Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

starkem Druck in den Tränkungszylinder eingepumpt, 
die Menge des von den Schwellen ausgenommenen 
Oles wird entweder durch Wiegen der Schwellen 
vor und nach dem Tränken und dem darauffolgenden 
Trocknen oder durch unmittelbares Messen der 
Flüssigkeltsmenge vor und nach dem Tränken fest- 
gestellt. Nicht genügend getränkte Schwellen werden 
dem Tränkungsverfahren ein zweites Mal unter- 
worfen. 
Mit großer Sorgfalt wird darauf gehalten, doß 
die Tränkungszylinder vollständig rein sind, bevor 
das Tränken beginnt. Wie bereits erwähnt, wird 
nur Kreosot bester Qualität verwandt; im einzelnen 
ist für das Kreosot, das vollständig rein sein muß, 
folgendes festgesetzt: 
#a) Spezisisches Gewicht 1,035 bis 1,055 bei 
60% Fahrenheit = 15,5° Celsius; 
b) das Kreosot darf nicht mehr als 30 pCt. 
Naphthalin, Paranaphthalin oder andere Stoffe bei 
40 Fahrenheit = 4½0% Celfius absetzen; 
) bei wiederholter Behandlung mit Abnatron 
(caustic soda) dbes spezisischen Gewichtes 1,125 
muß das Kreosot wenigstens 10 pCt. rohe Teersäure 
hergeben, wovon wenigstens die Hälfte Karbolsäure 
sein muß, die bei elner Hitze von höchstens 450% 
Fahrenheit = 230° Celsius destilliert und nach 
Abscheidung des Wassers gewogen ist; 
4) das Kreosot muß wenigstens 75 pCt. flüssiges 
Ol hergeben, wenn es vom Siedepunkt auf 610° 
Fahrenheit = 320= Celsius destilliert wird. 
Wenn nun auch die sowohl mit einheimischen 
ungetränkten Harthölzern als mit getränktem bal- 
tischen Rottannenholz gemachten Erfahrungen im 
allgemeinen günstig waren, so haben die Engländer 
doch für die Hauptlinien in den Tropen vielfach 
eiserne Schwellen verwandt. Der Hauptgrund 
dafür ist, daß eiserne Schwellen pünktlicher und in 
gleichmäßigerer Beschaffenheit angeliefert werden als 
hölzerne und daher beim Vorstrecken der Gleise 
weniger Aufenthalt entsteht und die Gleise selbst von 
vornherein eine bessere Lage erhalten. Sogar beim 
Bahnbau in tropischen Wäldern, in denen Hartholz 
in Menge wuchs, hat man vielfach gefunden, daß 
die Schwierlgkeiten bei dem Aussuchen der passenden 
Holzarten, dem Fällen der Bäume und dem Schnei- 
den der Schwellen nicht ausgewogen wurden durch 
die Ersparnis, die gegenüber der Verwendung von 
eisernen Schwellen eintrat. Man hat daher selbst 
unter diesen der Verwendung hölzerner Schwellen 
anscheinend besonders günstigen Verhältnissen für die 
freie Strecke vielfach elserne Schwellen bevorzugt und 
hölzerne Schwellen nur auf Brücken, in Weichen und 
uzungen verlegt. Indessen muß darauf aufmerk- 
sam gemacht werden, daß gerade auf Brücken und 
in Weichen und Kreuzungen besonders gute Schwellen 
erforderlich sind und daher große Vorsicht beim Aus- 
suchen der Bäume geboten ist. Bei steigender Kultur 
in den vom Bahnbau berührten Gegenden pflegen 
sich diese Verhältnisse nach und nach etwas zu ändern, 
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indem sich einheimische Händler ansiedeln, die pas- 
sende hölzerne Schwellen liefern. Man kann daher, 
nachdem die Eigenschaften und das Verhalten der 
einheimischen Hölzer in Ruhe studiert worden ist, 
bel der im Betriebe befindlichen Bahn unter Um- 
ständen nach und nach von eisernen zu hölzernen 
Schwellen übergehen. Erwelsen die einheimischen 
Hölzer sich dann auf die Dauer als brauchbar, so 
liegt kein Grund mehr vor, von ihrer Verwendung 
abzusehen. Dabei ist aber zu bemerken, daß weder 
getränktes noch ungetränktes Holz den Angriffen der 
Termiten wldersteht, wenn es aufgestapelt wird oder 
auf unbenutzten Eisenbahnstrecken liegt. Dagegen hat 
sich gezeigt, daß die durch das Fahren der Züge 
entstehenden Erschütterungen geeignet sind, die An- 
griffe der Termiten wesentlich abzuschwächen. Auf 
wenlg oder gar nicht befahrenen Strecken hat man 
gefunden, daß die Termiten sich durch die oberen 
mit Kreosot stark durchtränkten Holzschichten hindurch- 
fraßen, um den nur schwach durchtränkten Kern an- 
zugreifen. Was die Einwirkung trockener Hitze oder 
großer Feuchtigkeit betrifft, so hat sich herausgestellt, 
daß die Verwendung von Schwellen aus weichem 
und weißem Holze durchaus verwerflich ist, da die 
aus solchem Holze hergestellten Schwellen in ganz 
kurzer Zeit rissig werden oder faulen. Gute ein- 
heimische Harthölzer oder getränktes baltisches Rot- 
tannenholz haben sich aber unter den allerungünstigsten 
Verhältnissen (andauernde Tropenfeuchtigkeit) wenig- 
stens einige Jahre gehalten. Unter günstigeren Ver- 
hältnissen kann man nach den von den englischen 
Ingenieuren gesammelten Erfahrungen bei getränktem 
baltischen Rottannenholz auf 7 bis 8 Jahre Lebens- 
dauer der Schwellen rechnen, bei einheimischen Hölzern 
lassen sich keine Zahlen geben, da die Lebensdauer 
zu sehr von der Art und Beschaffenheit der Hölzer 
abhängt. Die Hauptursache der Zerstörung der 
Schwellen ist das Faulen des Holzes unter dem 
Schienenfuß und in den Nagellöchern. Dem kann 
aber durch geeignete Unterlageplatten und Befestigungs- 
mittel stark entgegengewirkt werden. 
Was die Kosten der Schwellenbeschaffung für 
Tropenländer betrifft, so hat man im allgemeinen 
gefunden, daß die im Handel für Schwellen aus 
einheimischen Hölzern geforderten Preise sich ganz 
nach den Preisen der eingeführten fremden Schwellen 
richteten, namentlich solange es an Wettbewerb unter 
den einheimischen Händlern mangelte. Die Preise 
fielen erst, wenn man die natürlichen Hilfsquellen 
des Landes nach und nach entwickelt und Wett- 
bewerber großgezogen hatte, indem man gute ein- 
heimische Schwellen zu Preisen kaufte, die immer 
etwas niedriger waren, als die für fremde Schwellen 
gezahlten Preise. Das Anlernen der Eingeborenen 
zur Ausbeutung der einheimischen Wälder hat sich 
durchweg als nützlich erwiesen.
	        
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