brief 
von Ouanja; Antwort nimmt er mit und teilt uns 
mit, daß die Maschinengewehr-Abteilung viele Ver- 
luste gehabt. Der Missionar kommt nochmals und 
nimmt das inzwischen verstorbene Kind von Diekmann 
behufs Beerdigung mit. 
Mittags wird die Ankunft eines Zuges von 
Karibib her gemeldet. Nach 1½ Stunden Gefecht 
und Zeltverlust durch Schienenlegen trifft die Ver- 
stärkung v. Zülow mit 113 Mann und Gewehren 
ein. (Eingezogene von Swakopmund, Karibib, 
Waldau, Heizerpersonal und zwel Frauen aus Waldau.) 
1. Oberleutnant v. Zülow, 2. Oberveterinär d. R. 
Rickmann, 3. Stabsarzt Dr. Jacobs, 4. Leutnant d. R. 
Oswald, 5. Schluckwerder, 6. Steffens. 3, 4 und 
5 besetzen mit etwa 50 Mann den Bahnhof. Beim 
Eintressen der Neuankömmlinge zwei Verwundete 
(einer leicht, einer nicht tödlich, Wiederhold). Beim 
Bahnhof ein Toter (Stockamp) und ein Schwer- 
verwundeter, eingeborner Arbeiter (Schuß durch den 
Kopf), während des Beschützens des Bahnhofs. 
Abends und nachts nur wenig vom Feind be- 
helligt. « 
Sonnabend, den 16. Januar. Verkehr mit 
dem Bahnhofe hergestellt. Dieser wird vollends be- 
festigt und besetzt mit etwa 100 Mann. 
Sonntag, den 17. Januar. Missionar Diehl 
wird gerufen und teilt uns sehr viel Neues mit. 
Missionar Meyer und Missionsarchilekt Diehl 
hätten die Eisenbahnstrecke begangen und etwa acht 
Tote (Weiße) gefunden, die vom Maschinengewehr- 
kommando und Gefecht am Mittwoch herrühren 
müssen. Dieses hätte sich zurückgezogen und sei bei 
Otjühaverarivierstation nochmals überfallen, und zwar 
von Hereros, welche von Otjosasu gekommen seien. 
Ferner teilt der Missionar mit, daß viele Deutsche 
erschlagen selen. (Lange, Kirstein und die am oberen 
Swokop Wohnenden.) Verschont seien die Buren, 
Stanley nebst Frau und ein Händler Martens aus 
Otjosasu, die sich alle bei Missionar Brockmann in 
Otjosafu aufhalten. Er nimmt Brief von Zülow an
	        
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