Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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und nordostwärts zu den Systemen des Kunene und 
des Okowangoflusses. Hiermit ist gegeben, daß außer- 
halb der verhältnismäßig wenigen Plätze, an denen 
Wasser auf natürlichem Wege zutage tritt oder be- 
reits früher durch gelegentliche Arbeiten der Ein- 
geborenen „aufgemacht“ ist, von einer Besiedlung 
und dauernden Bewohnung des Landes nur in dem 
Falle die Rede sein kann, daß die zwelfellos vor- 
handenen unterirdischen Vorräte durch Bohrungen 
oder andere geeignete Maßnahmen erschlossen werden. 
Elne Basierung der Landesbesiedlung auf die 
letige Verteilung des offenen Wassers, d. h. ein 
Herausschneiden der Farmen gemäß dem Netz der 
zur Zelt vorhandenen und als zuverlässig erkannten 
derennierenden Wasserstellen, die höchst unregelmäßig 
verteilt sind und über weite Gebiete hin ganz fehlen, 
würde zunächst zur Folge haben, daß die Landfläche 
i unzweckmäßiger, die spätere Vermessung aufs 
äußerste erschwerender Weise zerfetzt würde und daß 
zahlreiche schwer verwertbare Stücke, Streifen und 
Winkel entständen. Um dem vorzubeugen, hat man 
eine Einteilung des zunächst in Frage kommenden 
Besiedlungsgebietes von Grootfontein nach regelmäßig 
gelegten Farmgrundstücken vorgenommen, die über- 
wiegend eine Größe von 4000 bis 6000 ha aufwelsen. 
So dankenswert es nun auch erscheint, daß fortan, 
salls ein Ansiedler eine Wasserstelle mit umliegendem 
Land als Farm zu kaufen wünscht, die Zuschneidung 
des Stückes nicht mehr wie bisher nach dem Wunsch 
und Belieben des Antragstellers geschieht, sondern 
nur so, daß dieser stets diejenige nach Lage und Ge- 
stalt annähernd festgelegte Farm übernehmen muß, 
in welche die betreffende Wasserstelle nach dem an- 
gelegten Plan hineinfällt, so wenig kann eine solche 
Maßregel dem ÜUbelstande abhelfen, daß die Zahl der 
offenen perennierenden Wasserstellen im Verhältnis 
zur Zahl der sich ergebenden Farmplätze eine viel zu 
geringe bleibt. Wollte man die bisherige Verkaufs- 
und Besiedlungspraxis fortsetzen, so wäre die Folge 
ie, daß zwischen den einzelnen Farmen große leere 
lächen verbleiben, daß eine spätere Zusammenfassung 
der Ansiedler zu Gemeinden, Kirchen-, Schul= und 
vanstigen Verbänden so gut wie unmöglich wird und 
er größere Teil des Landes für absehbare Zeit un- 
genuyt daläge. Allerdings erscheint es als denkbar, 
doß später, falls sich etwa deutlich zeigen sollte, daß 
* Ansiedler an den alten Wasserstellen im Groot= 
#onteiner Gebiet prosperieren, Leute sich finden, die 
zur eigene Gefahr hin auch das einstweilen wasser- 
gell Land kaufen in der Hoffnung, es werde ihnen 
der ben, Wasser aufzumachen. Abgesehen aber von 
wort mmerhin erwägenswerten moralischen Verant- 
ung, welche die Regierung durch den Verkauf 
zn Eiselhnhereten übernähme, auf denen es zunächst 
kein Sen erschiene, ob dieselben überhaupt — falls 
reräf asser gesunden wird — irgend welchen Wert 
baldt entieren, wäre mit dem Verzicht auf die als- 
unt ge Lösung der Wasserfrage auf den vorläufig 
enuzbaren Farmplätzen auch die weltere Folge 
  
gegeben, daß der gegenwärtig geplante Versuch einer 
Besiedlung mit staatlicher Beihilfe im Grootfontelner 
Distrikt nie über ein Experiment von geringem Um- 
fange und damit — positiv wie negativ — wenig 
beweiskräftiger Natur hinausgelangen kann. 
Allerdings erscheint es als möglich, eine kleine 
Anzahl von Familien gegenwärtig unter Anlehnung 
an die bereits vorhandene Gruppierung der Ansiedler 
und unter Ausnutzung der hier und da etwas gün- 
stigeren Verteilung der Wasserplätze so anzusetzen, 
daß sich eine oder zwei zu späterer Gemeindebildung 
brauchbare Gruppen ergeben. An dem Gedanken, 
schon jetzt sobald wie möglich die ersten zehn An- 
siedlerfamilien nach Grootfontein herauskommen zu 
lossen und sie in der geplanten Weise hier anzusetzen, 
kann also unbedenklich festgehalten werden. Soll 
aber dieses Besiedlungswerk nicht von vornherein 
in den ersten Anfängen stecken bleiben — wenigstens 
hier im Gebiet von Grootfontein —, so müssen mit 
aller Bestimmthelt für die weitere planmäßige An- 
siedlung deutscher Kolonisten gesunde Vorbedingungen 
dadurch geschaffen werden, daß die Frage zur Ent- 
scheidung gelangt, ob und mit welchen Mitteln auf 
den jetzt wasserlosen Plätzen Wasser ausgemacht 
werden kann? Daß diese Frage unter Aufwendung 
verhältnismäßig geringer Kosten zur positiven Er- 
ledigung gelangen würde, halte ich nach Maßgabe 
aller gemachten Beobachtungen und eingezogenen Aus- 
künfte für durchaus wahrscheinlich; sie aber ohne den 
praktischen augenfälligen Erweis des tatsächlichen Vor- 
handenseins und der leichten Zugänglichkeit des 
Wassers für entschieden zu halten, dafür kann Nie- 
mand die Verantwortung übernehmen. 
Inm übrigen ist noch zu betonen, daß eine Wasser- 
stelle für jede Farm nur das notdürftigste Minimum 
bedeutet und in keinem Falle eine rationelle Aus- 
nutzung des Landes namentlich zur Viehzucht er- 
möglicht. Soll eine solche vonstatten gehen, so muß 
der Ansiedler imstande sein, die verschiedenen Kate- 
gorien des Viehs zu Zuchtzwecken beliebig zu sepa- 
rieren, namentlich aber im Falle des Einbruchs einer 
Seuche in seinem Viehbestand sofort eine Trennung 
zwischen kranken, gesunden und verdächtigen Tieren 
eintreten zu lassen. 
Zu diesen Zwecken sind mindestens zwel Wasser- 
stellen erforderlich und eine noch größere Zahl 
wünschenswert. 
Möglicher-, ja wahrscheinlicherweise werden einige 
Dutzend Stichproben, teils als Dynamitsprengung, 
teils ols Diamant-, teils als Schrauben= oder Meißel- 
bohrung ausgeführt, hinreichen, um den Nachweis 
zu liefern, daß an sehr vielen Stellen, ja vielleicht 
überall, bei einem Eindringen von einigen Metern 
Tiefe in die Kalkschicht reichlich unterirdisches Wasser 
zu finden ist. Vorläufig aber tappt hier jedermann 
noch in dieser Beziehung im Dunkeln. Mit ein oder 
zwei Ausnahmen sind hier alle in Benuzzung befind- 
lichen Wasserstellen sogen. „Pützen“, die schon in 
früherer Zeit den Eingeborenen, Buschleuten und
	        
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