Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

3. Kaklao. 
Für den Anbau von Kakao ist namentlich fol- 
gendes zu beachten: 
In dem gut vorbereiteten Boden werden wo- 
möglich noch in der Trockenzeit Pflanzlöcher von 
50 cm Tiefe ausgehoben. Die Abstände sind je 
nach der Güte des Bodens auf 4½ zu 4½ m oder 
5 zu 5m zu bemessen. Größere Abstände zu nehmen, 
empfiehlt sich für besseren Boden um deswillen, weil 
auch der einzelne Baum dort größer wird. Mit 
Beginn der Regenzeit werden dann dle frischen 
Samen, wie sie der Fruchtschale entnommen werden, 
ausgelegt, und zwar in jedes Pflanzloch zwei Bohnen, 
nachdem die ausgehobene Erde vorher wieder in das 
Loch zurückgebracht worden ist. Die Tiefe der Aus- 
saat darf höchstens zwei Zoll betragen. Von den 
beiden Pflänzchen wird das schwächere später entfernt 
oder zum Aussüllen der Lücken verwendet. Ist man 
gezwungen, in der Trockenzeit zu säen, so müssen 
Saatbeete angelegt werden, die regelmäßig zu be- 
gießen sind. Mit Eintritt der Regenzeit werden die 
jungen Pflanzen dann in die Pflanzlöcher ausgepflanzt. 
Auch das Säen in kleine Körbe von Palnmblatt- 
geslecht, die dicht aneinandergestellt, einem Saatbeet 
ziemlich gleichstehen, hat sich bewährt und schnell 
eingebürgert. Man kann die Pflanzen auch in den 
Körbchen belassen und die letzteren mit den jungen 
Pflanzen an dem endgültigen Standorte mit ein- 
pflanzen, ohne daß das Wachstum dadurch beein- 
trächtigt wird. 
Um den jungen Kakaobäumchen den unbedingt 
notwendigen Schatten zu gewähren, ist die Kakao- 
anlage mit Mehlbananen. (sog. Planten) zu durchsetzen. 
Es geschieht dies in der Weise, daß man zwischen 
je vier Kakaopflänzchen eine Banane pflanzt, so daß 
sich Bananen= und Kakaoreihen abwechseln. 
Die Bananen dürfen sich jedoch nicht allzustark 
ausbreiten, da sonst die jungen Bäumchen im Wachs- 
tum behindert werden. Am besten läßt man nur 
einen Schoß stehen, der Frucht trägt, daneben aber 
gleichzeitig je einen kleinen und mittelgroßen für den 
Nachwuchs. Außerdem ist aber auch das Anpflanzen 
von guten Schattenbäumen unerläßlich und hat gleich 
bei der Anlage mit zu erfolgen, damit der Kakao 
auch in späteren Jahren Schatten hat. Denn die 
zunächst als Schattenpflanzen dienenden Bananen 
müssen je nach dem Wachstum der Kakaobäume im 
vierten bis fünften Jahre entfernt werden. Die 
Schattenbäume werden auf 15 bis 20 m Abstand 
gepflanzt. Vom zweiten bis dritten Jahre ab sind 
die Kakaobäume zu beschneiden. Grundsatz ist dabei, 
eine runde Krone zu erzielen, unter der man durch- 
gehen kann. Von der ersten Gabelung läßt man 
drei, höchstens vier Aste stehen und verhindert, daß 
der Stamm sich etwa durch einen Wasserschoß ver- 
längert. Im übrigen ist kein laubtragendes Holz zu 
schneiden, es sei denn, daß der Baum zu dicht wird. 
Die Ernte beginnt im vierten oder fünften Jahre. 
Derselben ist die größte Aufmerksamkeit zu widmen, 
  
485 — 
weil eine mangelhafte Zubereitung den Wert des 
Kakaos erheblich herabsetzt. Nach den letzten Er- 
fahrungen wird am besten in folgender Weise ge- 
arbeitet: Die Früchte werden, wenn sie gelb oder 
bei rotschaligen rötlichgelb geworden sind, an einen 
Ort gebracht, wo sie mit dem Haumesser aufgeschlagen 
werden können; dann nimmt man die Bohnen heraus 
und bringt sie samt dem Mus zum Gären in eine 
Kiste oder einen Bottich von der Größe etwa eines 
halben Rumfasses, das ist von ¼ bis ½ chm. Be- 
sonders ist auf Sauberkeit zu achten, deshalb müssen 
Kisten und Bottiche bei jeder Ernte gereinigt und 
womöglich an der Sonne getrocknet werden. Die 
Böden der Kisten und Bottiche sind mit 2 cm breiten 
Löchern zu versehen, damit die Gärflüssigkeit abfließen 
kann. Die Kisten oder Bottiche können mit Säcken 
ausgelegt werden und werden zweckmäßig nach dem 
Einfüllen des Kakaos mit Bananenblättern und Säcken 
zugedeckt, damit die durch die Gärung hervorgerufene 
Wärmeentwicklung möglichst begünstigt wird. Um 
eine gleichmäßige Durchwärmung zu erzielen, muß 
der Kakao alle 24 Stunden gewendet werden. Es 
genügt, denselben einfach in ein anderes Gefäß um- 
zufüllen. Wenn ein solches nicht vorhanden ist, stülpt 
man die Kiste oder den Bottich einfach um und füllt 
die Bohnen nach einigem Mischen sofort wieder in 
dieselben zurück. Diese Arbeit ist sechs Tage lang 
zu wiederholen und jedesmal so schnell auszuführen, 
daß die Temperatur nicht erheblich sinkt. Alsdann 
ist die Fermentation als beendet anzusehen. Der 
Kakao wird nunmehr ungewaschen auf Tennen an 
der Sonne oder bei künstlicher Wärme auf Herden 
oder Watten getrocknet. 
4. Kola. 
Von der Anpflanzung von „Cola vera“ und 
ähnlichen Arten, deren Same in den Sudanländern 
einen gesuchten Handelsartikel bilden, ist wegen des 
Mangels an geeignetem Saatgut einstweilen noch 
Abstand zu nehmen. Dagegen sind die Eingeborenen 
zur Ernte der im Urwald wildwachsenden und weit 
verbreiteten „Cola acuminata“ anzuhalten. Die 
Früchte werden einfach aufgeschlagen und getrocknet. 
Da „Cola acuminata“ in Deutschland gern gekauft 
wird, so sind auch mit Anpflanzung dieser Art in 
beschränktem Umfange Versuche zu machen. Die An- 
pflanzung hat in Abständen von 10 zu 10 m zu 
erfolgen. Zu beachten ist, daß sich die Arbeit in 
Anbetracht der großen Menge wilewachsender Bäume 
nicht überall lohnen wird. 
5. Kautschuk. 
Für die Kultur des Kautschuks kommen nur die 
einheimischen Kautschukpflanzen in Betracht. Es ist 
das vor allem die „Kickxia elastica Preufs“. 
Daneben ist aber auch die Prüfung der Anbau- 
fähigkeit der verschiedenen Landolphiaarten des Ur- 
waldes nicht zu vernachlässigen, da gerade die Ver- 
suchsgärten zu Anbauversuchen dieser Art besonders 
berufen sind. Die Kickrlasamen müssen möglichst bald
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.