Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Unbedingt zu vermeiden sind aber die Stellen, an 
denen Laterit nahe zutage liegt. 
Die Anlage eines Versuchsgartens hat im allge- 
meinen in der Weise zu erfolgen, daß man den 
Urwald vollständig niederlegt. Am besten beginnt 
man damit am Ende der Regenzeit oder anfangs 
der Trockenzeit, damit in der Trockenzeit wenigstens 
das dünnere Holz dürr wird. Wenn dieses erreicht 
ist, brennt man die ganze Fläche ab. Die nach dem 
Brennen übrig bleibenden dickeren Stämme läßt man 
verrotten, während das Feld schon bestellt wird. Ein 
so vorbereltetes Stück Land wird am besten durch 
Wege in der Weise abgeteilt, daß für jede der ge- 
planten Kulturen ein besonderes Feld entsteht, welches 
man von allen Seiten umgehen kann. Da die Ver- 
suchspflanzung bis zu einem gewissen Grade muster- 
gültig sein soll, ist auch auf die Wege Wert zu legen. 
Hauptwege sollen 8 bis 10 m, Nebenwege nicht 
unter 4 m breit sein. Wenn Alleebäume gepflanzt 
werden sollen, ist Vorsicht am Platze. Von solchen 
mit breiter Krone pflanzt man am besten eine Reihe 
in die Mitte des Weges, damit die Kulturen nicht 
zu sehr beeinträchtigt werden. 
Die Versuchsgärten sollen sich nicht etwa zu 
allgemein botanischen Gärten auswachsen, sondern nur 
solche Kulturen in Ausicht nehmen, die Massenartikel 
des Ausfuhrhandels liefern. Als solche kommen in 
erster Linie in Betracht Baumwolle, Olpalme, Kakao, 
Kola und Kautschuk. Daneben verdient aber auch 
alles dasjenige die Beachtung der Versuchsgärten, 
was die Eingeborenen des Bezirks zu Nahrungs-, 
Genuß= oder sonstigen Zwecken jetzt schon anbauen 
oder sich aus dem Urwald herbeiholen. Ebenso wird 
es sich empfehlen, der Obstkultur Aufmerksamkeit zu 
widmen und auch die Eingeborenen zu veranlassen, 
daß sie in ihren Dörfern geeignete Obstarten an- 
peflanzen. Vor allen anderen erscheinen geeignet 
Limonen, Orangen, Mangos, Ananas, Alligatorbirnen 
und die Kokosnuß. Im einzelnen ist folgendes zu 
beachten. « 
1. Baum wolle. 
Bei der Kultur der Baumwolle ist vor allem 
auf die Regenperiode Rücksicht zu nehmen. Die Reife 
darf unter keinen Umständen in die Regenzeit fallen, 
da der Regen die ganze Baumwolle vernichten kann. 
Da von der Aussaat bis zur Reife ungefähr vier 
Monate zu vergehen pflegen, kann man sich leicht 
dementsprechend mit der Saat einrichten. 
Im Hinterlande, wo die Witterungsverhältnisse 
für Baumwollkultur freilich am günstigsten sind, wird 
diese Kultur indessen nur dort größere Bedeu- 
tung erlangen können, wo für Massenarttkel geelgnete 
Transportwege, wie Flußläufe oder später Eisen- 
bahnen, zur Verfügung stehen. Da die Güte der 
Baumwolle je nach ihrem Standorte sehr verschieden- 
artig sein kann, so dürfen Eingeborenen-Kulturen in 
größerem Maßstabe nicht eher angelegt werden, bevor 
Proben aus den Versuchsgärten nach Deutschland 
geschickt sind und die Rentabilität des Anbaues für 
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den betreffenden Bezirk festgestellt ist. Derartige 
Proben müssen mindestens ½ kg betragen. 
Die Baumwolle gebraucht einen möglichst stein- 
freien und lockeren Boden, der aber doch hinreichend 
Feuchtigkeit zu halten vermag. Unmittelbar vor der 
Aussaat muß der Boden frisch getrocknet werden. 
Eine Düngung mit Stalldünger ist sehr günstig. 
Gesät wird in Reihen, die etwa 1 bis 1,80 m Ab- 
stand voneinander haben, mit Zwischenräumen von 
etwa 10 cm in den einzelnen Relhen. Nachdem die 
Pflänzchen etwas erstarkt sind, kann an dichten Stellen 
ausgelichtet werden, um in Lücken nachzupflanzen. 
Das Unkraut ist regelmäßig zu entfernen. Die Ernte 
beginnt, wenn die Kapseln anfangen zu platzen. Für 
die zwecks Bewertung und Begutachtung nach 
Deutschland zu sendenden Proben genügt es, einst- 
weilen die gut trockenen Kapseln zu öffnen und den 
gesamten Inhalt in Ballen zu verpacken. Die Baum- 
wolle wird meistens als einjährige Pflanze kultiviert. 
Ob die einheimische Art eine häufigere Ernte ge- 
stattet, ohne daß die Qualität leidet, hat der Versuch 
zu ergeben. 
Im übrigen wird hinsichtlich des Säens und 
Erntens von Baumwolle, der Düngung von Baum- 
wollfeldern, der Notwendigkelt des Fruchtwechsels 
auf leichterem Boden sowie hinsichtlich der Behand- 
lung der gepflückten Baumwolle und der Verhütung 
von Krankheiten der Baumwollpflanze auf die von 
dem Gouvernement in Lagos erstattete Denkschrift 
über Baumwollbau in Nr. 5 des Kolonialblattes 
vom 1. März d. Is. hiermit verwiesen. 
2. Olpalmen. 
Obgleich die Olpalme die gemeinste Nutzpflanze 
des Schutzgebietes ist, verdlent sie dennoch auch Be- 
achtung in den Versuchsgärten. Durch Auswahl von 
guten Varietäten, speziell solchen, welche sich durch 
eine dünne Samenschale und dickeres Fettgewebe aus- 
zeichnen, wie z. B. die von Dr. Preuß beschriebene 
Lissombe (Tropenpflanzer 1902, Nr. 9), wird sich 
die Gewinnung von Palmöl und Palmkernen erheblich 
erleichtern und vermehren lassen. Bei einer rationellen 
Anpflanzung von Olpalmen erhält man im fünften 
Jahre schon die erste Ernte. Die Palmen werden 
am besten auf einem Terrain ausgepflanzt, welches 
von Bäumen vollständig befreit ist. Der Abstand 
hat etwa 8 zu 8 m zu betragen. 
Jemhr die junge Pflanze der Sonne zugänglich 
ist, um so früher beginnt sie Früchte zu tragen. Es 
empfiehlt sich daher, die Eingeborenen anzuwelsen, 
daß sie dort, wo viele junge Palmen im Urwald 
stehen, das Gestrüpp niederschlagen, damit die Sonne 
durchdringen kann. » 
Im Schatten wird die Olpalme 5 bis 7 m hoch, 
bevor sie Früchte trägt. Für die Aufarbeitung der 
Ernte sind einstweilen die Methoden der Eingebo- 
renen als Grundlage zu betrachten, auf deren Ver- 
besserung die Leitung des Versuchsgartens indessen 
fortgesetzt bedacht sein muß.
	        
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