Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

zu nehmen, wurde der Besuch regelmäßig und stieg 
auf je 20 und mehr Schüler. 
In Bumbuli ist das Schulwesen noch wenig 
entwickelt und bedarf eines sorgsamen Aufbaues. 
Bungu hat eine Außenschule in Mulunguwi, 
die von 60 Knaben und 15 Mädchen besucht wird. 
In Hohenfriedeberg wurde viel gebaut: eine 
neue geräumige Tischlerei mit Familienwohnung ein- 
gerichtet; die neue Station Luwandai mit Wohnhaus 
für den Leiter der Mittelschule, Knabenhaus und 
Schulgebäude; eln Küchengebäude mit Eßraum und 
Speisekammer für den 2. Missionar. — In Bum- 
buli wurde ein neues Missionarswohnhaus fertig- 
gestellt; in Wuga ein Anbau an ein Missionarshaus 
sowie Stallungen fertiggestellt, eine Scheune ver- 
größert und eine neue Küche gebaut. — In Bungu, 
der neu angelegten Station, wurden ein provisorisches 
Wohnhäuschen, Küche, Viehstall sowie im Rohbau 
das Wohnhaus vollendet. Verschiedene Wegebauten 
wurden in Wuga ausgeführt; ein Fahrweg ins Tal 
nach Nord und Süd angelegt, der Weg nach Ubili 
mit 50 Rup. von der Kommune ausgebessert, sowie 
der nach Bumbull mit 200 Rup. ebenfalls von der 
Kommune. Ein neuer Weg wurde von Ubill nach 
Gale angelegt. Zur bequemeren Verbindung mit 
den Christendörfern wurden einige Wege neu gelegt, 
wobel die betreffenden Christen einen Teil der Wege 
selbst machten. — Ebenso wurden von Bungu aus 
Wege angelegt nach Ambangulu, nach Lutindi, nach 
Mulunguwi, nach Sakare—Wuga; desgleichen zwei 
Wasserläufe gegraben und ein Teil des Waldes von 
Schlinggewächsen gereinigt. 
In Tanga besteht eine Wäscherei; sie wirft 
zwar keinen Reingewinn ab, bietet aber Arbeits- 
gelegenheit für die auf der Statton wohnenden 
Christen. Der Betrieb der Tischlerei ist eingestellt, 
weil er mehr kostete als einbrachte. — In Hohen- 
friedeberg lleferte die Tischlerei viel Arbeiten für 
die elgene wie für die anderen Stationen. Die 
Tischlerei in Bumbuli arbeitete besonders für den 
Neubau auf der eigenen Station. 
Aus dem „Missions-Freund“ entnehmen wir 
etwas von der Blbelübersetzung: 
Begleiten wir einmal den rheinischen Missionar 
Kunze nach Kaiser-Wilhelmsland zu den Papuas. 
Das erste, was zu erlernen, um Missionsarbelt zu 
treiben, ist die Sprache der Heiden. Aber eine 
Schrift oder Schriftsprache haben die Papuas nicht, 
es fehlen uns daher auch jegliche Lehrbücher, um 
wenigstens etwos vorher zu lernen. Es muß also 
alles und jedes Wort erst auf mühsame Weise den 
Papuas abgelauscht oder abgefragt werden. 
In den Sprachen der Heiden sucht der Missionar 
oft jahrelang vergebens nach Wörtern, durch welche 
man Glauben, Versöhnung, Heiligung, Gerechtigkeit, 
Rechtfertigung, Selbftverleugnung u. a. ausdrücken 
könnte, denn so etwas llegt ja der heldnischen Denk- 
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weise völlig fern. Oft scheint es schier unmöglich, 
Leuten, deren Gedanken nicht über den heutigen Tag 
hinausreichen und alles das, was er bringt, von 
ewigen Dingen zu reden und sie dafür zu inter- 
essieren. Und noch viel schwieriger ist es, eine 
Sprache, der Ausdrücke für geistige Begriffe, für 
geistliche Vorgänge so gut wie fremd sind, so weit 
umzubilden, daß die alten Worte mit neuem geistigen 
Inhalt gefüllt werden und in dem Denken der Leute 
neue Gestalt und neues Leben gewinnen, so daß 
das Evangelium mit seinen Heilswahrheiten ihnen 
nicht als etwas gänzlich Fremdes erscheint, sondern 
daß sie das Pfingstwunder Apostelgesch. Kap. 2, V. 8 
erleben. Dann wird die Bibel von den Heiden 
nicht mehr als ein fremdes Buch angesehen, das die 
Sprache Kanaans und die Ansichten der Missionare, 
allenfalls noch die Gedanken der Christen zum Aus- 
druck bringt, sondern sie sehen in der Bibel ihr 
Buch, das zu ihnen in ihrer Muttersprache redet, 
wie das Heiden und Heidenchristen auch je und je 
ausgesprochen und bezeugt haben. Jahrelang suchten 
z. B. die Missionare in Deutsch-Ostafrika vergebens 
ein Wort für segnen. Eines Tages belauschte einer 
derselben das Gespräch einer Großmutter mit ihrer 
Enkelin. Das Kind sollte ein Körbchen flechten, 
und die alte Frau sagte zu ihm: „Wenn du das 
tust, will ich dir etwas geben, daß deine Augen 
leuchten“. Da hatte der Missionar ein Wort für 
segnen: „Etwas geben, daß einem die Augen leuchten“. 
So veredelt und vertritt die Bibel die Sprache der 
Heiden und füllt sie mit neuem Inhalt, daß fie die 
Heiden als ihr Buch, ihre Muttersprache erkennen 
und schätzen lernen. 
Der junge Missionar Frank Paton erzählt an- 
schaulich von seinen ersten Sprach= und Ubersetzungs- 
versuchen auf der Insel Tonna, wo er seit 1896 
stationiert ist. Mit dem Druck einer lbersetzung 
des Vaterunsers begann er. Das erste Exemplar 
gab er seinem Helfer Lomai, der langsam und be- 
dächtig das erste Wort buchstabierte, dann immer 
mehr in Eifer geriet und schließlich jubelnd ausrief: 
„Nuparhien, nakavan tetavI „In der Tat, das 
ist unsere Sprache!"“ 
Eine Hauptschwierigkeit ist das völlig Fremde 
und Ungewohnte einer solchen Sprache. Hören wir 
die Leute zum erstenmal reden, so ist uns nicht 
anders, als ob ein Gießbach an unsern Ohren vor- 
überrauschte, und es vergeht geraume Zeit, ehe wir 
imstande find, einzelne Wörter aufzufassen und in 
unser Notizbuch einzutragen. Aber, was bedeuten 
nun die paar Worte, die wir uns aufgeschrieben 
haben? Viel Sinnen und Grübeln kostet es, ehe 
wir ihren Sinn erraten. Da stehen die Papuas 
neugierig um unsere Kisten umher. Haben sie doch 
nie in ihrem Leben eine Kiste gesehen, von allen 
Seiten werden sie beschaut. Da fällt aus dem 
Munde eines Papua der Satz: „Atan mell ägen?2: 
Schnell schreibe ich ihn auf. Was aber soll er be- 
deuten? Soll er etwa heißen: „Was für ein Ding
	        
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