Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Kleinere Schäden, die sich ergaben, ließen sich als- 
bald reparieren, haben aber ebenfalls Aufenthalt. 
verursacht. Ein dritter Trakteurzug und Herr Ober- 
leutnant Troost selbst werden in ein bis zwei Mo- 
naten in Swakopmund erwartet. 
Der Weg bis Nonidas ist für die Trakteure 
denkbar schlecht. Auf diesem Wege ist bekanntlich 
der frühere „Dampfochse“ des Oberleutnants Troost 
seinerzeit stecen und endgültig stehen geblieben. 
Nächstes Fahrzlel ist Karibib. Das Kommando der 
Schutztruppe interessiert sich sehr für den Versuch 
und hat ihn in jeder Weise unterstützt. 
Im Zusammenhange mit diesem Unternehmen 
steht das erwartete Eintreffen des Segelschiffs „Alice 
Marie". Die „Alice Marie“ steht im Eigentum des 
Oberleutnants Troost und des Hauptmanns a. D. 
Eberhard; ihr Heimatshafen ist Hamburg. Sie hat 
eine Gasgenerator-Hilismaschine, die es ihr ermög- 
lichen soll, Windstillen und Gegenwinde zu über- 
winden und ohne Kreuzung bis gegen Südamerika 
hin Swakopmund anlaufen zu können. Es wird 
angenommen, daß das Schiff für die direkte Fahrt 
Hamburg—Swakopmund und zurück je fünf bis sechs 
Wochen braucht. Es fährt in freier Fahrt, denkt 
aber dauernd zwischen Swakopmund und Hamburg 
zu laufen, falls es mit ausreichenden Frachten ver- 
sehen wird. In erster Linie soll es die betrüchtliche 
Benzinladung für das Trakteurunternehmen trans- 
portieren. Daneben will es sich aber der Beförderung 
von Staopelgütern der Ein= und Ausfuhr (Kohlen, 
Holz, Zement, Kupfererze usw.) widmen. Falls es 
Kupfererze als Rückfracht bekäme, würde es billige 
Frachtraten stellen können. 
MWarshall-Inseln. 
Probefahrt des neuerbauten Dampfers „Germania“ der 
Jaluit-Gesellschaft. 
Am 12. September fand in der Kieler Bucht 
die Probefahrt des deutschen Dampfers „Germania“ 
statt, welcher von der Werst Germania in Kiel im 
Auftrage der Jaluit-Gesellschaft in Hamburg für 
den Post-, Passagier= und Frachtdienst in den deutschen 
Schutzgebieten der Südsee erbaut worden ist. 
Das Schiff ist 64 m lang, 9,95 m breit, 5,13 m 
tief und hat einen mittleren Tiefgang von 4,57 m. 
Zur Fortbewegung dient eine dreifache Expansions- 
maschine von etwa 1000 indizierten Pferdekräften; 
2 öylindrische Kessel mit rückkehrender Flamme haben 
eine Gesamtheizfläche von 294 am und arbeiten mit 
einem Druck von 12½ Atmosphären. Das Schiff 
fährt in voll beladenem Zustande mit einer Ge- 
schwindigkelt von reichlich 111¼ Meilen. Die Trag- 
fähigkeit beträgt 1000 Tonnen einschließlich Bunker- 
kohlen und Ausrüstung. 
Im Interesse der Sicherheit ist das Schiff mit 
sechs wasserdichten Schotten versehen. Außerdem 
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sind drei Rettungsboote von 8 m Länge und eine 
Gig von 6 m Länge vorhanden. 
Auf dem Brückendeck befinden sich zehn geräumige, 
luftige Kabinen für je zwei Passagiere 1. Klasse. 
Außerdem sind Einrichtungen für zwölf Passagiere 
2. Klasse und 50 Deckpassagiere vorgesehen. Vorn 
im Brückendeck liegt ein geräumiger, geschmackvoll 
ausgestatteter Speiseraum, der mit Bildern der 
beiden Endhäfen der vom Schiff zu fahrenden Linie 
Hongkong und Sydney und einer Abbildung von 
Jaluit geschmückt ist. Auf dem Achterdeck befindet 
sich ein Rauchsalon, der in poliertem Teakholz schön 
ausgeführt ist. 
Besonderer Erwähnung bedarf ein für die Be- 
förderung der Post bestimmter heller, luftiger Raum, 
der mit allen Utensilien und Einrichtungen eines 
kleinen Postbureaus versehen ist. 
Wie für die Passagiere, so ist auch für die 
Unterkunft des Kapitäns und der Schiffsoffiziere 
sowie der Besatzung aufs beste gesorgt. 
Bei der ganzen Elurichtung des Schiffes ist auf 
dessen Verwendung in tropischen Gewässern peinlichst 
Rücksicht genommen. Für elektrische Beleuchtung 
und Ventilation, für moderne Hilfsmaschinen auf 
Deck und in der Maschine ist Sorge getragen. 
Ganz besondere Aufmerksamkeit ist der Anlage der 
Badeeinrichtungen geschenkt worden. 
Das Schiff entspricht in allen seinen Elnrich- 
tungen den höchsten Anforderungen des Germanischen 
Lloyds und der Seeberufsgenossenschaft. 
Bei der achtstündigen Probefahrt, welche in der 
Eckernförder Bucht, von schönem Wetter begünstigt, 
vor sich ging, erwiesen sich das Schiff und die Ma- 
schinenanlage allen kontraktlichen Anforderungen in 
vollem Maße entsprechend. 
Der Probefahrt wohnte für die Kolonlalabtellung 
des Auswärtigen Amts der Geheime Legationsrat 
Hellwig in Vertretung des beurlaubten Direktors 
Dr. Stuebel bei, desgleichen ein Vertreter der 
Relchspostverwaltung. 
Die „Germania“ wird sich bereits in der 
zweiten Hälfte des Monats September in das Gebiet 
ihrer Verwendung begeben und soll am 9. Dezember 
ihre erste fahrplanmäßige Reise von Hongkong aus 
antreten. Sie wird über Jap (Westkarolinen), 
Salpan (Marianen), Ponape und Kusaie (Ostkaro= 
linen) und Jaluit (Marschallinseln) nach Sydney 
fahren und auf dieser Linie den Dienst an Stelle 
der im vorigen Jahr havarierten „Oceana“ ver- 
ehen. 
seb Die Einstellung des allen Anforderungen eines 
Tropenschiffs in vollem Maße entsprechenden Dampfers 
in die von der Jaluit-Gesellschaft betriebene Post- 
linie Hongkong—Jaluit—Sydney ist als ein Zeichen 
des gesunden Fortschritts der Entwicklung unserer 
entferntesten Schutzgebiete, die zwar langsam, aber 
stetig vor sich geht, mit Freude zu begrüßen.
	        
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