Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

dünnungen vollkommen klar sein mufs. Sollte 
die Viruslösung irgendwelche Trübung oder 
Flockenbildung zeigen, dann ist sie nicht ge- 
eignet zum Gebrauch. 
Nach dem Filtrieren füllt man die Flüssig- 
keit in Gläser von 50 bis 100 cem Inbalt so weit, 
dals ein möglichet geringer Luftraum bleibt, 
schlielst sie mit Glasstöpsel und bewahrt sie 
wieder im Eisschrank auf. 
Zur Bereitung der Verdünnungen, welche 
jedesmal frisch hergestellt werden, dient physio- 
logische NaCl- Lösung (0,85 %), welche sterili- 
siert ist. Es ist zweckmäfsig, die Injektions- 
flüssigkeit so zu verdünnen, dals die Virusdosis 
stets in derselben Menge Flüssigkeit, z. B. in 
5 cem, enthbalten ist. Man milst also, um eine 
Dosis von 0,01 cem zu präparieren, 0,02 cem mit 
einer in Hundertstel Kubikcentimeter geteilten 
Pipette ab und setzt 10 cem NaCl.-Lösung binzu, 
dann enthalten 5 ccm dieser Mischung die ver 
langte Dosis von 0,01. 
Vor der Injektion überzeugt man sich noch- 
male davon, dals die in der Spritze befindliche 
Flüssigkeit absolut klar ist. 
Die Injektion selbst geschicht in der üblichen 
Weise unter die Haut am Halse, und zwar hoch 
genug, so dals die etwa nachfolgende Injektion 
von Serum etwa eine Handbreit tiefer gegeben 
werden kann. 
Herstellung des Serums. 
Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, 
dals man gesalzenen Pferden 20 und selbst 
200 ccm von frischem virulenten Blut injizieren 
kann, chne dals sie im geringsten dadurch be- 
einträchtigt werden, wurden solche gesalzenen 
Tiere, welche zur Gewinnung von Serum prä- 
Pariert werden sollten, von vornherein mit den 
grölsten Dosen behandelt. Anfangs wurde das 
virulente Blut, welches einem kranken Tiere 
möglichst kurze Zeit vor dem Tode entnommen 
ist, subkutan injiziert, später sind wir aber 
zur intravenösen Injektion übergegangen, weil 
dieselbe sich leichter ausführen lälst und weit 
bessere Resultate in bezug auf die Wirksamkeit 
des Serums gibt. Wir geben in der Regel 
2 Liter intravenös. 
Das dem kranken Tier entzogene Blut wird 
deflbriniert, durch Gaze flitriert und sofort in- 
Jiziert. Ist das Blut zu stark abgekühlt, dann 
muls es vorsichtig auf etwa 35% C. im Wasser- 
bade erwärmt werden. 
Wenn während der Injektion die Respiration 
des Tieres unruhig zu werden beginnt, dann 
wird pausiert, bis die Störung vorübergegangen 
ist. Unter Umständen mulfs die Injektion ab- 
gebrochen werden, bevor 2 Liter vollständig 
injiziert sind. So haben wir einige Male auf- 
gehört, als 1700cem eingeflossen waren, in einem 
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Falle sind wir aber auch auf 2500 ccm gestiegen, 
ohne das Tier dadurch zu schädigen. 
Die einzelnen Injektionen sind nicht vor 
14 Tagen zu wiederholen. Als wir bei einem 
Tiere schon nach sieben Tagen wieder injizierten, 
wurde eine mälsige Hämoglobinurie beobachtet. 
Das iet aber auch das einzige Mal gewesen, 
dals dieses Symptom bei unseren fortiflzierten 
Tieren vorgekommen ist. 
Nach vier Injektionen kann man von den 
injizierten Tieren Blut zur Gewinnung von 
Serum entnehmen. Es geschieht dies 12 bis 
14 Tage nach der letzten Injektion. Man kann 
dann Tieren 4 bis 5 Liter entziehen und dies 
drei- bis viermal in Zwischenräumen von einer 
Woche wiederholen. 
Dann gibt man dem Tiere einige Monate 
Ruhe bei gater Pflege, injiziert wieder und 
gewinnt von neuem Blut. 
Auf einen Punkt, welcher mir eine gewisse 
Bedeutung zu haben scheint, möchte ich be- 
sonders aufmerksam machen. Wir haben zum 
Fortiflzzieren nur alte Pferde, welche sich in 
gutem Ernährungszustand befinden, benutzt, und 
ich halte es für wahrscheinlich, dals dies der 
Grund dafür ist, dals das von uns präparierte 
Serum keine hämolytischen Eigenschaften be- 
sitzt. Bei Verwendung von jungen Tieren würde 
ich es für notwendig halten, das Serum, bevor 
es in grölserer Menge verwendet wird, genau 
daraufhin zu prüfen, ob es nicht hämolytisch 
wirkt. 
Wenn alte Tiere benutzt werden, hat man 
überdies den Vorteil, dals dieselben höchst 
wahrscheinlich immun sind gegen die Piro- 
plasmosis der Pferde (Biliary fever), welche im 
Südafrika sehr verbeitet ist. Wir haben ab- 
sichtlich mehrmals Blut, welches Piroplasmen 
in sehr geringer Zahl enthielt, injiziert und 
bei unseren alten Tieren niemals einen Ausbruch 
der Krankheit beobachtet. Ein junges Pferd 
dagegen, welches nur 20 cem Blut von einem 
alten gesalzenen Pferde subkutan erhalten hatte, 
erkrankte nach einer Inkubationsfrist von neun 
Tagen an Piroplasmosis und starb daran. Da 
diese Krankheit leicht mit Horse-sickness ver- 
wechselt werden kann und tatsächlich, wie die 
Literatur über Horse-sickness lehrt, schon mehr- 
fach damit verwechselt ist, so sollte jeder, der 
über Horse-sicknees arbeitet, sich genau vertraut 
machen mit den Symptomen derselben und mit 
dem mikroskopischen Blutbefund, welcher allein 
eine sichere Unterscheidung ermöglicht. In 
jedem zweifelhaften Falle muls eine mikrosko- 
Pische Untersuchung des Blutes vorgenommen 
werden. Allerdings muls dieselbe sehr gründlich 
gemacht werden, auch erfordert sie viel Ubung 
und Erfahrung, da die Parasiten meistens in 
sehr geringer Anzahl vorhanden sind und nicht
	        
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