Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Darnk der tatkräftigen Unterstützung des Kaiser- 
lichen stellvertretenden Gouverneurs Grafen v. Zech 
und der Bezirksleiter ist es gelungen, die Anbau- 
sliche in diesem Jahre um das Fünffache zu ver- 
mehren, so daß bei normaler Entwicklung der Kul- 
turen mit dem fünffachen Ernteertrag im Jahre 1905 
gerechnet werden kann. 
Bemerkenswert ist der erste größere Baumwoll- 
plantagenversuch der Plantage Kpeme G. m. b. H., 
welche Baumwolle als Zwischenkultur mit Kokos- 
balmen baut. Die Plantage verfügt über gut 
trainiertes Zugvieh und hat durch ihre Lage an der 
m Bau begriffenen Küstenbahn Lome—Klein-Popo 
günstige Transportverhältnisse. 
Als Ansporn für die weitere Ausbreitung der 
Baumwollkultur wird Ende des Jahres eine Baum- 
wollausstellung in Palime abgehalten. Ehrenpreise 
und Geldpreise für besondere quantitative und quali- 
lative Leistungen werden an Dorfgemeinden, Plan- 
tagen, Missionen und an einzelne Eingeborene verteilt 
werden. Auch eine Transyortvergütung für zur 
Tusfuhr gelangende Baumwolle wird gewährt. All- 
lährlich findet eine Baumwollkonferenz der Interessenten 
satt zwecks Austausch der in den verschiedenen Be- 
zirken gemachten Erfahrungen und Beratung weiterer 
aßnahmen für die nächste Kampagne. 
Vorbedingung für die Weiterentwicklung der 
Aultur eines Stapelartikels wie Baumwolle in 
drößerem Stile, bei dessen Kalkulation jeder Pfennig 
eine Rolle spielt, ist natürlich die Schaffung von 
blligen und leistungsfähigen Transportmitteln; wegen 
er im tropischen Afrika vielfach herrschenden Vleh- 
leuchen kommen hier ausschließlich Eisenbahnen in 
etracht. 
Für eine Togohinterlandbahn Lome—Palime hat 
das Komitee im Jahre 1901 die spezielle Trassierung 
ausgeführt. Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend 
lenAufnahme einer Anleihe für das Schutzgebiet 
ogo in Höhe von rund acht Millionen Mark zum 
Bau dieser Eisenbahn liegt dem Reichstage zur 
Beschlußfassung vor. Durch eine Kundgebung im 
Namen don 200 Handelskammern, Städten, indu- 
tiellen und kolonialen Körperschaften, Bankinstituten 
Und Missionen hat das Komitee dem Reichstage die 
mahme der Regierungsvorlage empfohlen. 
si Die Versuche der Baumwollversuchsstationen hin- 
hötich der Verwendung von Arbeitsvieh beschränkten 
ch blsher auf Maulesel von den kanarlschen Inseln 
Wosse und Pferde aus dem Hinterlande. Mit 
Sümiuntsierungsversuchen von Rindern gegen den 
dri der Tsetsefliege ist der Regierungsarzt 
* Schilling in Togo und Kamerun fortgesetzt be- 
bäftigt. 
⁊ Zur Untersuchung von Baumwallschädlingen in 
rd. wird der Pflanzenpathologe Dr. Walther Busse 
u August d. J. die Ausreise nach Togo antreten, 
l dort gemeinsam mit der Baumwollinspektion ge- 
Gete Vorsichtsmaßregeln zu treffen. 
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Kamerun. 
Unter Benutzung des Wasserweges Niger—Benud 
läßt das Komitee nunmehr durch Vermittlung des 
stellvertretenden Residenten Hauptmann Thierry 
mehrere tausend Kilo Baumwolle aus der Landschaft 
Garua kommen, um Qualität und Kalkulation der 
Garuabaumwolle festzustellen. Der Kalserliche Gou- 
verneur v. Puttkamer bezeichnet Garua als zukunfts- 
reiches Baumwolland. Auch in Bali werden Baum- 
wollkulturversuche durch die dortige Mission angestellt. 
Deutsch-Südwestafrika. 
Ein Projekt von Farmern, in einem geschlossenen, 
an die künstige Otawibahn grenzenden Gebiet Baum- 
wollkultur zu betreiben, ist vorläufig zurückgestellt 
und wird das Komitee nach Beendigung des Auf- 
standes der Hereros beschäftigen. Aus Okahandja 
stammende Baumwollproben sind der feinen Sea- 
Islandbaumwolle 1 bis 1,70 Mk. per ½ Kiulo 
gleich bewertet. 
Deutsch-Ostafrika. 
Die Organisatlon der Baumwollunternehmungen 
in Deutsch-Ostafrika ist den lokalen Verhältnissen 
entsprechend wesentlich anders eingerichtet als in der 
Togokolonie. Hier gilt es vornehmlich die plantagen- 
mäßig betriebenen Baumwollkulturversuche der Kom- 
munen, kaufmännischen und Pflanzungsfirmen und 
Missionen durch Anleitung der Baumwollsach- 
verständigen, durch Gewährung von Prämien und 
Vorschüssen, und durch Lieferung von Saatgut, von 
Gins und Pressen lebensfähig zu machen. Die 
Baumwollinspekrion leitet der deutsch-amerikanische 
Baumwollfarmer und vormalige County Commissioner 
in Texas I. H. G. Becker. Ihm ist ein Baumwoll- 
farmer, ebenfalls aus Texas, als landwirtschaftlicher 
Assistent und der im Baumwollmaschinenfach vor- 
gebildete Maschinenmelster Karl Sasse beigegeben. 
Das Unternehmen wird durch den Kaiserlichen 
Gouverneur, Graf v. Götzen, und durch die Bezirks- 
leiter nach jeder Richtung in hervorragender Weise 
gefördert. 
Die Gutachten der Bremer Baumwollbörse über 
ostafrikanische Baumwolle lauten: a) „Wert am 
21. Januar 1904 etwa 90 bis 92 Pf. per ½ kg, 
ausgezeichneter Charakter und Stapel. Letzterer nur 
hier und da ein wenig gemischt.“ b) „Wert 1 bis 
1,05 Mk. per ½ kg, hervorragend, Stapel sehr 
schön, rein, ein wenig rauher als Joanowich.“ Für 
Ostafrika ist bis jetzt als Pflanzperiode die Zeit vom 
Januar bis April festgestellt, die Ernte beginnt im 
Monat August; von ausländischer Saat, vorzugs- 
weise ägyptischer, in verschiedenen Sorten wurden 
etwa 70 000 Pfund verteilt. 
In dieser Kampagne sind in Kultur genommen 
worden in den nördlichen und südlichen Küsten- 
bezirken: Tanga-Wilhelmstal-Mombo 900 ha, Pan- 
gani 20 ha, Saadani 40 ha, Bagamoio 160 ha, 
Daressalam-Mrogoro 300 ha, Mohoro 60 ha, Lindt 
200 ha, Mikindant 20 ha, Kilwa 450 ha, ins-
	        
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