darf man nicht übersehen, daß die Qualität des
durch Raubbau gewonnenen Gummis erheblich hinter
der des rationell erzielten Produktes zurücksteht.
Der unnnterrichtete Eingeborene fällt den Baum,
versucht, durch viele Einschnitte in die Rinde des
gefallenen Stammes eine möglichst große Quantität
des Milchsaftes auf verschiedene Art und Weise zu
gewinnen, und bringt dieselbe auf die verschiedenste,
jedenfalls aber nicht rationelle Weise zum Gerinnen.
Außerdem behandelt er das fertige Produkt derartig,
daß man einen erheblichen Prozentsatz desselben durch
Oxydation in der Sonne usw. als unbrauchbar be-
zeichnen muß, während alle diese Verunreinigungen
bei rationeller Gewinnung in Wegfall kommen. So
hat zwelfelsohne aus denselben Plätzen gewonnener
Gummi der Batanga-Firmen, der infolge Raubbaus
und späterer unrichtiger Behandlung im Preise
sicher sehr gedrückt wurde, Mitte vorigen Jahres
pro Kilo nur 5,50 Mk. im Vergleich zu dem von
der Gesellschaft Süd-Kamerun verschifften, rationell
gewonnenen und behandelten Produkt erzielt, das
damals mit 7,15 Mk. pro Kilo bewertet wurde. Wenn
auch dieser Preisunterschied zunächst nur die beteiligten
Firmen angeht, so ist immerhin die Gefahr der
irrationellen Produktion, sowohl was die Qualität
angeht, als auch was die Folgen des Raubbaues
für die zukünftige Exportmenge anbelangt, nicht zu
unterschätzen und macht meines Erachtens ein behörd-
liches Eingreifen notwendig. Es kommt der Umstand
dazu, daß infolge mehrerer in den letzten Jahren
erst in Europa aufgeblühter Industriezweige die
Kautschuknachfrage auf den europäischen Märkten
eine derartig steigende Tendenz zeigt, daß bereits
seit längerer Zeit die Produktion die Nachfrage
nicht mehr erreicht und der Wert des Produktes
deshalb sich ständig hebt.
Es müßte daher sämtlichen Firmen sowohl wie
den in Frage kommenden Stationen zur Pflicht
gemacht werden, ihr europäisches sowohl wie farbiges
Personal über die rationelle Gummibereitung zu
unterrichten. Ich habe zu diesem Zwecke die auf
Grundlage der Schlechterschen Angaben in der
Praxls gebildete und stets vervollkommnete Methode
der Gummigewinnung, wie ich sie auf meinen sämt-
lichen Expeditionen durch gewisse, besonders zu diesem
Zweck ausgebildete Jaunde-Leute den Eingeborenen
überall habe vorführen lassen, in der folgenden, für
jeden Laien verständlichen klelnen Instruktion
zusammengefaßt.
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#
Instruktion
über die bequemste und rationellste Art der
Gummigewinnung aus Kickxien.
1. Der anzuschneidende Baum soll nicht unter
oberarmstark seln, und müssen, um ihn wieder-in
Benutzung nehmen zu können, die Rinnen etwaiger
früherer Anzapfungen bereits völlig vernarbt sein.
2. Die Jahreszeit spielt für die Anzapfung keine
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Rolle. Zwar ist in der Regenzeit die Menge der
gewonnenen Milch eine sehr viel größere, sie ist
aber dafür sehr viel weniger kautschukreich wie in
der trockenen Zeit.
3. Zum Anzapfen der Bäume haben nach viel-
fachen Versuchen mit von Europäern angegebenen
Werkzeugen die Eingeborenen des Südostens sich
selbst ein kleines Instrument konstruiert, das sich in
der Praxis als sehr brauchbar erwiesen hat.
Außerdem macht die geringe Metallmenge und die
Einfachheit der Konstruktion es jedem eingeborenen
Schmied möglich, derartige Gummimesserchen nach
Bedarf anzufertigen. Das Messerchen wird mit der
stumpfen Seite auf einen möglichst starken und
langen Speerschaft aufgesetzt, und das Instrument
ist fertig.
4. Zunächst wird dicht an den anzuschneidenden
Baum ein gewöhnlicher Tontopf gesetzt. In die
Rinde des Stammes wird oberhalb des Topfes ein
Einschnitt gemacht, in den eines der überall vor-
kommenden Maranthusblätter etwas eingebogen
derart eingeklemmt wird, daß die an dem Stamm
herunterlaufende Flüssigkeit über das Blatt in den
Topf fließen muß.
5. Man beginnt nun, dicht oberhalb des Blattes
von unten nach oben, soweit man mit Hilfe des
Speerschaftes reichen kann, eine senkrechte Rinne,
die etwa nach der Konstruktion des Messerchens
2 mm tief und 1 bis 2 cm breit werden wird,
in der Rinde des Stammes herauszuschaben, in der
man sofort die Gummimilch über das Blatt in den
Topf rinnen sehen wird. Es ist dabei darauf zu
achten, daß die gelösten Rindenteilchen, Moos usw.
nicht in den Topf fallen und das Produkt ver-
unreinigen. Der Topf ist dazu am besten mit einem
großen Blatt großenteils zuzudecken.
6. Von dieser Mittelrinne aus sind nun, wie
aus der folgenden Zeichnung I errsichtlich, nach
2
—:
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A
rechts und links schräg nach oben, um den Stamm
halb herum, mit etwa 1½ Fuß Zmwischenraum
überelnander, ähnliche kleinere Rinnen auszuschaben,