Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Die deutsch-englische Uganda-Grenzkommission, 
welche die Grenze längs des 1.9 s. Br. westlich vom 
Victortasee bis zum Treffpunkt mit dem 30.5 n. Br. 
feststellen sollte, hat ihre Arbelten beendet. Die 
Untersuchungen der Kommission haben ergeben, daß 
der in dem deutsch-englischen Grenzabkommen vom 
1. Juli 1890 erwähnte Msumbiroberg an dieser 
Grenzstrecke nicht existiert und daß, wenn unter 
dieser Bezeichnung etwa die Vivanga-Vulkankette 
verstanden sein sollte, diese westlich des 30.° ö. Lg. 
liegt. Uber einzelne Punkte der Feststellungen der 
Kommission werden sich noch weitere diplomatische 
Verhandlungen mit der englischen Reglerung not- 
wendig machen. Die Frage, ob diese durch den 
1.° s. Br. gebildete künstliche Grenze durch eine 
natürliche, unter Gewährung von gegenseltigen Kom- 
pensationen, ersetzt werden soll, kann elner späteren 
Zelt vorbehalten bleiben, da zunächst die vertrags- 
mäßige Grenze durch dle Kommission an den wichtigsten 
Punkten durch Steinpfeller gekennzelchnet ist. 
Im vergangenen Monat hat die Kommission die 
Arbeiten zur Festlegung der Grenze östlich vom 
Victorlasee bis zum Kilimandscharo in dem Geblet 
von Schirati begonnen. Die durch das Samoa= 
Abkommen bedingte Neuregelung der Grenze zwischen 
dem deutschen und englischen Teil der Salomon-Inseln 
ist in ihren Einzelhelten zwischen der deutschen und 
englischen Regierung festgestellt und der neue Grenz- 
verlauf durch Notenaustausch ratlfizlert worden. 
Von segensreicher Bedeutung für die Entwicklung 
des Verkehrs im Schutzgebiet wird der Bahnbau von 
Daressalam nach Morogoro werden, dessen alsbaldiger 
Inangriffnahme nichts mehr entgegensteht, nachdem 
die Reichsgarantie für eine dreiprozentige Verzinsung 
des Anlagekapitals am 16. Juni d. Is. die end- 
gültige Zustimmung des Reichstags gefunden hat. 
Die Bahn wird eine Spur von 1 m erhalten. 
Der neue Zolltarif für Deutsch Ostafrika ist am 
1. April d. Is. in Kraft getreten. 
Der Weiterbau der Usambara-Eisenbahn auf der 
Tellstrecke Korogwe —Mombo ist günstig fortgeschritten. 
Die ersten 16 km hinter Korogwe sind nahezu fertig. 
Der Betrieb der ganzen Neubaustrecke wird voraus- 
sichtlich im Frühjahr nächsten Jahres eröffnet werden 
können. Der seit dem April 1903 eingeführte neue 
Tarif hat für die Betriebsstrecke eine starke Vermehrung 
des Personenverkehrs und einen allerdings geringeren 
Zuwachs des Güterverkehrs zur Folge gehabt. 
Die Kaffeeplantagen haben auch im vorigen Jahre 
wieder unter ungünstigen Witerungsverhältnissen zu 
leiden gehabt. Die mit großem Eilfer fortgesetzten 
Versuche mit dem Anbau von Baumwolle berechtigen 
zu günstigen Hoffnungen. Eine besonders erfreuliche 
Entwicklung aber ist für den Anbau der Sisalagave 
zu verzeichnen. Die erzielten Ernten und die dafür 
erlösten Preise geben die Berechtigung, nicht nur von 
günstigen Erwartungen, sondern von hervorragend 
guten Ergebnissen zu sprechen. 
Durch eine Allerhöchste Ordre vom 23. De- 
440 
  
zember 1903 und eine in Gemäbheit derselben 
erlassene Verordnung des Reichskanzlers vom 
28. Februar 1904 ist das Münzwesen des ostafrika- 
nischen Schutzgebiets neu geordnet worden. Die 
Rupie wurde als Münzelnheit beibehalten, jedoch ihre 
Eintellung in 100 Heller stitt der bisherigen Ein- 
teilung in 64 Pesa vorgesehen. Die Ausprägung 
der neuen Münzen geschieht, nachdem die Deutsch- 
Ostafrikanische Gesellschaft in dem Vertrag vom 
15. November 1902 auf ihr Münzrecht verzichtet 
hat, für Rechnung des Schutzgeblets. Die Rupie 
ist dadurch in ein festes Verhältais zur Reichs- 
währung gebracht, daß den öffentlichen Kassen des 
Schutzgebiets die Annahme der Reichsgoldmünzen zu 
20 und 10 Mark zum festen Kurs von 15 bezw. 
7½ Rupien vorgeschrieben ist. An die Legationskasse 
in Berlin und die Gouvernementskasse in Dares- 
salam sind Anwelsungen ergangen, nach denen diese 
Kassen durch bestimmte finanzielle Transaktlonen die 
Aufrechterhaltung des erstrebten Wertoerhältnisses 
zwischen Rupie und Reichsmark zu sichern haben. 
Der Kassenkurs für die Reichsgoldmünzen ist am 
1. Mai d. Is. in Kraft getreten. Die Inkraftsetzung 
der Hundertteilung der Rupie ist abhängig von der 
Ausprägung größerer Beträge der neuen Kupfer- 
münzen und wird zur gegebenen Zeit durch Bekannt- 
machung des Gouverneurs erfolgen. 
Die Malariabekämpfung in Daressalam unter 
Stabs#u#zt Ollwig hat gute Erfolge zu verzeichnen. 
Ein ausführlicher Bericht darüber ist im 45. Band 
der Zeltschrift für Hypxlene und Infektionskrankheiten 
veröffentlicht. Das Gouvernement beabsichtigt, die 
Mualariabekämpfung im nächsten Etatsjahre in gleicher 
Weise auh in Tanga und Pangani in Angriff zu 
nehmen. 
Dle Schlafkcankheit ist in den letzten Jahren an 
den Ufern des Viktoriasees und auf den Inseln 
dleses Sees in Uganda verheerend aufgetreten. Im 
deutschen Geblete sind bis jetzt nur einzelne einge- 
schleppte Fälle vorgekommen. Eine Ausbreitung im 
deutschen Gebiete ist auch nach den Berichten der 
dortigen Stationsärzte nicht wahrscheinlich, weil dle 
als Überträgerin der Krankheit angeschuldigte Tsetse- 
fliege (Glossina palpalis) bisher auf deutschem Ge- 
blete nur in einem ganz kleinen Geblete gefunden 
worden ist und der Buschwald, welcher für die 
Lebensbedingungen dieser Tsetsefliege ein Erfordernis 
zu sein scheint, im deutschen Gebiete fehlt. 
Die Eröffnung des Höhensanatorlums in Wugiri 
ist nach einem Bericht des Gouverneurs für Juni 
1904 in Aussicht genommen. 
Im Bezirk Iringa ist Pest aufgetreten, an welcher 
neben einer Anzahl Eingeborener auch vier Europäer 
erkrankt sind, von welchen zwei Schwestern der 
katholischen Mission in Iringa, die sich bel der 
Pflege von eingeborenen Pestkranken angesteckt hatten, 
gestorben sind. Die Epldemie hat keine weltere 
Ausbreitung gefunden. Es hat sich nachträglich her- 
ausgestellt, daß unter den Eingeborenen dieses Bezirks
	        
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