Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

der „Türken“, wie in Zentralafrika alle Europäer 
genannt werden, verwischen wollen und sich und seine 
Gefolgschaft ganz in Omdurman angesiedelt. Wäh- 
rend seiner unumschränkten Herrschaft war die Be- 
völkerung Omdurmans, die zur Zeit des Mahdi nur 
150 000 zählte, nach Angabe des Sirdars, auf 1½ 
bis 2 Mill. Seelen angewachsen. Heute beträgt sie 
ungefähr 60 000 und ist stark im Steigen begriffen. 
Omdurman ist neben El Dueim der Hauptstapelplatz# 
für die Einfuhr aus Kordofan und ein bedeutender 
Kamelmarkt. Erstaunlich ist, was die Engländer in 
dem kurzen Zeitraum von 5 Jahren in Khartoum 
geschaffen haben. Die Stadt ist in großem Maß- 
stabe mit breiten Straßen und Plätzen angelegt, 
weist außer dem Palast des Gouverneurs geräumige 
Regierungsgebäude, Kasernen, viele Villen und Bun- 
galos für Offiziere und Beamte, eln großes Hotel, 
einen Klub, einen wohlbesetzten Zoologischen Garten, 
Läden und Cafés auf. In Jahresfrist wird die 
Stadt eine Trambahn, elektrische Beleuchtung und 
Wasserwerke besitzen. Die Einwohnerzahl wurde 
mir auf 9000 angegeben. Khartoum gegenüber am 
Blauen Nil liegt Khartoum North. Die Lage und 
Bestimmung dieser drei, durch breite Wasserläufe 
getrennten Städte erinnert mich an Konstantinopel. 
Khartoum ist, wie Pera, das europäische Viertel. 
Dem türkischen Stambul entspricht Omdurman, wo 
die große Masse der Nubler eingeengt wohnt. Das 
Skutari des Sudan ist Khartoum North. Hier be- 
finden sich die Werkstätten für Eisenbahn und 
Dampfschiffe, Lagerschuppen, Warenhäuser, die An- 
fänge von Fabrikanlagen, und es soll der Mittel- 
punkt der Industrie werden. Es wird nicht lange 
dauern, bis dort B llentkö 8-Fabrik 
stehen. 
rG 
gs-Fabriken ent- 
Stand der ägoptischen Baumwollpflanzungen. 
Die „Alexandria Produce Assocciation“ hat 
folgenden Bericht über den Stand der Baumwoll= 
pflanzungen in Agypten veröffentlicht: 
Die Aussaat ist unter normalen Verhältnissen 
vor sich gegangen und hat mit wenigen Ausnahmen 
ihr Ende erreicht. 
Die Temperatur war zu Anfang günstig. 
Während des Monats April trat verschiedentlich 
kaltes feuchtes Wetter ein, wodurch das Wachstum 
der Pflanzen etwas aufgehalten und an einzelnen 
Stellen eine erneute Aussaat notwendig gemacht 
wurde. Im ganzen ist die Entwicklung der Pflanzen 
aber sehr wenig zurück. 
Die Anbaufläche im Delta hat sich nur unbe- 
deutend vergrößert, während in Oberägypten eine 
bedeutende Zunahme zu verzeichnen ist; man schäßt 
sie auf 20 pCt., was eine Mehrernte von 150 000 
Kantar bedeuten würde. 
Unter den ausgesäten Arten nimmt wie immer 
„Mitafisi“ den ersten Platz ein. „Abbassi“ ist un- 
verändert geblieben, während eine Tendenz besteht, 
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den Anbau von „Joanovich“ zu vergrößern; da 
indes keine offizielle Statistik besteht, läßt sich das 
Verhältnis der einzelnen Arten nicht feststellen. 
In Oberägypten ist die Aussaat beendet; wieder- 
holtes Säen war kaum nötig. 
Es sind Heuschrecken aufgetreten, nach den bis- 
herigen Berichten haben sie indes noch keinen Schaden 
angerichtet. . 
Wasser ist überall in genügender Menge vor- 
handen, und die Aussichten auf zukünftige regelmäßige 
Bewässerung sind befriedigend. « 
(Bericht des Kais. Konsulats vom 16. Mai 1904.) 
Außenhandel des Rongostaates im Jabre 1903. 
Im Jahre 190 bewertete sich im Generalhandel 
die Einfuhr des Kongostaates auf 28 933 375 Fr., 
die Ausfuhr auf 63 955 400 Fr. Der Gesamtwert 
des Außenhandels betrug hiernach 87 888 775 Fr., 
10 226 702 Fr. mehr als im Jahre 1902. An 
dieser Zunahme ist die Einfuhr mit 3 233 651 Fr., 
die Ausfuhr mit 6 993.051 Fr. beteiligt. Immerhin 
hat die Einfuhr damit nur um wenig über eine 
halbe Million Franken die schon 1897 erreichte 
Einfuhrziffer übertroffen. 
Der Spezialhandel des Kongostaates sowie 
die Beteiligung der wichtigsten europäischen Länder 
an dleser Handelsbewegung gestalteten sich in den 
letzten beiden Jahren, wie folgt: 
Einfuhr: Ausfuhr: 
1902 1903 1902 1903 
Wert in 1000 Franken 
Belgien .12 195 15 699 46548 51 994 
Großbritannien 2 600 23)90 287 213 
Deutschland 925 639 51 22 
Frankreich 649 584 1 6 
Niederlande 543 491 994 415 
  
Zus. einschl. aller 
anderen Länder 18 081 20 896 50 070 54597 
Die Zunahme des Handels ist hiernach aus- 
schließlich Belgien zugute gekommen. Die vier nächst- 
beteiligten europässchen Länder weisen in ihrem 
Handel mit dem Kongostaate Einbußen auf. 
Die hauptsächlichsten Ein= und Ausfuhrartikel 
waren im Jahre 1903 (Spezialhandel) dem Werte 
nach die folgenden: 
Einfuhr: Fr. 
Gewebe aus Baumwolle 5 755 502 
Konserdwen 2 117536 
Maschinen, Geräte, Werkzeuge, telegraph. 
und telephonische Apparate, Konstruk- 
tionsteile von Metall 1 138 809 
Kleider und Wäsche 1 112 571 
Wen 890 618 
Dampfschisse 845 957 
Einzelne Schiffsteile 715 858 
Eisenkurzwaren 640 032
	        
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