Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

von Wasser durch Bohr= und Sprengarbeiten aber 
auf gut Glück den etwaigen zukünftigen Käufern 
„wasserlosen“ Landes, d. h. der unregulierten und 
meist ungenügend erfahrenen privaten Tätigkelt zu 
überlassen, davor kann nicht dringend genug gewarnt 
werden. Die Folge würde sein, daß in den meisten 
Fällen ein unverhältnismäßig großer Teil des ge- 
wöhnlich ohnehin zu geringen oder gar durch regie- 
rungsseitige Ansiedlungsbeihilfe beschofften Anfangs-= 
kapitals auf zweifelhafte und meist erfolglose Wasser- 
findungs-Experimente draufginge und am letzten Ende 
doch, um den Zusammenbruch zu vermeiden, mit 
Staatskräften geholfen werden müßte. Der zusammen- 
hängenden Besiedlung eines Gebietes muß vielmehr 
regelmäßig die Untersuchung des betreffenden Terri- 
toriums durch im Staatsdienst stehende, für die 
Wasserfrage vorgebildete und bewährte Kräfte vor- 
angehen, auf deren Angaben und Urteil hin der 
Ansiedler mit Erfolg an die Aufmachung von Wasser 
gehen kann, falls nicht eine Dammanlage vorzuziehen 
sein sollte. 
Bezüglich des Streifens Regierungslond zwischen 
der Südgrenze des Gebietes der S. W. A. Co. und 
der Nordgrenze des bisherigen Hererolandes, bezw. 
des Distrikts Okahandja ist zu bemerken, daß hier 
vor allem das Ufergelände der beiden Omiramben 
von Ondengaura und Omambonde großenteils einen 
sehr hohen Wert repräsentiert, indem einerseits in 
der Tiefe äußerst fruchtbares Schwemmland und 
sicherer Grundwasserreichtum vorhanden sind, ander- 
seits auf den oben anschließenden „Flächen“ ein er- 
fahrungsgemäß von alters her, wo hier große 
Hereroplätze waren, ertragreiches Weideland. Hier 
ist daher aber auch beim Zuschneiden der Farm mit 
besonderer Vorsicht zu verfahren, damit das Alluvial- 
land samt dem Wasser möglichst vortellhaft ausge- 
nutzt wird. 
2. Allgemeine wirtschaftliche Beobachtungen im 
Grootfonteiner Distrikt während der Regenzeit 
1903/1904. 
Die in Grootfontein gemessene Regenhöhe bis 
zum Datum meiner Abreise, den 4. April, betrug 
etwa 670 mm, und es war, da im April noch er- 
fahrungsgemäß Niederschläge erfolgen, zu erwarten, 
daß die Zahl 700 erreicht oder überschritten werden 
würde. Damit dürfte eine ausreichende Bestätigung 
der übereinstimmenden Angabe aller im Distrikt 
länger Ansässigen, Weißer wie Eingeborener, erbracht 
sein, daß die Regenperiode 1902/1903 mit ihrem 
geringen Betrage von 340 mm einen besonderen 
Ausnahmefall darstellt. Das Regenjahr 1903/1904 
schließt sich unmittelbar an die Höhe von 1900/1901 
an und übertrifft diejenige von 1901/1902 um mehr 
als 100 mm. Entsprechend dem Regen, der diesmal 
nicht nur reichlich, sondern auch sehr gut verteilt 
siel, wäre auch eine durchaus befriedigende Ernte zu 
erwarten gewesen, wenn nicht der Aufstand fast alle 
Hoffnungen zerstört hätte, indem der allgemeinen 
Unsicherheit wegen eine — teilweise — Ernte unter 
  
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bewaffneter Bedeckung nur auf den näher bei Groot- 
sontein selbst gelegenen Farmen möglich war. In 
diesem Wirtschaftsjahre hatte zum ersten Male eine 
Anzahl Ansiedler größere Landflächen in Kultur ge- 
nommen, so z. B. auf Urupupa, 50 Hektar Mais- 
land, auf Abakobib 30 Hektar, auf Sandhub 
30 Hektar; ferner eine größere Anzahl Besitzer 20 
bis 25 Hektar. Nur die Mehrzahl der Buren war, 
ihrer gewohnten Trägheit entsprechend, bei der Be- 
stellung kleiner Parzellen geblieben. 
Es handelt sich also, wie ersichtlich, öfters be- 
reits um Maiackerflächen, die der Größe ganzer 
deutscher Bauerngüter entsprechen. Ausnahmslos war 
der Stand der Maisfelder, wie ich teilweise selbst 
auf weiteren Patrouillenritten feststellen konnte, ein 
guter, stellenweise eln überraschender. Insgesamt 
wäre die diesjährige Ernte auf 7000 bis 8000 Zentner 
im Werte von rund 150 000 Mk. loko Grootfontein 
zu veranschlagen gewesen. Hiervon wird kaum mehr 
als der 10. Teil gerettet sein, und es steht daher in 
Aussicht, daß ein Teil der Bevölkerung des Distrikts, 
namentlich der ärmeren Buren, denen die Maisernte 
den Hauptbestandteil ihrer Ernährung liefert, aus 
staatlichen Beständen wird ernährt bzw. unterstützt 
werden müssen. Schon bei meiner Abreise von 
Grontfontein waren einige Familien lediglich darauf 
angewiesen, was die waffenfähigen Mitglieder an 
täglicher Kriegsration vom Distriktskommando an- 
gewiesen erhielten. Obgleich die Ration reichlich ist, 
reicht die doch nur sehr notdürftig hin, wenn nur 
zwei Familienglieder — Vater und ältester Sohn — 
im Dienst verwendbar sind, an Kindern allein aber 
sechs Köpfe existieren. Selbstverständlich trägt das 
Distriktskommando nach Möglichkeit Sorge, wirk- 
licher Not vorzubeugen. 
Gradezu überraschende Erträge hat der Kartoffel- 
bau während dieser Regenperiode geliefert. Der 
rührige Ansiedler auf Farm Olifantfontein, 2 Stunden 
von Grootfontein, hat aus einem verhältnismäßig 
kleinen Stück Kartoffelland so viel gezogen, daß er 
nicht nur vom Januar ab fortlaufend Kartoffeln 
für die gesamte Truppe — mit den Eingezogenen 
einige 50 Mann — liefern konnte, sondern auch die 
ganze private Nachfrage deckte und jetzt noch unab- 
geerntete Bestände von einigen hundert Zentnern 
übrig hat. Ebenso sind fast alle angepflanzten 
europälschen Gemüse, namentlich Kohl, Blumerkohl, 
Gurken, Tomaten, Karotten, Rüben in ausgezeichneter 
Beschaffenheit und Menge gediehen. Leider fiel auch 
hiervon auf den entfernteren Farmen alles den 
Diebereien umherstreifender Hereros und Buschleute 
zum Opfer. Dasselbe Schicksal traf natürlich die 
Matsernte. Heuschrecken sind in diesem Erntejahre 
wenig aufgetreten, und es unterliegt keinem Zweifel, 
daoß, wenn die Besitzer auf ihren Plätzen gewesen 
wären, sie sich mit Leichtigkeit der vorhandenen 
Schädlinge erwehrt hätten. Die größte Menge Heu- 
schrecken — sog. Fußgänger — habe ich bei einem 
Patrouillenritt Mitte März etwas östlich von Gaub,
	        
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