Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

den besten Produkten der Gesellschaft Süd-Kamerun 
es ebenfalls bewiesen hat, sich den besten Kongosorten 
zur Seite stellen. 
Tuy####. 
Bericht des Gouverneurs Dorn über seine Reise in die 
inneren Bezirke des Schutzgebietes. 
Am 24. Februar v. Is. brach ich von Lome 
auf und relste zunächst über Porto Seguro, Klein- 
Popo und Abanakwe den Mono hinauf bis Togodo, 
um denselben bei niedrigstem Wasserstande kennen 
zu lernen, während dat Gros der Expedition unter 
dem Materialienverwalter Poetzsch als Expeditions- 
meister direkt nach Atakpame marschierte, wo ich 
über Detetu, Ahela und Amuno am 5. März mit 
ihm zusammentraf. Das deutsche Ufer ist im wesent- 
lichen etwas höher als das französische, welches bei 
höchstem Wasserstande im Uberschwemmungsgebiete 
liegt. Demgemäß ist das rechte Ufer auch stärker 
bevölkert und mit Feldfrüchten bestellt, während das 
linke reichere Bestände an Olpalmen aufweist. Da 
die Nachbarkolonie nach Festlegung der Grenzen 
streng darauf hält, daß die auf ihrem Gebiete er- 
zeugten Olpalmenprodukte auch ihrem Handel er- 
halten bleiben, so wird man etwa ¾ des gesamten 
Produktenverkehrs auf dem Mono als nach Grand- 
Popo und ¼ als nach Klein-Popo gehend schätzen 
können. Da auch diesseits anbaufähiges Land in 
Fülle vorhanden ist, so ist dadurch der naturgemäße 
Gang der Entwicklung jener Gegend klar vor- 
gezeichnet und bereits in die Wege geleitet. 
Die Zollstationen und Posten am Mono waren 
in bester Ordnung. 
Wie verlautet, ist seitens der Franzosen der 
Bau einer Feldbahn von Wodomé, dem höchsten 
bei jedem Wasserstande erreichbaren Anlegeplatze des 
Mono nach Lokosso, zur besseren Erschließung der 
dort vorhandenen reichen Olpalmenbestände geplant, 
wobei der weitere Transport auf dem Wasserwege 
durch eine Pinasse bewirkt werden soll. 
Die Station Atakpame hat sich in der kurzen 
Zeit ihres Bestehens außerordentlich entwickelt. Was 
dort seitens ihres Gründers, des Hauptmanns von 
Doering, in der Erziehung der Eingeborenen des 
Bezirks und dem Bau von Wegen und Brücken, 
sowie seitens des Bezirksleiters G. A. Schmidt in 
dem weiteren Ausbau der Station, des Wegenetzes 
und vor allem auf dem Gebiete der wirtschaftlichen 
Entwicklung geleistet worden ist, verdient höchste 
Anerkennung. 
Nach siebentägigem Marsche über Anae, Nja- 
masilae, Akbande, Blita, Kolangu-Bua und Jare- 
Jare, wo ich mit Direktor Hupfeld und Pflanzungs- 
leiter Woeckel zusammentraf, gelangte ich am 
16. März in Sokode an. 
Um die Station herum waren etwa 100 ha 
  
  
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gerodet und zum größten Teile mit Baumwolle, im 
übrigen mit andern Nutzpflanzen bestellt. Einzelne 
Pläne zeigten, daß auch mit dem Pfluge bereits 
umfassendere Versuche gemacht waren. Außerdem 
war eine Herde von etwa 150 Stück zum Teil 
recht gut aussehenden Rindviehs vorhanden, welche 
sich unter der Aufsicht und Wartung einer Fullah- 
familie befand. Der Schwerpunkt des Bezirks liegt 
wesentlich in seiner außerordentlich zahlreichen Be- 
völkerung, seinem Viehreichtum und seinem ihn in 
jeder Richtung durchflutenden Handel, welcher aller- 
dings vorwiegend Durchgangshandel ist und Salz 
und Kola zum Gegenstande hat. 
Von besonderem Interesse sind die jenseit des 
Kara belegenen Landschaften, namentlich das Kabore- 
land, welches ich nach Fortsetzung der Reise am 
21. März über das durch seine Pferdezucht bekannte 
Agulu, Pasna, Tschamba, Kirikri, Sudu, das in 
alpiner Landschaft auf einem Hochplateau belegene 
und als Erholungsstation dienende Aledio Katara- 
und das durch seinen Handel, seine Größe und 
seine Weberei bekannte Bafilo am 31. März er- 
reichte. Die hier wohnhaften Stämme schlossen sich 
noch vor wenigen Jahren nicht nur gegen jeden 
Fremden, sondern auch gegeneinander streng ab 
und schlugen einfach jeden tot, der unbefugt ihr 
Land betrat. Infolge der zahlreichen Bevölkerung 
sind sie zu einer intensiven Ausnutzung des Bodens 
genötigt, so daß die Anlage der Felder, welche sich 
häufig bis hoch in die Berge hinauf erstrecken, ihre 
Düngung und künstliche Bewässerung Bewunderung 
erregen. Die zahlreichen Niederlassungen liegen 
einzeln und burgenähnlich, eine jede von einigen 
Ol- und Agopalmen, sehr häufig auch von einem 
Strauche Strophantus umgeben, welcher zur Liefe- 
rung von Gift für ihre als einzige Wafsse dienenden 
Pfeille verwandt wird, meist auf dem Gipfel kleiner 
Geländeerhebungen oder auf der Spitze der Berge 
oder malerisch an deren Abhängen zwischen den 
peinlich sauber gehaltenen Feldern, so daß die ganze 
Landschaft einen außerordentlich freundlichen Eindruck 
macht, welcher mit der großen Neigung ihrer Be- 
wohner, auch heute noch von ihrer gefährlichen 
Waffe gern und häufig Gebrauch zu machen, kaum 
im Einklang steht. 
Die Expedition passierte im besonderen Tschaet- 
schäu, Tschiu, Bufale, Sola, die Landschaft Tam- 
berme mit je einem kriegsmäßigen Lager am Mä- 
fluß und am Keron, das durch seinen Schlangenkult 
bekannte Difalé, sowie die Landschaft Nord= und 
Süd-Loso, worauf nach Wiederüberschreltung des 
Kera über Djamde und Kabo am 12. Upril Reseri 
erreicht wurde. Daß diese Relse ohne die geringste 
Störung ausgeführt werden konnte, ist wesentlich 
ein Verdienst des Bezirksleiters Dr. Kersting, welcher 
es neben seinen zahlreichen sonstigen Aufgaben wissen- 
schaftlicher Natur durch seine wahrhaft väterliche 
Art, welche allerdings wiederholt ein bewaffnetes 
Einschreiten und strenge Bestrafung notwendig machte
	        
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