Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

schwere Anfangszeiten hinter sich, aber die kleine 
Norddeutsche Mission hat Zeiten erlebt, wo Kriegs- 
stürme ihren ganzen Bestand erschütterten, wo das 
mörderische Klima das kleine Arbeiterpersonal in 
erschreckender Weise reduzierte und mehrmals die 
Exlstenz der Mission in Frage stellte. Man versteht 
deshalb die Freude und den Dank, mit dem die 
Küstenstation Keta, die bis jetzt den Stützpunkt der 
übrigen Stationsbezirke bildete, im September v. Is. 
ihr fünfzigjähriges Jubiläum feierte. 
Es kostete viel Zeit und manches Opfer, bis 
man diesen ersten Stützpunkt für die Arbeit gewonnen 
hatte. Die Anfangsversuche, von 1847 an, waren 
darauf gerichtet, im Innern des Landes unter dem 
Peki-Stamm mit der Arbeit einzusetzen. Aber alle 
Anstrengungen waren vergeblich. Kriegsstürme, 
Krankheit und Tod nötigten schließlich zur Aufgabe 
des begonnenen und oftmals unterbrochenen Werkes. 
Da schlug man 1853 eine neue Taktik ein und ent- 
schloß sich, von der Küste aus landeinwärts zu 
operieren. So entstanden hintereinander die alten 
Missionsposten Keta (1853), Waja (1856), Anjako 
(1857) und Ho (1859). Das alte Peki dagegen 
ist nie mehr als Hauptstation, sondern erft viel 
später als Außenposten besetzt worden. Statt seiner 
wurde das zentrale Ho der Mittelpunkt der Arbeit 
für das Inland. Doch auch diese Etappenstationen, 
die in ziemlich gleichmäßigen Abständen von der 
Küste ins Innere des Ewelandes führten, waren 
mehrmals in ihrem Bestande bedroht. Bel der 
politischen Zerrissenheit der dortigen Völkerstämme 
entstanden allerlei Verwicklungen, und die Arbeit war 
vielfach durch Kriegsunruhen gestört. Das schwerste 
Gewitter aber brach im Jahre 1869 über das 
Stationsgebiet Ho herein. Durch den Einfall der 
Asanteer entbrannte ein Krieg, der das Land fünf 
Jahre lang in Unruhe versetzte und seine Bewohner 
zur Flucht in die Nachbargebiete zwang. Die schöne 
Station Ho, die über zwanzig Gebäude zählte, 
wurde von den feindlichen Scharen der Asanteer 
vollständig dem Erdboden gleichgemacht, die Station 
Waja mußte zeitweise verlassen werden und Anjako 
wurde 1873 aufs schlimmste verwüstet. Nur nach 
und nach erholte sich die Mission von diesen schweren 
Stürmen und baute das Zerstörte wieder auf. 
Zwar wurden aus sanitären und andern Gründen 
im Laufe der folgenden Jahre Anjako und Woaja 
als Hauptstationen aufgegeben und nur noch als 
Außenstationen von Keta bezw. von Ho festgehalten, 
aber dafür entstand 1889 die Bergstation Amedsowe 
im Awatimeland, eine Tagereise nördlich von Ho, 
deren Gründung einen weiteren Schritt gegen das 
Innere von Togo bedeutete. Zugleich sollte Ame- 
dsowe auf den luftigen Berghöhen den Missions- 
arbeitern im Inlande als Erholungsort dienen. 
Im Juli 1884 hißte Dr. Nachtigal an der 
Togoküste die deutsche Flagge und stellte damit das 
Gebiet unter den Schutz Deutschlands. Durch die 
englisch-deutsche Grenzregulierung vom Jahr 1890 
  
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kam der größere Teil des norddeutschen Missions- 
seldes ins deutsche Gebiet zu liegen, und nur die 
Hauptstation Keta und das im Voltagebiet liegende 
Pekital mit seinen Außenstationen verblieben bei der 
englischen Kolonie. Das kam der Mission zugute. 
indem die Kolonialregierung bis ins Innere des 
Landes geordnete Verhältnisse schuf und auch einen 
Umschwung in den Anschauungen der Eingeborenen 
herbeiführte. Es mehrte sich das Bedürfnis nach 
Bildung, und mit diesem ging Hand in Hand auch 
eine regere Zuwendung zur Predigt des Evangeliums, 
so daß die Norddeutsche Mission im letzten Jahr- 
zehnt einen erfreulichen Aufschwung genommen hat. 
So konnte sie zu ihren bisherigen drei Haupt- 
stationen noch zwei weitere anlegen, die eine in 
Lome an der Küste und eine am Aguberge im 
Bezirk von Misahöhe. Ihr Missionsschifflein, das 
manchen Sturm erlebt hat, darf nun seine Segel 
voll entfalten und fröhlich seinen Kurs verfolgen. 
(Maiheft des Evangelischen Missions-Magazins.) 
Dem Maiheft der „Evangelischen Missionen“ 
entnehmen wir folgende hübsche Schilderung, die 
Missionar Lehner in einem Brief an den heimat- 
lichen Missionsinspektor von dem Stande der Arbeit 
in Neu-Gulnea entwirft: 
„Ich wünschte, Sie könnten einmal das hier 
entstandene Leben und Treiben etwas beobachten; 
da würden Sie z. B. sehen, wie in einem Dorf- 
hause Leute sich über Jagd und Fischfang, Feldbau 
und Bootsfahrten, über Nützliches und Verwerfliches 
unterhalten; in einem andern Dorfhause dagegen 
sitzen um den Missionar geschart die Christen und 
ihre Freunde und üben unermüdlich ein Lied ein, 
etwa das neue, von Missionar Better übersetzte Lied 
„Laßt mich gehen“. Sie bekommen das fortwährende 
Aufsagen und Singen gar nicht satt, denn es soll 
„fest" werden. Mit Vergnügen würden Sie viel- 
leicht auch sehen, wie der früher so finster blickende 
Zauberer neben dem Missionar sitzt und mühsam 
die ersten Buchstaben sich elnzuprägen sucht. Solch 
liebliche Erfahrungen sind dazu angetan, den Missionar 
ob seines oftmaligen Kleinglaubens zu beschämen. 
Wir haben jetzt schon auf belnahe allen Stationen 
einige Christen, so in Simbang, Jabim, den Tami- 
inseln, und am letzten Epiphanienfeste sind auch auf 
der neuen Station Deinzerhöhe die Erstlinge getauft. 
Aus fremden Rolonien und 
Produhktionsgebieken. 
Neuer Solltarif für Britisch, Ostafrita. 
Für die britischen Protektorate von Ostafrika 
und Uganda ist mit Wirksamkeit vom 1. April d. Is. 
ab ein einheitlicher Zolltarif für die Ein= und Aus- 
fuhr festgesetzt worden. Danach hat der für die
	        
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