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Hereros, bekannt und von ihnen gebraucht waren.
Die nachträgliche Erweiterung der Löcher durch die
weißen Ansiedler hat durchgängig eine starke Ver-
mehrung des Wasserzuflusses ergeben; ob aber die
Eingeborenen ihrerzeit alle oder einen Teil der Löcher
auf wasserlosem Lande neu gegraben haben oder ob
an den betreffenden Stellen Wasser von Anfang an
frei zutage getreten ist, diese Frage ist, wiewohl sie
für die Beurteilung der Aussicht auf weitere Wasser-
funde grundlegend erscheint, eine durchaus offene.
So bleibt es dabei, daß eine systematische Durch-
forschung des unterirdischen Wasserstandes in dem
ganzen Grootfonteiner Besiedlungsgebiet die con-
ditio sine qua non für den Erfolg der geplanten
Ansiedlungsarbeit umfassenden Umfangs bildet. Der
zweifellose bedeutende Erfolg eines Ansiedlers mit
Wassererschließung auf bieher unberührtem Boden —
3 Stunden östlich von Grootfontein — darf immer-
hin als ein günstiges Omen für die Sache angesehen
werden.
Auch nach all diesen Ausführungen darf aber
nicht wohl verschwiegen werden, daß in Bezug auf
die Besiedlungs= und die Wasserfrage in ihrem
inneren Zusammenhange vom Grootfonteiner Distrikt
nur dasselbe gilt, was zur Zelt noch im großen und
ganzen vom ganzen Schutzgebiet zu sagen ist: näm-
lich daß halbwegs fundierte Vorstellungen von der
Verteilung und Strömungsrichtung der unterirdischen
Wasservorräte, von ihrer Tiefe, Zugänglichkeit und
allgemeinen Beschaffenheit, von den Kosten ihrer Er-
schließung und der Methode ihrer etwaigen Aus-
nutzung überhaupt noch vollkommen sehlen. Um was
für Wassermassen es sich dabei handelt, geht aus
folgender Zusammenstellung hervor. Es betrug die
jährliche Niederschlagsmenge (in Millimetern):
vom 1. Juli 1900 bis 30. Juni 1901:
für Grootfonteein 5357,9,
DOtawi 513,1,
MWindhuk 253,4,
Gobabtss 332,2;
vom 1. Juli 1901 bis 30. Juni 1902:
für Grootfontein 728,5,
Otawi 606,3.
MWindhuk 184-9,
Gobabbtkss. 38700,0;
vom 1. Juli 1902 bis 30. Juni 19083:
für Grootfonteln. 3127,
- Otawi. 44102,
. Windhuk . 240,8,
= Gobabls 316,6
Die niedrigen Ziffern des letzten Jahres für
Grootfontein und Otawi zeigen beiläufig, daß auch
im Grootfonteiner Distrikt mit ausgesprochen dürren
Jahren gerechnet werden muß. Allerdings ist eine
so geringe Regenhöhe hier eine sehr große Ausnahme,
und die Tabelle beweist auch, daß ein Zusammen-
hang zwischen dem Quantum Regen, das hier füällt
und das weiter gegen Süden beobachtet wird — wo
man eine fortschreitende Verschlechterung der Nieder-
schlagsverhältnisse konstatieren zu müssen fürchtet (ob
mit Recht, kann hier nicht erörtert werden) —, durch-
aus fehlt. Indes dies ist es überhaupt nicht, worauf
es in diesem Zusammenhange ankommt, sondern et-
was ganz anderes.
Berechnet man für:
1. Grootfontein—Otawi,
2. Windhuk und
3. Gobabis die durchschnittliche Regenhöhe wäh-
rend des letzten Trienniums, so ergeben sich für:
1. Grootfontein—Otawi 521,4 mm,
2. Windhuk 226,8 mm und
3. Gobabis 339,83 mm.
Hierzu vergleiche man als europäische Analogien,
daß die ungarische Tiefebene jährlich zwischen 500
und 600 mm Regen erhält, Dänemark 600 mm, die
Insel Cypern 331 mm, Mittelspanien 290 bis
310 mm, die Küste der Halbinsel Krim 224 mm,
Ostrußland 150 bis 360 mm. Diese Ziffern be-
weisen, daß die absoluten Regenmengen in Südwest-
afrika in allen Teilen Europas, und sogar in keines-
wegs regenarmen Ländern dieses Erdteils, ihre
Parallelen finden, wenn auch natürlich dabei zu be-
rücksichtigen bleibt, daß in Südwestafrika die Gesamt-
summe des Regens innerhalb einiger Monate fällt,
in Europa dagegen die Niederschläge meist gleich-
mäßiger verteilt sind. Das ist natürlich von großer
Bedeutung für die Frage der Bodenkultur, von nicht
so entscheidender aber für die andere: wo denn die
niedergegangenen Regenmengen, mögen sie nun gleich-
mäßig oder ungleichmäßig über das Jahr verteilt
sein, am letzten Ende bleiben? Für Europa und
öhnlich geartete Gebiete erledigt sich diese Frage von
selbst; für Südafrika aber ist sie ein Problem, das
noch nicht befriedigend beantwortet ist. Nach einer
Berechnung Rehbocks ist der zu unmittelbarer Ver-
dunstung gelangende Teil der Niederschläge auf kaum
ein Viertel ihres Betrages zu schätzen; da nun be-
kanntlich meerwärts nur ein verschwindender Teil
entlang der Oberfläche abgeführt wird, so müssen in
jedem Falle sehr bedeutende Wassermassen sich unter-
halb der Erdoberfläche im Schutzgebiet bewegen, und
zwar um so größere, je erheblicher der Betrag der
jährlichen Niederschläge ist. Exakte Berechnungen
sind auf diesem Gebiet aus verschiedenen Gründen
nicht möglich; die vorgetragene Erwägung dürfte
aber prinzipiell beweiskräftig genug sein, um die
Notwendigkeit einer systematischen Erforschung der
unterirdischen Wasserverhältnisse im Schutzgebiete zu
erhärten. (Schluß folgt.)
Derhältnisse im Süden des Schutzgebiets.
Über die Verhältnisse im Süden des Schutz-
gebiets berichtet der Bezirksamtmann v. Burgsdorff
unter dem 9. März d. Js., wie folgt:
Die Warmbader Verhältnisse scheinen sich günstig
zu entwickeln. Ich bin überzeugt, daß die Ent-
waffnung jetzt schon eine vollständige ist und der