nach der Reife, und zwar zunächst in Saatbeete aus-
gesät werden. Die beste Pflanzweite ist 2½ zu
2½ m bis 3 zu 3 m. Die Pflanzlöcher müssen
etwa 30 cm tief gemacht werden. Nach fünf bis
sechs Jahren kann die Hälfte der Bäume entfernt
werden, nachdem aller Kautschuk aus denselben ge-
erntet worden ist.
Um Bäume, welche 10 cm und mehr im Durch-
messer haben, anzuzapfen, verfährt man so, doß man
auf einer Seite des Baumes schräge Elnschnitte
macht, von denen einer immer zwei andere berührt.
(Grätenschnitt, siehe nebenstehend.) Am Ende des
Einschnitts bringt man eine kleine Rinne
aus Blech oder dergleichen an, mittels
deren man die Milch in ein vorgehängtes
Gefäß leitet. Im nächsten Jahre macht
man die Einschnitte etwas mehr (etwa
120 5) seitwärts und in den folgenden
Jahren ebenso, derart, daß man im
vierten Jahre erst wieder an der zuerst angeschnittenen
und nunmehr gut verheilten Stelle anlangt.
Die Verarbeitung der Milch geschieht in der
Weise, daß man dieselbe in irdenen Töpfen am
Holzfeuer ganz gelinde erwärmt (nicht kocht). Ge-
rinnt die Milch schon ohne diese Manipulationen, so
wird das Gummi elnfach abgehoben und getrocknet.
Neben den Anbauversuchen werden die Leiter der
Versuchsgärten aber ihr Hauptaugenmerk auf die
Erhaltung der Kautschukbestände des Urwaldes zu
richten haben. Durch fortgesetzte ausführliche Be-
lehrung der Eingeborenen und Unterweisung, wie
Kautschuk, ohne den Baum zu zerstören, gewonnen
werden kann, muß angestrebt werden, dem bisherigen
sinnlos geübten Abschlagen der Bäume ein Ende zu
machen. Die Probe, ob eine Pflanze einen guten
Kautschuk liefert, kann an Ort und Stelle in der
Weise gemacht werden, daß man ein Tröpschen Milch
zwischen Daumen und Zeigefinger reibt. Ballt sich
das ausgeschiedene Gummi zusammen ohne zu kleben,
so ist es als brauchbar anzusehen, klebt es dagegen,
so ist es meistens fast wertlos.
6. Sonstige Kulturen.
Auch der Kultur von Erdnuß, Mais, Hirse und
anderen Feldfrüchten muß in den Versuchsgärten
Beachtung geschenkt werden. Die Methoden der Ein-
geborenen sind beim Anbau als Grundlage beizube-
halten. Daneben empfiehlt es sich aber, insbesondere
auch Versuche mit Auflockern und Düngen des
Bodens zu machen. Man darf sich nicht etwa von
dem Gedanken leiten lassen, man habe jungfräulichen
Urwaldboden vor sich, auf dem man ohne weiteres
säen und ernten könne. Auch für die Tropen ist
sachgemäße Düngung von weittragendster Bedeutung.
« Viehzucht
nach europäischem Muster verdlent deshalb in Ver-
bindung mit den Versuchsgärten größie Aufmersam-
keit. Es muß angestrebt werden, das Vleh behufs
Sammlung des Düngers für die Nachtzeit an Ställe
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zu gewöhnen und die Eingeborenen dozu zu veran-
lassen, daß sie Weideplätze anlegen und geeignete
Futtermittel anbauen. Mit Erreichung dieses Zieles
wird der wichtigste Schritt zur allgemeinen Hebung
der Eingeborenen-Landwirtschaft gemacht sein.
Deuksch-Südwestafrika.
Politische Verhältnisse im Begzirk Reetmanshoop.
Ülber die politlschen Verhältnisse im Keetmans-
hooper Bezirk berichtet der stellvertretende Bezirks-
amtmann, Zolldirektor Schmidt, wie folgt:
Es herrschte bei den Weißen und Eingeborenen
des Bezirks eine Unruhe, welche die alleinwohnenden
Farmer veranlaßte, teils nach den festen Plätzen,
teils nach der Ostgrenze zu ziehen. Diese Unruhe
war hauptsächlich durch die immer wieder auftreten-
den Gerüchte hervorgerufen, daß Hereromassen sich
auf dem Wege nach dem Süden befänden und durch
geradezu unglaubliche Ausstreuungen über den
Herero-Aufstand, die vorwiegend aus der Kapkolonie
hierher gelangten. Da war Okahandja dem Erdboden
gleichgemacht, Windhuk in hellen Flammen stehend,
sogar bildlich dargestellt. Daß solche immer wieder
auftauchende Gerüchte Farmer veranlassen konnten,
sich und ihre Habe zu retten, mag verzeihlich sein.
Diese Furcht und die Besprechung unserer Lage
im Hererolande von den Weißen zum Teil in Gegen-
wart der Eingeborenen hat letztere in ihrem leicht
geweckten Machtgefühl gestärkt. Auch hat bei ihnen
die Erörterung von Fragen, was nach Ansicht der
Weißen in Zukunft mit den Eingeborenen geschehen
müsse (Abnahme der Gewehre und ihres gesamten
Landes), eine begreifliche Unruhe hervorgerusen. So
soßen auf der einen Seite die Weißen an größeren
Plätzen, wie Keetmanshoop, Bethanien, Berseba, oder
dicht an der englischen Grenze, um sofort übertreten
zu können, und sprachen vom Aufstand und dessen
Folgen, und auf der andern Seite die Eingeborenen
und berieten über den Krieg. Bei beiden herrschte
Furcht, und meines Erachtens nicht am wenigsten
bei den Hottentotten. Ich persönlich glaube nicht,
daß die als besonders unruhig bezeichneten Feldschuh-
träger-Hottentotten Absicht und Vorsatz hatten, auf-
ustehen, und ich befinde mich in dieser Hinsicht in
bereinsümmung mit dem Chef der Feldkompagnie.
Doch man kann sich bei den Eingeborenen täuschen,
wie der Herero-Aufstand verschiedentlich bewiesen
hat; es kann unter solchen Verhältnissen leicht
eintreten, daß der unter der Asche glimmende Funken
durch unruhige Köpfe bei dem geringsten Anlaß zur
großen Flamme angefacht wird.
Eine Beruhigung hat die offizielle Bekanntgabe
der Kriegsnachrichten vom Herero-Aufstande, welche
der Glaubhaftigkeit der Gerüchte entgegentrat, und die