Unbedingt zu vermeiden sind aber die Stellen, an
denen Laterit nahe zutage liegt.
Die Anlage eines Versuchsgartens hat im allge-
meinen in der Weise zu erfolgen, daß man den
Urwald vollständig niederlegt. Am besten beginnt
man damit am Ende der Regenzeit oder anfangs
der Trockenzeit, damit in der Trockenzeit wenigstens
das dünnere Holz dürr wird. Wenn dieses erreicht
ist, brennt man die ganze Fläche ab. Die nach dem
Brennen übrig bleibenden dickeren Stämme läßt man
verrotten, während das Feld schon bestellt wird. Ein
so vorbereltetes Stück Land wird am besten durch
Wege in der Weise abgeteilt, daß für jede der ge-
planten Kulturen ein besonderes Feld entsteht, welches
man von allen Seiten umgehen kann. Da die Ver-
suchspflanzung bis zu einem gewissen Grade muster-
gültig sein soll, ist auch auf die Wege Wert zu legen.
Hauptwege sollen 8 bis 10 m, Nebenwege nicht
unter 4 m breit sein. Wenn Alleebäume gepflanzt
werden sollen, ist Vorsicht am Platze. Von solchen
mit breiter Krone pflanzt man am besten eine Reihe
in die Mitte des Weges, damit die Kulturen nicht
zu sehr beeinträchtigt werden.
Die Versuchsgärten sollen sich nicht etwa zu
allgemein botanischen Gärten auswachsen, sondern nur
solche Kulturen in Ausicht nehmen, die Massenartikel
des Ausfuhrhandels liefern. Als solche kommen in
erster Linie in Betracht Baumwolle, Olpalme, Kakao,
Kola und Kautschuk. Daneben verdient aber auch
alles dasjenige die Beachtung der Versuchsgärten,
was die Eingeborenen des Bezirks zu Nahrungs-,
Genuß= oder sonstigen Zwecken jetzt schon anbauen
oder sich aus dem Urwald herbeiholen. Ebenso wird
es sich empfehlen, der Obstkultur Aufmerksamkeit zu
widmen und auch die Eingeborenen zu veranlassen,
daß sie in ihren Dörfern geeignete Obstarten an-
peflanzen. Vor allen anderen erscheinen geeignet
Limonen, Orangen, Mangos, Ananas, Alligatorbirnen
und die Kokosnuß. Im einzelnen ist folgendes zu
beachten. «
1. Baum wolle.
Bei der Kultur der Baumwolle ist vor allem
auf die Regenperiode Rücksicht zu nehmen. Die Reife
darf unter keinen Umständen in die Regenzeit fallen,
da der Regen die ganze Baumwolle vernichten kann.
Da von der Aussaat bis zur Reife ungefähr vier
Monate zu vergehen pflegen, kann man sich leicht
dementsprechend mit der Saat einrichten.
Im Hinterlande, wo die Witterungsverhältnisse
für Baumwollkultur freilich am günstigsten sind, wird
diese Kultur indessen nur dort größere Bedeu-
tung erlangen können, wo für Massenarttkel geelgnete
Transportwege, wie Flußläufe oder später Eisen-
bahnen, zur Verfügung stehen. Da die Güte der
Baumwolle je nach ihrem Standorte sehr verschieden-
artig sein kann, so dürfen Eingeborenen-Kulturen in
größerem Maßstabe nicht eher angelegt werden, bevor
Proben aus den Versuchsgärten nach Deutschland
geschickt sind und die Rentabilität des Anbaues für
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den betreffenden Bezirk festgestellt ist. Derartige
Proben müssen mindestens ½ kg betragen.
Die Baumwolle gebraucht einen möglichst stein-
freien und lockeren Boden, der aber doch hinreichend
Feuchtigkeit zu halten vermag. Unmittelbar vor der
Aussaat muß der Boden frisch getrocknet werden.
Eine Düngung mit Stalldünger ist sehr günstig.
Gesät wird in Reihen, die etwa 1 bis 1,80 m Ab-
stand voneinander haben, mit Zwischenräumen von
etwa 10 cm in den einzelnen Relhen. Nachdem die
Pflänzchen etwas erstarkt sind, kann an dichten Stellen
ausgelichtet werden, um in Lücken nachzupflanzen.
Das Unkraut ist regelmäßig zu entfernen. Die Ernte
beginnt, wenn die Kapseln anfangen zu platzen. Für
die zwecks Bewertung und Begutachtung nach
Deutschland zu sendenden Proben genügt es, einst-
weilen die gut trockenen Kapseln zu öffnen und den
gesamten Inhalt in Ballen zu verpacken. Die Baum-
wolle wird meistens als einjährige Pflanze kultiviert.
Ob die einheimische Art eine häufigere Ernte ge-
stattet, ohne daß die Qualität leidet, hat der Versuch
zu ergeben.
Im übrigen wird hinsichtlich des Säens und
Erntens von Baumwolle, der Düngung von Baum-
wollfeldern, der Notwendigkelt des Fruchtwechsels
auf leichterem Boden sowie hinsichtlich der Behand-
lung der gepflückten Baumwolle und der Verhütung
von Krankheiten der Baumwollpflanze auf die von
dem Gouvernement in Lagos erstattete Denkschrift
über Baumwollbau in Nr. 5 des Kolonialblattes
vom 1. März d. Is. hiermit verwiesen.
2. Olpalmen.
Obgleich die Olpalme die gemeinste Nutzpflanze
des Schutzgebietes ist, verdlent sie dennoch auch Be-
achtung in den Versuchsgärten. Durch Auswahl von
guten Varietäten, speziell solchen, welche sich durch
eine dünne Samenschale und dickeres Fettgewebe aus-
zeichnen, wie z. B. die von Dr. Preuß beschriebene
Lissombe (Tropenpflanzer 1902, Nr. 9), wird sich
die Gewinnung von Palmöl und Palmkernen erheblich
erleichtern und vermehren lassen. Bei einer rationellen
Anpflanzung von Olpalmen erhält man im fünften
Jahre schon die erste Ernte. Die Palmen werden
am besten auf einem Terrain ausgepflanzt, welches
von Bäumen vollständig befreit ist. Der Abstand
hat etwa 8 zu 8 m zu betragen.
Jemhr die junge Pflanze der Sonne zugänglich
ist, um so früher beginnt sie Früchte zu tragen. Es
empfiehlt sich daher, die Eingeborenen anzuwelsen,
daß sie dort, wo viele junge Palmen im Urwald
stehen, das Gestrüpp niederschlagen, damit die Sonne
durchdringen kann. »
Im Schatten wird die Olpalme 5 bis 7 m hoch,
bevor sie Früchte trägt. Für die Aufarbeitung der
Ernte sind einstweilen die Methoden der Eingebo-
renen als Grundlage zu betrachten, auf deren Ver-
besserung die Leitung des Versuchsgartens indessen
fortgesetzt bedacht sein muß.