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und nordostwärts zu den Systemen des Kunene und
des Okowangoflusses. Hiermit ist gegeben, daß außer-
halb der verhältnismäßig wenigen Plätze, an denen
Wasser auf natürlichem Wege zutage tritt oder be-
reits früher durch gelegentliche Arbeiten der Ein-
geborenen „aufgemacht“ ist, von einer Besiedlung
und dauernden Bewohnung des Landes nur in dem
Falle die Rede sein kann, daß die zwelfellos vor-
handenen unterirdischen Vorräte durch Bohrungen
oder andere geeignete Maßnahmen erschlossen werden.
Elne Basierung der Landesbesiedlung auf die
letige Verteilung des offenen Wassers, d. h. ein
Herausschneiden der Farmen gemäß dem Netz der
zur Zelt vorhandenen und als zuverlässig erkannten
derennierenden Wasserstellen, die höchst unregelmäßig
verteilt sind und über weite Gebiete hin ganz fehlen,
würde zunächst zur Folge haben, daß die Landfläche
i unzweckmäßiger, die spätere Vermessung aufs
äußerste erschwerender Weise zerfetzt würde und daß
zahlreiche schwer verwertbare Stücke, Streifen und
Winkel entständen. Um dem vorzubeugen, hat man
eine Einteilung des zunächst in Frage kommenden
Besiedlungsgebietes von Grootfontein nach regelmäßig
gelegten Farmgrundstücken vorgenommen, die über-
wiegend eine Größe von 4000 bis 6000 ha aufwelsen.
So dankenswert es nun auch erscheint, daß fortan,
salls ein Ansiedler eine Wasserstelle mit umliegendem
Land als Farm zu kaufen wünscht, die Zuschneidung
des Stückes nicht mehr wie bisher nach dem Wunsch
und Belieben des Antragstellers geschieht, sondern
nur so, daß dieser stets diejenige nach Lage und Ge-
stalt annähernd festgelegte Farm übernehmen muß,
in welche die betreffende Wasserstelle nach dem an-
gelegten Plan hineinfällt, so wenig kann eine solche
Maßregel dem ÜUbelstande abhelfen, daß die Zahl der
offenen perennierenden Wasserstellen im Verhältnis
zur Zahl der sich ergebenden Farmplätze eine viel zu
geringe bleibt. Wollte man die bisherige Verkaufs-
und Besiedlungspraxis fortsetzen, so wäre die Folge
ie, daß zwischen den einzelnen Farmen große leere
lächen verbleiben, daß eine spätere Zusammenfassung
der Ansiedler zu Gemeinden, Kirchen-, Schul= und
vanstigen Verbänden so gut wie unmöglich wird und
er größere Teil des Landes für absehbare Zeit un-
genuyt daläge. Allerdings erscheint es als denkbar,
doß später, falls sich etwa deutlich zeigen sollte, daß
* Ansiedler an den alten Wasserstellen im Groot=
#onteiner Gebiet prosperieren, Leute sich finden, die
zur eigene Gefahr hin auch das einstweilen wasser-
gell Land kaufen in der Hoffnung, es werde ihnen
der ben, Wasser aufzumachen. Abgesehen aber von
wort mmerhin erwägenswerten moralischen Verant-
ung, welche die Regierung durch den Verkauf
zn Eiselhnhereten übernähme, auf denen es zunächst
kein Sen erschiene, ob dieselben überhaupt — falls
reräf asser gesunden wird — irgend welchen Wert
baldt entieren, wäre mit dem Verzicht auf die als-
unt ge Lösung der Wasserfrage auf den vorläufig
enuzbaren Farmplätzen auch die weltere Folge
gegeben, daß der gegenwärtig geplante Versuch einer
Besiedlung mit staatlicher Beihilfe im Grootfontelner
Distrikt nie über ein Experiment von geringem Um-
fange und damit — positiv wie negativ — wenig
beweiskräftiger Natur hinausgelangen kann.
Allerdings erscheint es als möglich, eine kleine
Anzahl von Familien gegenwärtig unter Anlehnung
an die bereits vorhandene Gruppierung der Ansiedler
und unter Ausnutzung der hier und da etwas gün-
stigeren Verteilung der Wasserplätze so anzusetzen,
daß sich eine oder zwei zu späterer Gemeindebildung
brauchbare Gruppen ergeben. An dem Gedanken,
schon jetzt sobald wie möglich die ersten zehn An-
siedlerfamilien nach Grootfontein herauskommen zu
lossen und sie in der geplanten Weise hier anzusetzen,
kann also unbedenklich festgehalten werden. Soll
aber dieses Besiedlungswerk nicht von vornherein
in den ersten Anfängen stecken bleiben — wenigstens
hier im Gebiet von Grootfontein —, so müssen mit
aller Bestimmthelt für die weitere planmäßige An-
siedlung deutscher Kolonisten gesunde Vorbedingungen
dadurch geschaffen werden, daß die Frage zur Ent-
scheidung gelangt, ob und mit welchen Mitteln auf
den jetzt wasserlosen Plätzen Wasser ausgemacht
werden kann? Daß diese Frage unter Aufwendung
verhältnismäßig geringer Kosten zur positiven Er-
ledigung gelangen würde, halte ich nach Maßgabe
aller gemachten Beobachtungen und eingezogenen Aus-
künfte für durchaus wahrscheinlich; sie aber ohne den
praktischen augenfälligen Erweis des tatsächlichen Vor-
handenseins und der leichten Zugänglichkeit des
Wassers für entschieden zu halten, dafür kann Nie-
mand die Verantwortung übernehmen.
Inm übrigen ist noch zu betonen, daß eine Wasser-
stelle für jede Farm nur das notdürftigste Minimum
bedeutet und in keinem Falle eine rationelle Aus-
nutzung des Landes namentlich zur Viehzucht er-
möglicht. Soll eine solche vonstatten gehen, so muß
der Ansiedler imstande sein, die verschiedenen Kate-
gorien des Viehs zu Zuchtzwecken beliebig zu sepa-
rieren, namentlich aber im Falle des Einbruchs einer
Seuche in seinem Viehbestand sofort eine Trennung
zwischen kranken, gesunden und verdächtigen Tieren
eintreten zu lassen.
Zu diesen Zwecken sind mindestens zwel Wasser-
stellen erforderlich und eine noch größere Zahl
wünschenswert.
Möglicher-, ja wahrscheinlicherweise werden einige
Dutzend Stichproben, teils als Dynamitsprengung,
teils ols Diamant-, teils als Schrauben= oder Meißel-
bohrung ausgeführt, hinreichen, um den Nachweis
zu liefern, daß an sehr vielen Stellen, ja vielleicht
überall, bei einem Eindringen von einigen Metern
Tiefe in die Kalkschicht reichlich unterirdisches Wasser
zu finden ist. Vorläufig aber tappt hier jedermann
noch in dieser Beziehung im Dunkeln. Mit ein oder
zwei Ausnahmen sind hier alle in Benuzzung befind-
lichen Wasserstellen sogen. „Pützen“, die schon in
früherer Zeit den Eingeborenen, Buschleuten und