Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

geplünderten Bahnhöfen Teufelsbach und Brakwater. 
Ankunft in Windhuk um ½2 Uhr. 
Duft. 
J 
Anlage 2. * 
Verhandelt, Windhuk, den 22. Januar 1904. 
Es erscheint der etwa 25 Jahre alte Bergdamara 
Sarko aus Windhuk, bisher Diener des landwirt- 
schaftlichen Beirats Watermeyer, und erklärt (unter 
Hinzuziehung des Maurers, jetzigen Reiters Karl 
Schurz als Dolmetscher) über den Verbleib des 
Legationsrats Hoepner und des Herrn Watermeyer 
folgendes: 
Am Donnerstag den 7. Januar haben Herr 
Watermeyer und Hoepner von Okahandja die Weiter- 
reise nach Waterberg angetreten. Die Karre, bei 
der von Okahandja ab sich auch ein weißer Polizist 
von Okahandja befand (sein Name war, soviel ich 
mich entsinne, Unteroffizier Bergemann), war schon 
am Mittwoch den 6. Januar von Okahandja aus 
vorausgefahren. Am Sonnabend den 9. Januar 
stleßen wir auf einer Hererowerft auf viel bewaffnete 
Hereros; sie waren teils beritten, teils unberitten; 
nach meiner Schätzung sind es wenigstens 300 ge- 
wesen. Als Herr Watermeyer sie fragte, wo sie 
hinwollten, erwiderten sie, sie müßten wegen Regu- 
lierung der Erbschaft des in Waterberg verstorbenen 
Kapitäns Kambasembi nach Okahandja. 
Auch diejenigen Hereros, welche wir sonst noch 
unterwegs trafen, waren alle bewaffnet. 
Am Mittwoch den 13. Januar trafen wir gegen 
Abend zu Pferde in Waterberg ein; die Karre kam 
erst nach Sonnenuntergang. In der Nacht schliefen 
wir bei der Karre. Am nächsten Morgen gingen 
Herr Watermeyer und Hoepner zum Missionar Eich 
und blieben bis Mittag dort. Während der Zeit 
kam ein Herero zur Karre und fragte, ob er nicht 
ein Pferd kaufen könne. Andere Hereros sah ich 
am Vormittag nicht mehr. Den dortigen Polizei- 
unteroffizier habe ich auch noch gesehen; er kam am 
Morgen des 14. Januar zusammen mit dem Missionar 
von der Station her zur Karre. Als sie hörten, 
daß Herr Hoepner und Watermeyer schon zum 
Missionshause gegangen seien, gingen beide ebenfalls 
orthin. , 
Am Mittag kamen Herr Hoepner und Herr 
Watermeyer zur Karre zurück. Herr Watermeyer 
schickte mich fort, um die Pferde zu holen, indem er 
sagte, er wolle sofort nach Grootfontein weiterreisen. 
Von dem übrigen Karrenpersonal waren drei Mann 
im Felde bei den Ochsen; die übrigen schickte Herr 
Watermeyer fort, um Wasser zu holen, so doß Herr 
Watermeyer und Hoepner allein bei der Karre zurück- 
blieben, als ich sortging, um die Pferde zu suchen. 
nteroffizler Bergemann war zusammen mit dem 
Waterberger Polizeiunteroffizier zur Station ge- 
gangen. Die Station war von der Karre elwa 
fünf Minuten entfernt. Zwischen der Karre und 
der Statlon war dichtes Gebüsch. 
  
219 — 
Beim Suchen nach den Pferden sah ich an den 
Spuren, daß drei Eingeborene die Pferde weg- 
getrieben hatten. Ich folgte den Spuren sehr weit. 
Als ich an elner Stelle an den Spuren bemerkte, 
daß die Eingeborenen dort den Pferden die Spann- 
fessein gelöst hatten und auf den Pferden weiter- 
geritten waren, drehte ich um und ging nach Water- 
berg zurück, wo ich kurz vor Sonnenuntergang wieder 
eintraf. Als ich noch etwa 100 Schritt von der 
Karre entfernt war, sah ich, daß sie von Hereros 
geplündert wurde. Mit Gewehren bewaffnete 
Hereros standen um die Karre herum. Herrn 
Hoepner und Herrn Watermeyer und das Karren- 
personal sah ich nicht. Ich zog mich wieder zurück 
und legte mich in der Nähe schlafen, als es dunkel 
wurde. 
Schon beim Pferdesuchen hatte ich von Water- 
berg her neun Schüsse gehört. Am anderen Morgen, 
als ich nach Okahandja zu aufbrach, hörte ich noch 
zwel Schüsse. Ich bin dann zu Fuß nach Windhuk 
gegangen, jede Hererowerft vermeidend. Ich habe 
auch keine Hereros auf dem Rückwege gesehen. 
Vorgestern (Mittwoch den 20. Januar) früh 
bin ich um Okahandja herumgegangen. Ich hörte 
einzelne Gewehrschüsse. An der Bahn bei Osona 
(zwischen den beiden großen Eisenbahnbrücken) sah 
ich die schon stark in Verwesung übergegangene 
nackte Leiche eines mir unbekannten Weißen liegen. 
Die eine der großen Eisenbahnbrücken, und zwar 
die mit den Holzpfeilern, ist an mehreren Stellen 
zerstört. Von Osona ab bin ich in den Bergen 
westlich der Bahnlinie weitergegangen, ohne Hereros 
zu sehen. Nur Hunde hörte ich mehrfach bellen. 
Gestern bin ich beim Sonnenuntergang hiler ein- 
getroffen. · 
Vorgelesen, ins Nama übertragen und genehmigt. 
gez.: Karl Schurz als Dolmetscher. 
Geschlossen. 
gez.: Richter: Oberrichter. 
* * 
Verhandelt Windhuk, den 29. Januar 1904. 
Es erscheint der Bergdamara Apollo, etwa 
17 Jahre alt, eingeborener Diener des Legations- 
rats Hoepner, und wurde, wie folgt, vernommen: 
Am Mittwoch, den 13. oder Donnerstag, den 
14. Januar traf ich mit meinem Herrn und Herrn 
Watermeyer abends in Waterberg ein. Am nächsten 
Tage gegen Mittag wurde Sarko, der Diener des 
Herrn Watermeyer, weggeschickt, um die Pferde zu 
holen, während ich mit Inukaub, dem andern Diener 
des Herrn Watermeyer, zusammen die Wasserfässer 
nach der Quelle rollte, um Wasser zu holen. Als 
wir von der Quelle zurückkamen, hörten wir Schießen 
von der Polizeistation her. Beim Weitergehen trafen 
wir auf Sergeant Rademacher, welcher zusammen 
mit einem langen Weißen, dessen Namen ich nicht 
kenne, vom Voigtsschen Geschäft herkam, um nach
	        
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