Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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Familie wird sehr gute Dienste tun; von allem 
sonstigen Nähzeug sind große Vorräte mitzubringen, 
da dergleichen Dinge hier schwierig und teuer zu 
beschaffen sind. 
An Geräten sind erforderlich eine einfache Pumpe 
und ein besonders schwerer Pflug, deren Beschaffung 
aber am besten einheitlich durch Massenbestellung 
von hier aus geschieht; daneben kann alles, was die 
Leute berelts an Ackergerätschaften besitzen, mitge- 
nommen werden — natürlich unter Ausschluß aller 
eigentlichen Maschinen, die schwer zu transportieren 
und hier einstweilen überflüssig sind. Leichtere 
Pflüge, Eggen, Spaten, Hacken, Picken sind in je 
einem oder besser mehreren Exemplaren erforderlich. 
Nützlich wird auch je eine Raubtierfalle sein, zu 
deren persönlicher Beschaffung den Leuten aber vor- 
aussichtlich die Erfahrung fehlen wird; die Fallen 
(erprobte Modelle) werden daher gleichfalls besser 
von hier aus bestellt. Desgleichen wird es nötig 
sein, für die einzelnen Familien je eine lleine Zu- 
sammenstellung der einfachsten Medikamente zu 
machen. 
An Hausgerät können der Transportschwierig- 
keiten wegen nur die allernotwendigsten Sachen mit- 
genommen werden: vor allem elserne Bettstellen mit 
Matratzen, je ein fester Tisch und Schrank (letzterer 
muß zum Auseinandernehmen eingerichtet sein) und 
eventuell eine Anzahl eiserner oder fester hölzerner 
Klapp= oder Feldstühle. Die sog. eisernen Garten- 
möbel empfehlen sich besonders wegen ihrer Zu- 
sommenlegbarkeit und guten Transportierbarkeit. 
Ferner eine größere Anzahl fester verschließbarer 
Holztruhen und Kisten; hölzerne Koffer sind un- 
zweckmäßig. Alles Holzwerk muß vor der Abreise 
mit besonderer Gründlichkelt gefirnißt werden, weil 
das europäische Holz sonst bei dem hiesigen Trocken- 
ima bald in breiten Sprüngen auseinanderklafft. 
Kisten, in denen durch Feuchtigkeit verderbliche Gegen- 
stände verpackt sind, müssen Zinkeinsatz haben oder 
(aast ebensogut) sorgfältig mit Wachsleinwand aus- 
gelegt sein, da sonst die Sachen in der alles durch- 
dringenden Feuchtigkeit der Aquatorialgegend während 
es Sertransports Schaden leiden können. 
mũ ei der Auswahl der Kilsten zur Verpackung 
ssen die Leute von vornherein darauf bedacht sein, 
un sich dieselben ohne Schwierigkeit später zu 
* Hausrat, namentlich Schränken, Sitzbänken 
* dergleichen umgestalten lassen. Die Deckel 
veissen also mit eisernen Scharnieren und Krampen 
zeu ehen sein; Nägel, Hammer, sonstiges Handwerks- 
J Säge (starker Fuchsschwanz), einige Holz- 
gleiche und Latten sind gleichfalls unerläßlich, des- 
zum lan ein kleiner Vorrat an wasserdichter Leinwand 
flinte Pwertigen der sog. Wassersäcke und eine Büchs- 
3 Kugellauf 11 mm, Schrotlauf Kal. 16. 
haben die Ansiedler für ein volles 
Hühr mitzunehmen, und zwar Reis, Mehl, etwas 
il früchte, Kafsfee, Tee, Zucker, Salz, Tabak, 
e, Streichhölzer, Petroleum. Diese Dinge 
  
  
bilden den unumgänglichen Grundstock der Ver- 
pflegung; was darüber etwa noch hinausgehen sollte, 
muß jedem einzelnen vorbehalten bleiben. Vor der 
Mitnahme von Luxusartikeln, teuren Konserven, 
Spirituosen u. dergl. ist dringend zu warnen; allen- 
falls kämen Nudeln, Makkaroni, kondensierte Milch 
in Büchsen für kleine Kinder, Fleischextrakt, Corned= 
beef, Erbswurst, deutsches Rindfleisch in Büchsen 
(ja nicht das sog. deutsche Corned beef) und ge- 
trocknetes Gemüse sowie ein kleiner Vorrat Kar- 
toffeln (2 bis 3 Sack) in Betracht, von denen ein 
Tell alsbald zur Aussaat Verwendung finden kann. 
An Sämereien können fast alle deutschen Ge- 
müse und die derberen Gartenblumen empfohlen 
werden; Mais zur Ausscat, Tabaksamen u. a. wird 
besser hier gekauft. Obst= und Weinstecklinge sach- 
gemäß zu transportieren, wird für den Ansiedler 
schwierig sein; auch kann er nicht sobald, wie es 
wünschenswert wäre, mit dem Ausstecken beginnen. 
Diese Dinge bezieht er besser nachher aus den 
Regierungsgärten im Schutzgebiete selbst. Davon, 
daß der Ansiedler selbst etwa Zuchtmatertal (Bullen, 
Rammen) mitbringt, wird besser abgesehen, gut wäre 
die Mitnahme eines Stockes Hühner, wofür auf dem 
Dampfer besondere Vorkehrungen getroffen werden 
müßten. 
Unumgänglich notwendig ist es, daß der An- 
siedler über einen kleinen Vorrat von Waren zur 
Bezahlung von Eingeborenen und zum Eintausch 
von Schlachtvieh usw. verfügt. Bares Geld ist für 
diese Zwecke hier noch so gut wie unbrauchbar; hat 
der Ansiedler die Waren also nicht mitgebracht, so 
muß er sie zum Drel= bis Achtfachen des Preises, 
den man in Deutschland an der richtigen Quelle 
dafür zahlen würde, in den hiesigen Stores kaufen. 
Ein Verzeichnis derjenigen Artikel, die sich zu dem 
bezeichneten Zwecke am besten eignen, ist in der An- 
lage beigefügt. Natürlich ist alles billige, aber noch 
gut brauchbare und hier erprobte Qualität. Die 
Preise sind außerordentlich niedrig und verstehen 
sich alle ab Hamburg; sie sind sämtlich durch Fak- 
turen belegt. 
Aulage. 
Verzeichnis und Preise der Tauschgüter. 
3 Ded. Jaquarddecken, à Dtzd. 36 MWMM. 1080 
„ Taschenmesser mit Holzbacken, eine 
starke Klinge, Loch zum Anhängen, 
A Ded. 3, k....... -43,20 
12«Tabakspfeier,åDyd.3,60Mk. — 48,20 
6 „6 e1emden, à Dod. 18 MM. 108,90 
1 „ dedlen. Ded. 3,60 MWM. — 10 
„ opftücher (bunte, verschiedener Stoff), 
4 Ded. 5 Mk. wice .. .ff). -60,00 
1 „ Schnürstiefel, à 7 Mk. das Paar 84,00 
200 m Stoff und Ballen zu 30 bis 50 m 
(waschbarer Kattun), à 1 m 0,40 MK. = 80X00 
2 Dt#d. Hüte, à Dud. 3,00 MM. 72,00 
.Bunte Glasperlen 20,00 
6 lange Kordhosen, à 8,00 MMM— 439,00 
6 Drellanzüge, à 1000 MM. 60.00 
3 Dod. Blechlöffel, à Dtzv. 0,10 Mr. 3,60
	        
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