Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

letzten Untersuchungen betreffs Tierkrankheiten, ferner 
in den von mir ausgearbeiteten Fragebogen für die 
einzelnen Stationen über Viehhaltung und Tier- 
krankheiten in Kamerun. 
a) Räude, Klauenkrankheit des Klein- 
viehs, Nasenkrankheit der Pferde und Maul- 
tiere, welch letztere ich bis jetzt nur im Kamerun- 
gebirge fand, eine Art Frambösia der Rinder, bis jetzt 
nur einmal gesehen. Von diesen Krankheiten kommen 
die beiden erstgenannten scheinbar äußerst verbreitet 
im ganzen Urwaldgebiet bis an die Graslandzone 
hinauf vor und sind, wenn rechtzeitig behandelt, nicht 
zu fürchten. Betreffs der Räude sind Erhebungen 
über ein angeblich äußerst wirksames Pflanzenheil- 
mittel der Eingeborenen in Lolodorf eingeleitet. 
Auch oft wiederholte Waschungen mit 5 pCt. Lysol- 
lösung sind sehr wirksam. Die beste Prophylaxe 
gegen die Klauenkrankheit sind absolut trockene Ställe, 
die das Abfließen der Jauche gestatten. Die Bakossi 
haben daher für Kleinvieh erhöhte Ställe. 
b) Tiermalaria: a) bei Schafen und Ziegen, 
hauptsächlich bel den Lämmern, bis ins Grasland 
hinein vorkommend, indes ohne erhebliche praktische 
Bedeutung, da eine hochgradige Immunität bereits 
in der Jugend erworben wird. 5) bei Katzen und 
Hunden im Gebirge und in der Ebene vorkommend, 
unter Krämpfen und Lähmungen öster zum Tode 
führend, namentlich bei Katzen. Insbesondere sind 
bei den Katzen die Blutparasiten denen der mensch- 
lichen tropischen Malaria zum Tell sehr ähnlich. 
7. Der Malaria- der Rinder, Schweine, Esel, 
Maultiere und Pferde, bis ins Grasland hinein 
verbreitet. 
Die Malaria der einheimischen Rinder relativ 
fehr ungefährlich, da die Tiere meist in der Jugend 
bereits hochgradige Immunität erlangen. Es kommt 
bei dem hier einheimischen Vieh auch nie zum Blut- 
harnen, wie ich es in Deutschland und Italien ge- 
sehen, in Venezuela bei dem Texasfieber der Rinder, 
dort Lomadera genannt. 
Der Import jungen europäischen Rindviehs kann 
in tsetsefreier Gegend unbedenklich erfolgen bei Be- 
folgung der von mir als Erstem in Deutschland 
bereits geübten Immunisierungsmethode. ekr. deutsch. 
med. Wochenschr. 1902, Nr. 20 u. 21 u. 1903 Nr. 16. 
Die Krankheitserreger schmarotzen als kleinste 
Protozoen in den roten Blutzellen und zeigen sich 
in den Jugendstadien meist als helle winzige, oft 
lebhaft bewegliche Pünktchen, entweder zu einem oder 
mehreren. Die für das echte Texassieber typische 
Birnenform wurde nur einmal gesehen. Die größeren 
Formen waren rundlich, oval, zuweilen auch ring- 
förmig, größter Durchmesser 1 1000 mm. 
Die Malaria der Esel verläuft bei weitem am 
bösartigsten, soweit das bisherige Beobachtungs- 
materlal ergibt, besonders in der Regenzeit. Charak- 
teristisch waren bei den Eseln außer Krämpfen 
Lungenerscheinungen wie Husten und bei der Sektion 
vereinzelte kleine pneumonische Herde in den Lungen. 
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Diese Verbreitung der Tiermalarla, die ich bei 
allen Haustieren, speziell bei den Jungen, feststellte, 
findet eine beachtenswerte Parallele in der mensch- 
lichen Malaria. Dieselbe befällt bekanntlich auch in 
erster Linie die Kinder der Eingeborenen. 
Tc) Tsetsekrankheit. Hier mit Ausnahme 
der Schweine bis jetzt bei sämtlichen Haustieren 
von mir gefunden, sowohl in Togo, wie in 
Lagos bis nach Abeokuta, wie in Kamerun im 
ganzen mächtigen Urwaldgebiet, besonders in der 
Nähe der großen Flüsse, also im Tale des Croß- 
flusses, des Mungo-, Wuri-, Kribi-, Nyong-, 
Sanaga, im Süden auch in Batta (spanisches 
Gebiet). Grenze der Krankheit nach dem Hinterlande 
zu lag auf meiner Tour bei Lum, in 230 m Höhe. 
Sie kommt aber nach meinen früheren Beobachtungen 
auch in Lolodorf und in Jaunde vor. Das ganze 
Kamerungebirge ist sicherlich von einer Höhe von 
650 m an tsetsefrei, desgleichen das Bakossigebirge 
und das Grasland. Die Krankheit tritt chronisch 
und akut auf. In ersterem Falle kann es zur 
Heilung kommen oder auch zum erneuten akuten 
Auftreten bei Zutritt von äußeren Schädlichkelten 
wie Erkältung usw. 
Das an Ort und Stelle geborene Vieh zeigt 
zum Teil eine erworbene relative Immunität, be- 
sonders die Schafe und Ziegen. Als Erreger 
waren hier zwei verschiedene Trypanosomen 
zu beschuldigen, elne seltener vorkommende, plum- 
pere, weniger bewegliche Art, welche dem aus Süd- 
afrika schon bekannten und von mir auch in Togo 
gefundenen Naganaparafiten entsprechen dürfte, und 
eine äußerst schlanke, ungemein bewegliche Art, 
welch letztere meines Wissens noch nicht beschrieben 
worden ist und die wir vorläufig trypanosoma 
vivax nennen wollen. Beim Pferde bis jetzt noch 
nicht gefunden. Dieselbe ähnelt in Gestalt und Be- 
weglichkeit im lebenden Präparat den Rattentrypa- 
nosomen und schießt wie ein Fisch durch die Blut- 
flüssigkeit. Während indes beim Rattentrypanosoma 
im gefärbten Präparat das hintere Chromatinkorn 
(Centrosoma) typisch etwa ½ bis ¼ der Körperlänge 
vom Koörperende entfernt liegt, liegt dasselbe bei 
trypanosoma vivax im hinteren Körperviertel, meist 
ziemlich oder ganz in der Nähe des Körperendes. 
Wie schon früher berichtet, glaube ich bei dem 
plumpen Naganaparasiten männliche und weibliche 
Formen unterschieden zu haben, welch letztere sich 
durch dunklere Färbung im gefärbten Präparat von 
den ersteren unterscheiden. Nach weiteren Beobach= 
tungen haben wir, wie ich glaube, auch indifferente 
ungeschlechtliche Formen zu unterscheiden. Wir hätten 
dann eine Parallele zu den Parasiten der menschlichen 
Malaria. Wie im Anopheles die Kopulation der 
männlichen und weiblichen Malariaparasiten statt- 
findet, wüde ähnliches möglicherweise auch im Körper 
bestimmter Stechfliegen bezüglich der Naganaparasiten 
stattfinden. Beim Rattentrypanosoma und trypa-
	        
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