Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

ursachung des Todes durch das Böse, findet man 
auch Spuren von der Fortdauer nach dem Tode. 
Die Toten werden verehrt und jedes Jahr wird 
eine große Gedenkfeier veranstaltet. An der Nord- 
küste sah ich verschiedene Male, daß der Schädel 
eines Häuptlings den Mittelpunkt der Verzierungen 
bildete. Wenn einer beim Tode viel Tambu (Muschel- 
geld) hinterläßt, ist er glücklich nach dem Tode, hinter- 
läßt er aber kein Muschelgeld, so kommt er nicht 
zur Ruhe. Er streift im Walde umher und belästigt 
nachts die Leute. Daher das fieberhafte Streben 
der Kanachen, während ihres Lebens soviel Tambu 
wie möglich zu sammeln, damit sie beim Tode viel 
binterlassen können. 
Schlecht ist eine Handlung nur dann, wenn der 
Täter sich erwischen läßt. Die Tat ist um so 
schlechter, je ärmer der Täter ist. Nach dem Tode 
werden weder die guten Handlungen belohnt, noch 
die schlechten bestraft. Die Ruhe des Toten hängt 
nur davon ab, ob der Verstorbene Tambu hinterläßt 
oder nicht. Der Kanache sieht denn auch gar nicht 
ein, warum er das Gute tun und das Böse meiden 
soll. Die Häuptlinge genießen sogar das Vorrecht, 
daß auf ihrem Grabe ihre Sünden gegen das 5., 
6. und 7. Gebot Gottes durch Ziersträucher und 
Schmuckfedern sinnbildlich dargestellt werden. 
Der Teufel spielt eine sehr große Rolle im Aber- 
glauben der Kanachen. Er ist ein geschworener 
Feind der Menschen. Er verursacht das hier so 
sehr gefürchtete Erdbeben. Sobald ein Erdbeben 
entsteht, bearbeiten die Kanachen ihre Holztrommel 
und blasen ins Tritonshorn, um dadurch dem Teufel 
Furcht einzuflößen. 
Aus fremden folonien und 
Produktionsgebieken. 
Verkehrsnachrichten aus Britisch-Ostafrika. 
Der zweite Dampfer der Ugandabahn auf dem 
Viktorlasee „Sybil“ wird nach einer amtlichen Be- 
kanntmachung seine Fahrten, welche sich regelmäßig 
außer nach der englischen Station Karungu nach den 
deutschen Stationen Schirati, Muansa und Bukoba 
richten sollen, am 11. März und 15. April, später 
im allgemeinen am zweiten Freitag jeden Monats 
von Kisumu antreten. · 
Es wird ferner bekannt gegeben, daß vom 1. April 
an zwei Züge wöchentlich auf der ganzen Strecke 
von und nach dem Viktoriasee verkehren sollen, statt 
wie bisher einer. Der Zug, welcher Dienstags 
Mombassa verläßt, lief bisher nur nach Nakuru, 
fortan bis Kisumu. Auf der Rückfahrt verläßt er 
Kisumu am Sonnabend, um von Nakuru wie bisher 
am Sonntag abzufahren. 
  
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erschiedene Witteilungen. 
Deutsch-koloniale Baumwoll-Unternehmungen 
1905 / 1904. 
Die deutsch-kolonialen Baumwollunternehmungen 
des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, die bekanntlich 
durch die Kaiserliche Reglerung, die Textilindustrie 
und Wohlfahrtslotterte zu Zwecken der deutschen 
Schutzgebiete unterstützt werden, haben einen günstigen 
Fortgang genommen. Die Kulturarbeiten bewegen 
sich jetzt nach zwei Rlchtungen: Eingeborenenkultur 
und Plantagenkultur. Auf Grund des Arbeits- 
programms 1903/06 ist nunmehr eine einheitliche 
Organisation mit Berücksichtigung der lokalen Ver- 
hältnisse in den Kolonien geschaffen. 
Togo. 
Die Baumwollinspektion in Togo besteht aus 
dem deutsch-amerikanischen Baumwollfarmer und vor- 
maligen stellvertretenden Sherif J. H. Buvinghausen, 
dem mit den westafrikanischen Verhältnissen vertrauten 
Kaufmann S. Strumpf und dem Maschinenmeister 
Paul Fleischer. Die Mitglieder der Inspektion be- 
reisen während der Pflanzungs= und Ernteperioden, 
Mai bis Juli bezw. Dezember bis März, fortgesetzt 
die Kolonie, um die rationelle Weiterentwicklung 
und Ausnützung der Eingeborenen= und Plantagen= 
kultur zu bewirken. Auch Reisen nach den englischen 
und französischen Nachbarkolonien werden unter- 
nommen, um Vergleiche mit dem Stand der dortigen 
Baumwollkulturversuche anzustellen. 
Der Inspektion unterstehen insbesondere die 
Baumwollversuchsstation Towe im Misahöhebezirk und 
die neueingerichtete Baumwollschule Nuatschä im 
Atakpamebezirk. In Nuatschä werden intelligentere 
Eingeborene in größerer Zahl ausgebildet, die dann 
als Lehrmeister in ihren Heimatsdistrikten Verwendung 
finden sollen. Unter dem Einfluß der Versuchs- 
station Towe hat sich die Togobaumwolle nach dem 
Gutachten der Bremer Baumwollbörse von Lieferung 
zu Lieferung verbessert, dort vorgenommene Kreuzun 
versuche amerlkanischer mit einheimischer Saat er- 
gaben die für Togobaumwolle bisher höchste Taxe: 
„kully good middling etwa 30 mm Stapel, Wert 
am 25. Februar d. J. 75 Pf. per ½ kg.“ 
Die Inspektlon kontrolliert die über die Kolonie 
verbreiteten Aufkaufmärkte und Ginstationen. Hier 
erfolgt auch die Verteilung von einheimischer und 
ausländischer Saat; von amerikanischer, ägyptischer 
und Perusaat in den verschiedenen Sorten wurden 
bisher etwa 50 000 Pfund verteilt. 
Die Ginstationen zweiter Ordnung sind mit 
Betrieb durch Göpelwerk, die Stationen dritter 
Ordnung mit Handgins und Vorpressen für Träger- 
lasten eingerichtet. Eine Station erster Ordnung 
mit Dampfbetrieb unter europäischer Leitung wird 
an der trassierten Eisenbahnlinie Lome — Palime 
etabliert. 
Die jetzt hereinkommende Ernte 1904 beträgt 
nach Schätzung der Inspektion etwa 200 000 Pfund-
	        
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